"Du bist gar nicht wegen mir weggelaufen?"

Verwirrt hob ich meinen Kopf und blickte in Adrians Gesicht, auf dem sich jetzt sogar ein Miniatur-Lächeln abzeichnete. Stumm schüttelte ich den Kopf.

"Wieso sollte ich wegen dir weglaufen? Das war doch wegen ihr... Und jetzt sag bloß nicht, dass du noch eine Schwester hast!", warnte ich ihn und erinnerte mich im gleichen Moment daran, dass er ja gar nicht wusste, was ich anfangs über Sandy gedacht hatte. Dementsprechend schaute er mich auch verwirrt an.

"Ach Robyn, die Frau bei mir, das war doch nur die Frau von einem Arbeitskollegen... Ich habe anfangs bei denen gewohnt, weil ich in Rom ja niemanden kannte."

Völlig überfordert schüttelte ich den Kopf. "Ich kapier gerade gar nichts. Können wir bitte wann anders darüber reden?" Plötzlich war ich so unendlich müde. Adrian musterte mich kurz, nickte aber dann.

"Okay, aber dann sollten wir auch endlich Klartext reden. Willst du... Geh mit mir essen, Robyn. Heute Abend. Dann haben wir Zeit und Ruhe. Bitte..."

Wieder konnte ich nur nicken, zu mehr fehlte mir im Moment einfach die Kraft. Adrian wollte die Hand nach mir ausstrecken, um ich-weiß-nicht-was zu tun, aber ich wich einen Schritt zurück.

"Sag Sandy Tschüss von mir."

Dann ging ich.

- - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - -

Ich hatte wieder einmal das typische Mädchenproblem.

Nein, nicht das mit den Bauchschmerzen, sondern das mit dem Kleiderschrank.

Ich stand in Unterwäsche und mit noch feuchten Haaren vom Duschen vor den geöffneten Türen und musterte den Inhalt jetzt schon zum tausendsten Mal.

Ich wusste ja noch nicht einmal, wo wir hingehen würden.

Um genau zu sein, wusste ich noch nicht einmal, WANN wir wo auch immer hingehen würden.

Ich seufzte und nahm mir dann eine klassische schwarze Jeans, suchte mir dazu ein nettes Top heraus und schminkte mich dann dezent. Nicht zu viel, versteht sich. Falscher Eindruck und so.

Andererseits, konnte ich überhaupt noch einen falschen Eindruck erwecken? Egal. Ich blieb so, wie ich jetzt war. Und dann setzte ich mich hin und wartete. Irgendwann hörte ich von unten Geräusche. Ich rappelte mich auf, um mich Adrian zu stellen.

Betont langsam ging ich nach unten, zum einen, weil ich nicht den Eindruck erwecken wollte, als hätte ich nur auf ihn gewartet und zum anderen, weil ich verdammt nervös war und Zeit schinden wollte.

Ich folgte den Stimmen und traf in der Küche auf Mama, die sich gedämpft mit Adrian unterhielt. Und da stand er mir in Jeans, einem weißen Hemd und Sakko gegenüber. Seine Haare waren leicht verwuschelt und er hatte diesen Drei-Tage-Bart, der ihm so gut stand. Wie schaffte es dieser Kerl, einfach immer so unverschämt gut auszusehen?

"Hey."

"Hey, du siehst toll aus." Adrian sah mich mit einem warmen Lächeln an und mir stieg die Röte in die Wangen. 'Reiß dich zusammen!', ermahnte ich mich wieder einmal selbst und versuchte meine Mutter zu ignorieren. Ich glaube, sie verstand den Wink, denn sie wünschte uns einen schönen Abend und ging ins Wohnzimmer.

"Wo gehen wir hin?", wollte ich wissen, während wir das Haus verließen und ich die Tür hinter mir zu zog, um mit Adrian zu seinem Auto zu laufen.

"In ein kleines, gemütliches Restaurant, in dem wir ungestört reden können." Er lächelte mich ein wenig schief von der Seite an, bevor er mir die Beifahrertür aufhielt, damit ich einsteigen konnte.

Wieder saßen wir schweigend im Auto, während Adrian konzentriert fuhr. Das Radio spielte leisen Mainstream im Hintergrund und trotzdem war die Stille nicht mehr ganz so drückend, wie vorhin bei Adrian zu Hause.

"Und? Wie war Rom?"

"Eigentlich ganz schön."

"Eigentlich?"

"Ja, eigentlich."

Na gut, dann rede halt nicht mit mir. Ich drehte meinen Kopf wieder so, dass ich aus dem Fenster sehen konnte, als Adrian doch noch weitersprach.

"Ich hatte das erste Mal Heimweh. Das ist mir vorher noch nie passiert."

Noch immer sah er mich nicht an, sondern fixierte die Straße und ich wusste nicht, was ich darauf sagen sollte. Warum hatte er plötzlich Heimweh gehabt? Ich wagte kaum zu vermuten, dass es vielleicht wegen mir gewesen sein könnte.

__________________________

Heute habt ihr euch ein zweites Kapitel echt verdient ;)

Hoffentlich hattet ihr Spaß damit :)

Wir befinden uns im Endspurt, es kommen noch drei Kapitel... Also baaaald wisst ihr endlich, wies ausgeht ;)

Tyskerfie & HeyGuys77


HeartsWhere stories live. Discover now