"Danke", lächelt er.

"Ich beneide dich grad, Alter", ertönt Landos Stimme. "Ich vermisse dein Essen!"

"Wenn wir uns sehen, dann koch ich wieder was, ja?", sage ich und schiebe mir eine Gabel mit Nudeln in den Mund. "Aber schön, wenn du nur mein Essen vermisst."

"Du weißt ganz genau, dass ich dich auch vermisse."

Den ganzen Nachmittag bleibe ich bei ihm, quatsche mit den Jungs über den Stream und hab meinen Spaß. Aber Abends, als ich wieder heim gehe, überkommt mich wieder diese dunkle Decke. Ich fühle mich betrübt, müde, deprimiert. Ich will noch nicht wieder nach Hause, deswegen laufe ich an den Strand. Niemand ist hier. Im Moment trifft man fast keinen Menschen auf den Straßen, hier am Strand ist auch niemand.

Ich bin alleine hier am Strand. Alleine mit dem Sonnenuntergang, den Wellen, meinen Gedanken. Das ist doch alles scheiße. Die einzigen beiden Menschen die ich momentan sehe, sind Pierre und Charles. Mit niemand anderen darf man sich treffen, man darf keine Veranstaltungen abhalten, es finden keine Rennen statt.

Meine Depressionen sind schlimmer geworden, gerade als ich dachte, dass es besser wird. Richtig schlimm ist auch, dass ich keinen richtigen Alltag habe. Ich kann meinen Blog nicht schreiben, denn was soll ich schon berichten? Dass ich den ganzen Tag zuhause war? Dass ich Löcher in die Luft gestarrt habe? Dass ich deprimiert bin? Nein, das kann ich nicht machen. Und eigentlich wollte ich diese Saison auch mit meinem kleinen Nebenprojekt YouTube beginnen, aber das hab ich auch erstmal auf Eis gelegt.

Den Sonnenuntergang sehe ich mir einfach an, in kompletter Stille. Auch danach bleibe ich einfach sitzen. Die Wellen schlagen leise an den Strand, alle heilige Zeit fährt mal ein Auto vorbei. In der Ferne bellen ein paar Hunde, aber ansonsten bin ich alleine.

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So ähnlichen verlaufen die nächsten Wochen. Oftmals bleibe ich bis Mittag im Bett, manchmal verbringe ich Zeit mit Pierre oder Charles oder gehe draußen rum. Ich bin dieses ganze Thema so leid, will endlich wieder Normalität. Ich will wieder reisen, wieder an die Strecken, wieder alle sehen. Die Streams oder Onlinerennen mit den anderen sind ganz interessant manchmal. Oft sitze ich momentan auch bei Charles in der Wohnung auf dem Sofa und höre ihm zu, wie er Klavier spielt. Eines seiner neuesten Hobbies. Er ist wirklich gut.

Es ist heute sehr früh, als ich aufstehe. Eigentlich ist es noch Nacht, aber ich kann nicht mehr schlafen. Seit fast einer Stunde drehe ich mich hin und her, aber an Schlaf ist nicht mehr zu denken. Aus meinem Kleiderschrank hole ich mir eine Leggings und ein altes T-Shirt von Jules, mit seinem Namen hinten drauf. Es ist mir viel zu groß, aber das ist mir egal.

Aus der Küche hole ich mir noch zwei Wasserflaschen, die ich in meinen kleinen Rucksack packe. In meinen Sneaker und einer leichten Jacke verlasse ich die Wohnung, nachdem ich Pierre einen Zettel geschrieben habe, dass ich wandern gehe. Aus der Garage hole ich mir Pierres Auto und fahre zum Parkplatz hoch, wo ich aussteige und mir Kopfhörer rein mache. Es ist noch fast komplett dunkel, die Sonne geht langsam auf.

Ich genieße die Bewegung geradezu, genieße das Brennen in meinen Muskeln, als ich den Berg hoch laufe. Der Kies und Sand knirscht unter meinen Füßen. Ein paar Vögel zwitschern hier und da und manchmal kommt mir ein Jogger entgegen. Oben angekommen setze ich mich auf einen Felsen, genieße den Ausblick. Es ist so wunderschön. Monaco ist in ein goldenes Licht getaucht, die ersten Menschen sind unterwegs.

Auch wenn es noch früh ist, hole ich mein Handy raus und wähle Landos Nummer. Es klingelt ein paar Mal, aber er geht ran.

„Hi", murmelt er verschlafen. „Wie gehts dir?"

„Hey. Naja. Du kennst mich", antworte ich. „Ich sitze oben auf dem Berg. Die Sonne ist grade am aufgehen. Gott Lando, es ist so schön! Du müsstest es sehen. Warte, ich schick dir ein Bild."

Ich nehme mein Handy nur so lange vom Ohr, damit ich ihm ein Bild schicken kann. Er sieht es sich an, bevor er mir antwortet: „Es sieht wirklich toll aus. Man, ich wünschte ich könnte jetzt bei dir sein."

Mein Herz zieht sich schmerzhaft zusammen. Ich vermisse Lando. Ich vermisse ihn so schrecklich. Meine Gefühle für ihn sind nicht mehr nur freundschaftlich. Nein, sie gehen so viel tiefer, aber ich kann es ihm nicht sagen. Ich würde niemals unsere Freundschaft gefährden.

„Ich wünsche auch, dass du hier wärst", sage ich leise, aber dann fühlt sich meine Kehle wie zugeschnürt an. In mir ist eine Panik, die aus mir raus bricht. Schluchzer schütteln meinen ganzen Körper, Tränen rollen über meine Wangen und mein Atem geht nur noch stoßweise.

„Angie? Angie? Ist alles okay bei dir? Was ist los?" Lando klingt panisch, als er immer wieder meinen Namen ruft. „Angelique!"

Ich rutsche vom Felsen auf den Boden, das Handy weiterhin fest an mein Ohr gepresst. „Das wird mir langsam alles zu viel, Lando. Die Nachrichten, niemanden zu sehen. Es wird zu viel."

„Hey, hey, hey. Hör mir zu, ja? Wir atmen jetzt mal ganz langsam. Einatmen. Ausatmen." Er macht es mir vor und so gut ich kann, folge ich ihm. Lando atmet so lange mit mir, bis ich wieder gleichmäßig atme. „So ist's gut. Es ist alles okay. Ich bin mir sicher, dass sich alles in den nächsten Wochen bessern wird, ja?"

„Ich hoffe es", flüstere ich.

Ich hoffe es wirklich.

You were there for me - Lando Norris FFWhere stories live. Discover now