Eine Zukunft (Bonus)

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!!!!!!!!!!!ENTHÄLT (MÖGLICHE) SPOILER!!!!!!!!!!!!! Lesen auf eigene Gefahr (sind aber relativ kleine, keine Sorge)


Mondlicht strahlte hell durch die deckenhohen Fenster auf das Bett. Das Muster des Teppichs, die kleine Kommode, der Schrank und der Schreibtisch wurden alle vom kalten Licht bestrahlt. Am mittleren der drei Fenster stand ein Mann und starrte nachdenklich in die Ferne. Er hatte nur eine Hose an, das Hemd in der rechten Hand. Seine Gedanken hingen der Zukunft nach, eine Zukunft, die nichts versprach, zumindest kein Glück für ihn. Die schönsten Sachen waren leider Gottes ja immer die, die man nicht haben konnte. 

Er fuhr sich durch die Haare und ließ schließlich seine Stirn gegen die kalte Glasscheibe sinken. Das Seufzen kondensierte, immer und immer wieder. Er beobachtete seinen Atem, bis von hinten ein leises murmeln und rascheln erklang, gefolgt von dumpfen Schlägen. Nach kurzer Zeit schlossen sich zwei Arme um seinen Bauch und jemand lehnte sich gegen seinen Rücken. 

»Was machst du hier? Du erkältest dich noch!« Er antwortete nicht, sondern lauschte einfach dem Klang ihrer besorgten Stimme. Sie war viel tiefer als sonst und kratzte noch. 

»Lucian! Hör mir verdammt noch mal zu!« Sie ließ ihn los und zwang ihn dazu, ihr in die Augen zu schauen. Es war schwer sich von ihrer Wut antun zu lassen, so klein wie sie war, aber er wusste es inzwischen besser.

An ihrem alten, dünnen Hemd waren die meisten Knöpfe aufgegangen und rutschte an ihrer Schulter hinunter, ihre Hosen waren zerknittert und hatten schon bessere Tage gesehen, die  Haare offen und zerzaust. »Tut mir leid«, murmelte er und drückte sie wieder an sich. 

Sie schmiegte sich an ihn und zog ihn so unauffällig wie möglich zurück zum Bett. Er tat einfach so, als würde er es nicht bemerken und tat überrascht, als sie ihn schließlich ins Bett schmiss und in die Decke einwickelte. »Du weißt, dass es nicht gut für dich ist in der Kälte rumzustehen, so schnell wie du krank wirst.« Sie schlang einen Arm und ein Bein um ihn. »Wieso machst du dann so etwas trotzdem?« Er war eiskalt. Erschrocken ließ sie ihn los, nur um ihn dann noch fester an sich zu drücken. »Wie lange standest du da bitte?! Wirklich, ich habe das Gefühl dir ist dein Leben einfach komplett egal. Wenn nicht für dich, dann mache es doch wenigstens für die Leute, die dir wichtig sind.« Ihr Ton war leise und verletzt. 

Er legte seinen Arm um ihren Rücken. »Definiere wichtig.«

»Alessandro, Niko, Elian, dein Reich. Sind sie dir etwa nicht wichtig?« Er spürte ihre Grimasse an seiner Brust und musste sich ein Lächeln verkneifen. Sie machte sich gerne zu viele Sorgen.

»Nun, sie sind meine Familie, also würde das wohl zutreffen.« Eine vage, nichtssagende Antwort. Er stimmte ihr nicht ganz zu, aber er wollte jetzt keinen Streit und keine Diskussion mit ihr anfangen. Ihre Leben hingen alle an seidenen Fäden, so etwas war einfach nicht mehr wirklich wichtig.

»Heißt das, dass du aufhören wirst bei tiefstem Winter ohne Hemd am Fenster zu stehen? Oder bei Übungskämpfen Shinigami zu benutzen, anstatt eines normalen Schwertes?«

Lucian grummelte irgendwas Unverständliches, damit er ihr nicht die letzte Hoffnung auf Veränderung nahm. Die Hoffnung, dass er damit aufhören würde. 

Er wusste, dass er damit seine eigene Gesundheit gefährdete, aber er musste etwas tun und sie beide wussten, nichts würde ihn davon abhalten. Dennoch hatte er ein schlechtes Gewissen, dass er ihr Sorgen bereitet hatte und ein noch schlechteres, weil er sie gerade anlog. 

»Du weißt doch, dass ich auf mich aufpassen kann. So schnell gehe ich nicht drauf.« Lucian zog ihren schlafwarmen Körper etwas näher an sich. »Eher solltest du was Wärmeres anziehen, du wirst noch krank.« 

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⏰ Last updated: Jan 16 ⏰

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