45

133 15 0
                                    

Ich habe meine Eltern gestern spätabends noch in meinen Plan eingeweiht und sie aus Respekt um ihr Einverständnis gebeten, Esmeralda für einige Nächte mit zu uns zu nehmen, bis wir in meiner Wohnung schlafen können.

Meine Mutter, die sowieso einen Narren an meiner hübschen Freundin gefressen hat, hat sofort zugestimmt. Mein Vater war wie gewohnt etwas reservierter, hatte jedoch auch keine Einwände.

Als ich die Tür aufschließe und Esmeralda den Vortritt gewähre, um ihr Gepäck durch die schwere Haustür zu bugsieren, kommt meine Mama direkt auf uns zugelaufen.

"Hallo Liebes", begrüßt sie Esmeralda herzlich und zieht sie in ihre Arme, noch bevor die sich die Schuhe ausziehen kann. Esmeralda schließt die Augen, lehnt ihren Kopf an die Schulter meiner Mutter und genießt die liebevolle Umarmung.

Noch immer trägt sie ihren rosanen Schlafanzug, hat sich lediglich eine dicke Strickjacke übergeworfen und ist in die nächstbesten Turnschuhe geschlüpft doch das ist uns allen völlig egal. Sie ist hier, bei mir, gesund und frei. Mein Herz schlägt höher als ich realisiere, dass wir es tatsächlich geschafft haben und ich schlucke hart.

Ich bin dankbar, als meine Mutter sich von Esme löst und auch mich in die Arme schließt. Erst, als ich mich an sie schmiege, ihren vertrauten Geruch einatme und das Gefühl von mütterlicher Geborgenheit mich durchströmt, merke ich, wie erschöpft ich bin. Doch ich habe noch keine Zeit, mich auszuruhen. Die Agenda für heute ist voll, ich habe weit mehr Punkte auf meiner To Do Liste als der Tag Stunden hat.

"Kommt mit, ich habe euch Frühstück gemacht", verkündet meine Mutter und streicht mir sanft durch mein kurzes, blondes Haar.

"Ich muss nochmal los", antworte ich zähneknirschend. "Sam und ich müssen den Einsatz mit unserem Chef nachbesprechen."

Meine Mutter legt enttäuscht den Kopf schief. "Du musst doch Hunger haben und geschlafen hast du auch kaum", bemerkt sie mit vorwurfsvollem Unterton.

"Ich weiß. Ich bin in 'ner guten Stunde wieder da, und dann frühstücke ich, ja?" Ich drücke erst ihr einen Kuss auf die Wange und dann Esmeralda. "Aber esst ihr schonmal und dann gehst du hoch und holst ein bisschen Schlaf nach", sage ich fürsorglich an meine Freundin gerichtet.

"Lasst die Taschen hier stehen, ich bringe sie hoch, wenn ich zurück bin. Bis später."

Die nächsten Stunden ziehen wie ein Film an mir vorbei.

Wolf ist sehr zufrieden mit unserer Leistung. Die Ermittlungen der letzten Monate, die in dem heutigen Einsatz gegipfelt haben, sind sehr zufriedenstellend verlaufen. Sowohl er als auch ich sind optimistisch, dass Esmeralda auch noch zu allen weiteren, aktuellen Vorwürfen aussagen könnte und wir den Serafin-Clan auch dafür final zur Rechenschaft ziehen können.

Da die Ermittlungen sowieso vorerst deutlich ruhiger verlaufen werden, bitte ich Wolf um eine Woche Urlaub, die er mir diskussionslos einräumt. Ich brauche die Zeit, um mich um Esmeralda und Nelu zu kümmern und die Wohnung fertig zu stellen. Sam wird derzeit die Stellung halten.

Auf dem Rückweg vom Präsidium rufe ich Louis an. "Jo, wo bist du?", begrüße ich ihn und nippe an dem schwarzen Kaffee, den ich mir an der Tankstelle gekauft habe. "Zuhause, ich bin gerade aufgestanden. Auf dem Weg zur Toilette hat Mama mich angefahren, ich solle gefälligst nicht so trampeln, weil Esmeralda in deinem Bett schläft. Es hat also alles geklappt?", fragt er rhetorisch.

"Ja, zum Glück", antworte ich erleichtert. "Du Louis, musst du heute noch arbeiten?"

"Ne, ich hab frei", antwortet er ganz zu meiner Freude. "Perfekt. Kannst du dich eben fertig machen und mit mir zu Ikea fahren? Ich habe beschlossen, heute einen Großeinkauf zu machen und im Eiltempo die Wohnung fertig einzurichten", teile ich meinen leicht wahnsinnigen Plan mit ihm.

Esmeralda - Smaragdgrüne Augen On viuen les histories. Descobreix ara