Kapitel 3 || Crucio

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Ein Mädchen mit grünen Augen hielt einen Zauberstab in der Hand. Der Waldboden war von Blut übersät, man sah Leichen hinter ihr. Ein greller Lichtstrahl änderte sowohl Ort als auch Zeit. Man sieht einen weißblonden Jungen, der seinen Zauberstab waagerecht hielt. Vor ihm stand ein alter Mann. Der Junge hatte Angst, viel Angst. Er wollte gerade einen Spruch zaubern, als sich das Bild auflöste.

Angsterfüllt saß Reva kerzengerade im Bett. Der Traum, der sie nun wahrscheinlich öfters verfolgen würde, jagte ihr Angst ein. Sie war sich sicher, dass diese Szenarien zur Wirklichkeit werden würden.

Reva überlegte, was in welcher Szene denn passierte und wer im Vordergrund stand.

Das letzte war leicht zu erkennen, es war Draco bei seiner Aufgabe. Im zweiten Bild, dass ihr am meisten Angst einjagte, erkannte sie sich selbst. Die Leichen im Hintergrund und das Blut passte perfekt zu den nun nicht mehr liebevoll, sondern Furcht einflößenden grünen Augen, die sonst so viel Licht ausstrahlten. Es war sie selbst, das Bild von ihr, wovor sie am meisten Angst hatte und das sie am meisten vermeiden wollte. Sie hatte Angst vor ihrer Zukunft, Angst, vor ihrem bösen ich.

Etwas verschwitzt zog sie sich an, ihr Kleiderschrank besaß jedoch keine bunten Farben mehr, sie entdeckte nur tristes Schwarz. Nicht einmal ein grün oder Silber der Slytherin Farben ließ sich blicken.

Sie nahm sich das schlichteste Kleid, zog es an und flechtete sich eine Frisur. Unten erwarteten sie schon Narcissa, Lucius, Draco und Bellatrix am Esstisch. Die letzte sah sie abschätzend an, während ihre Schwester versuchte, ihr hübschestes Lächeln aufzusetzen, was ihr sogar gelang.

„Ich werde dich unterrichten.", erschien plötzlich Bellatrix' Stimme. „Alles, was man als Todesserin nun mal braucht. Draco weiß schon Bescheid, vermute ich?"

Draco nickte und Reva tat es ihm gleich. Bellatrix Lestrange gegenüber sollte man am Besten nicht zu viel erwähnen, falls es nicht gerade das ist, was sie hören wollte, sonst würde das noch Konsequenzen tragen.

Nach dem Schweigsamen Frühstück folgten die Hogwarts Schüler der treuen Todesserin die Treppen hoch in ein freies, großes Zimmer. Welche Farbe das Zimmer hatte, war klar. Wie fast alles andere in Malfoy Manor war der Boden bis zu den Wänden und wenigen Möbeln schwarz.

Ihre Großtante zog ihren Zauberstab und wartete gar nicht erst auf eine Reaktion der ihrer Gegenüber, sondern rief sofort: „Crucio!"

Schmerzerfüllt krümmte Reva sich auf den Rücken. Sie schrie, schrie, in der Hoffnung, das jemand sie hörte. Doch es brachte nichts. Der Schmerz kannte kein Ende, je lauter sie wurde, umso länger zog er sich. Er hörte nicht auf, sie war kurz vor dem Zusammenbrechen, als sie Dracos Blick erhaschte. Ihr Freund durfte dem Geschehen nur zusehen ohne etwas unternehmen zu können.

Doch plötzlich, ganz ohne Vorwarnung, bekam sie eine Vision vors Auge geführt:

Die schwarzen Haare der jungen Frau wehren im Wind. Sie einfach stand da, vor vielen Menschen. Jeder, der sie sah, bekam fürchterliche Angst. Das Mädchen bewegte sich zu einem hilflosen Kind zu. Es blickte dem Cruciatus Fluch vors Auge. Die Schreie wären für Außenstehende unerträglich, doch es gab keine mehr. Sie alle sollten Angst haben. Sie genoss die Panik in den Augen ihrer Opfer, bevor sie sie ausmerzte. Sie verinnerlichte ihre Angst und bereicherte sich an ihr, bevor sie sich mit einem sadistischen Lächeln von den am Boden liegenden Leichen abwandte.

Total erschöpft zwang Reva sich auf die Beine, doch fiel sofort wieder hin. Die Vision, die sich ihr eben offenbarte, war ein größerer Schock als der Cruciatus Fluch gewesen. Bellatrix und Draco, die einzigen weiteren im Raum, haben der Vision wohl teilhaben können den auf Dracos Gesicht blanke sich pures Entsetzten, während Bella erschrocken vor ihr zurückwich. Das letzte tat sogar auch Draco, einer ihrer besten Freunde.

Doch Reva reagierte genau gleich darauf, sie wollte vor sich selbst fliehen.

„Der dunkle Lord wird davon unterrichtet werden.", meinte Bella, als sie sich einigermaßen gefasst hat. Als diese den Raum verließ, wandte Reva sich an den Malfoy.

„Draco-", versuchte sie erfolglos Kontakt mit ihm aufzunehmen. Er wollte gehen, doch schnell hielt sie ihn auf. „Das wird nicht so enden, das bin ich nicht, Draco.", flüsterte sie, bevor sie ihn wieder losließ.

Bevor sie dazu kam, riss Draco sich los. „Und das willst du ach so gut wissen, Reva? Das alles kann auch wahr werden, ob du es annehmen willst oder nicht.", meinte er im Vorbeigehen abschätzend.

Sie blieb alleine im Raum stehen. Von einem Tag auf den anderen veränderte sich ihr Leben schlagartig und das gefiel ihr keineswegs. Dunkle Künste, schwarze Magie, Schmerz, Qual. Das alles gehörte zum Todesser sein dazu. Das einzige, dass sie ein kleines bisschen umstimmen könnte, war Macht. Schon seit Anfang Kindesalter hatte sie nichts zu sagen, immer wurde ihr gesagt, was sie tun sollte und nie wurde sie respektiert. Reva hatte Angst, dass der dunkle Lord diese Schwäche erkennen und sie somit auf die dunkle Seite ziehen könnte. Noch nie hat sie Oklumentik gelernt oder mit ihr in Kontakt geraten, weshalb sie ein leichtes Opfer von Legilimentik war. Auch sonst hatte sie keine, beziehungsweise wenige, Stärken oder besonderen Fähigkeiten. Sie konnte nicht einmal einen Patronus heraufbeschwören und hatte ihr Ziel, ein Animagus zu werden, nach ein paar Jahren schon wieder aufgegeben. Ihre einzige Stärke galt dem logischen Denken und auch magische Wesen beeindruckten sie sehr, ob grausame oder friedliche.

Langsam kam Reva wieder zu Bewusstsein. Sie wusste, sie musste sich aus den Ketten des Bösen befreien, das sie immer stärker anzog und sie langsam beeinflusste. Sie musste fliehen, fliehen von der Gegenwart. Fliehen vor der Vergangenheit. Und fliehen vor der Zukunft.

𝐑𝐄𝐕𝐀 || 𝓓𝓪𝓻𝓴 𝓞𝓻𝓭𝓮𝓻𝓼Where stories live. Discover now