"Wie alt war ich bei meinem ersten Kuss?", frage ich ihn.

Wir fahren um eine Kurve, wo ich die Geschwindigkeit verringere, aber danach direkt wieder aufs Gas drücke. Dieses Mal bin ich diejenige, die lacht.

"Du warst 15", schreit er und ich mache es ihm nach und trete heftig auf die Bremse. Mit einem Grinsen sehe ich ihn an und wackle mit den Augenbrauen, bevor wir die Plätze wieder tauschen. Sobald wir angeschnallt sind, fährt Charles wieder los. "Wann war meine erste Pole?"

"Da ist eine Wand", schreie ich, als wir viel zu nah daran vorbei fahren, er aber nur lacht. „Bahrain, 2019!" Wieder tauschen wir die Plätze, wo ich zum Glück jetzt auf der Geraden starten kann. "Woher ist meine Narbe am Bein?"

"Ist das dein ernst?", fragt er mich lachend. "Wieso soll ich das beantworten? Deine Eltern wissen es nicht!"

"Das oder du bleibst da drüben sitzen", lache ich und drücke richtig aufs Gas.

"Angelique, bremsen", schreit er, als ich Vollgas auf eine Kurve zuhalte. "Brems!" Ich bremse noch rechtzeitig, was ihn durchatmen lässt. "Die Narbe an deinem Bein ist nicht von einem Radunfall, sondern als ich mit dir, Pierre und Jules Kart gefahren bin!"

Zu diesem Zeitpunkt wollten meine Eltern nicht, dass ich noch mit den Jungs Kart fahre, deswegen haben wir es heimlich gemacht als ich etwa 13 war. Es gab einen kleinen Unfall und wir haben meinen Eltern dann erzählt, dass ich bei einem Radunfall auf einem sandigen Weg gestürzt bin. Mittlerweile bin ich fast 22 Jahre alt, da können sie kaum noch etwas dagegen sagen, immerhin ist es fast 10 Jahre her.

Das Auto schlingert ein bisschen, als ich auf die Bremse trete und erneut tauschen wir die Plätze. Eine Runde haben wir schon gemacht, somit die letzte Runde jetzt und ich hab vor zu gewinnen und selber über die Ziellinie zu fahren.

Charles fährt los und stellt die nächste Frage: „Wer war mein erster Teammate in der F1?"

Das Auto fährt auf den kurvigsten Teil der ganzen Strecke zu und ich kralle meine Hände in den Sitz und die Halterung. „Charles, nicht so schnell! Mach langsamer!" Fast schon panisch schreie ich diese Worte, was ihn kichern lässt. „Das ist nicht lustig, ich will hier immerhin wieder lebend raus!"

„Also, wer war mein erster Teammate?", wiederholt er seine Frage.

„Marcus Ericsson", kreische ich, als das Auto mit quietschenden Reifen um die Kurve fährt. Bei dieser Runde gibt er echt alles. Dieses Mal läuft Charles ums Auto rum und ich klettere über die Mittelkonsole. Sobald er angeschnallt ist, fahre ich wieder los und bin auf dem geraden Teil der Strecke. „Wer war mein letzter Kuss?"

Das kann er nicht wissen. Er und Pierre wissen nämlich nicht, dass Lando und ich uns geküsst haben. Ich heize die Gerade entlang, drücke richtig aufs Gas und lache.

„Dein Exfreund", schreit er neben mir.

„Nein", lache ich.

Den fassungslosen Blick kann ich direkt auf mir fühlen. „Wie, nein? Wen hast du in letzter Zeit geküsst?"

„Tja mein Guter, das wirst du wohl erraten müssen", lache ich.

„Keine Ahnung!"

Die letzte Kurve und mit einem Jubelschrei fahre ich über die Ziellinie. „Ja! Oh mein Gott, das hat Spaß gemacht", sage ich, nachdem ich abgebremst habe.

Charles sitzt etwas außer Atem neben mir. „Du bist eindeutig mit deinem Bruder verwandt!"

Wir grinsen uns einen Moment an, bevor wir aussteigen und vom Team erwartet werden. Charles und ich klatschen uns ab, bevor wir die Helme abnehmen und dann von der Strecke gehen. Gemeinsam gehen wir zurück zu Ferrari, wo Charles gleich mit Sebastian zu den nächsten Terminen muss. Ich nutze die Zeit und schreibe ein bisschen an meinem Blog und so etwas. Madeline hat keine Zeit gerade für mich, da sie Esteban als persönliche Assistentin zur Seite steht und somit auch bei seinen Terminen dabei ist. Die zwei sind eine interessante Mischung auf alle Fälle.

Da ich draußen unter einem Schirm sitze, kann ich jeden sehen der vorbei läuft. Die meisten sind ziemlich beschäftigt, aber Carlos setzt sich irgendwann zu mir. Wir unterhalten uns eine ganze Weile zusammen, bevor auch er wieder weiter muss, der nächste Termin mit Lando. Der ist vorhin an uns vorbei gelaufen und sehr zum Leiden meines Herzens, ist er nicht stehen geblieben. Vor ein paar Wochen wäre er noch stehen geblieben und die beiden wären gar nicht mehr weg gegangen.

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Renntag ist einfach irgendwie anders. Die Atmosphäre überall, die Aufregung der Fans, die Anspannung bei den Fahrern. Ich laufe heute eher ein bisschen bei den verschiedenen Garagen rum, bevor ich mich von Charles und Pierre verabschiede und sie ins Auto steigen. Auch heute sitze ich neben Xavi, mit einem Headset auf dem Kopf. Während dem Formationlap darf ich noch mit ihm reden, aber danach muss ich die Klappe halten.

Das Rennen läuft für Ferrari nicht so gut. Sebastian ist auf Platz 13 und Charles auf Platz 14, was wirklich nicht optimal ist. Aber dafür lief es für Pierre ganz gut, er fuhr von 12 auf 8. Lando ist von Platz 10 auf Platz 7 gefahren, was mich auch glücklich macht, selbst wenn wir nicht sehr viel miteinander reden momentan. Carlos ist direkt ausgeschieden, was mich auch etwas frustriert.

Am Abend sind wir im Hotel und essen alle zusammen. Den Sonnenuntergang sehe ich mir, wie so oft in letzter Zeit, alleine an. Lando fehlt mir richtig.

You were there for me - Lando Norris FFWhere stories live. Discover now