Manchmal gehe ich mit Charles hier hoch, um die Aussicht zu genießen oder wenn einer von uns in Ruhe nachdenken will. Der Weg ist zwar ein bisschen steiler zum Teil, aber auch für unerfahrene Wanderer machbar. Unter dem laufen, reden wir ständig und sie erzählen mir von gestern Abend. Ich hab anscheinend mit Lando getanzt, mich mit allen unterhalten und es war ein toller Abend. Es ist angenehm, dass die Sonne nicht direkt auf uns scheint, trotzdem ist es warm.

Oben angekommen, setzen wir uns alle auf einen der großen Felsen. Monte-Carlo liegt unter uns in seiner ganzen Schönheit. Die Häuser sehen winzig aus, genauso wie die Jachten auf dem Meer. Ein paar Menschen sind am Strand, die Vögel fliegen über uns und eine leichte Briese weht.

Genießerisch schließe ich die Augen und atme ein paar Mal tief ein und aus. In diesem Moment fühle ich mich so frei, so leicht.

"Wir müssen wieder öfter hier rauf", sage ich leise, als ich meine Augen wieder öffne.

Charles summt zustimmend. Wir bleiben oben sitzen, trinken unser Wasser und unterhalten uns. Es ist bereits früher Abend, als wir wieder nach unten gehen. Wir entscheiden uns, dass wir direkt in ein Restaurant zum essen fahren wollen, einem Mexikaner.

Wir sitzen draußen auf der Terrasse, die in einem Art Hinterhof liegt. Ich hab mir ein Glas Wasser bestellt, während die Jungs ein Bier trinken. Zur Vorspeise haben wir uns Nachos bestellt, die wir uns alle teilen.

"Hm, die sind so gut", seufze ich und schiebe mir einen weiteren Nacho mit Käsesoße in den Mund.

Die drei lachen, als ich mir gleich noch einen in den Mund schiebe.

"Pass auf, sonst hast du nachher keinen Hunger mehr", warnt mich Lando.

Mit aufgerissenen Augen sehe ich ihn an. "Hm, du kennst mich schlecht mein Freund! Dieses Chili hier, ist einfach göttlich! Es ist mit Käse überbacken und das Knoblauchbrot dazu. Hhhmmmmm."

"Sie isst wirklich die ganze Portion", stimmt mir Pierre zu. "Sie liebt es."

In diesem Moment werden unsere Hauptspeisen gebracht. Ich hab das Chili, die drei essen Burger mit Pommes. Sofort nehme ich einen Löffel von meinem Essen und schiebe ihn mir in den Mund. Himmlisch. Einfach richtig gewürzt, genau die richtige Schärfe. Nach ein paar Löffeln, halte ich Lando einen Löffel von meinem Essen hin.

"Probier mal", fordere ich ihn auf.

Mit hochgezogenen Augenbrauen isst er ihn, bevor er mich begeistert ansieht. "Das ist wirklich gut! Willst du tauschen?"

"Vergiss es", lache ich, schnappe mir aber von seinem Teller eine Pommes.

Während des Essens ärgern wir uns alle gegenseitig, reden, lachen miteinander. Charles und Pierre beschließen dann mit dem Auto wieder zurück zu fahren, während Lando und ich zu Fuß gehen wollen. Ja, wir waren heute wandern, aber ein bisschen will ich noch Zeit mit ihm alleine verbringen, bevor er morgen wieder nach England fliegt und ich ihn dann eine ganze Zeit nicht sehen werde.

Wir laufen schon eine Weile nebeneinander her, als Lando sagt: "Ich hab dir dein Geschenk zwar zu den anderen gestern gelegt, aber ich wollte dein Gesicht sehen, wenn du es bekommst."

"Jetzt machst du mich neugierig."

Er grinst zu mir rüber. "Du kommst an dem Wochenende nach dem Rennen in Japan zu mir nach England, wir machen drei Tage einen Roadtrip und dann gehen wir zum Ed Sheeran Konzert in London."

Sobald die Worte bei mir ankommen, bleibe ich stehen. "Ed Sheeran? In London? No fucking way!"

"Doch. Ich hab uns Karten organisiert."

Mit einem lauten Kreischen springe ich in seine Arme, schlinge Arme und Beine um ihn. "Oh mein Gott. Oh mein Gott. Danke, danke, danke!"

Er hält mich fest an sich gedrückt, dreht uns ein paar Mal in Kreis. Ich löse mich ein bisschen von ihm, damit ich ihn ansehen kann. Mit ziemlicher Sicherheit sehen wir beide gerade gleich aus. Seine Augen strahlen in meine hoch, er lächelt so sehr, dass sein Grübchen zu sehen ist. Mein eigenes Lächeln verschwindet gar nicht mehr von meinem Gesicht.

Das ist das beste Geschenk, was ich bekommen habe. Ein Roadtrip in England und als Abschluss ein Konzert in London von Ed Sheeran. Ich liebe seine Musik, kenne alle seine Lieder.

Lando lässt mich wieder runter, erzählt mir mehr von dem was er geplant hat für die paar Tage, die wir unterwegs sein werden. Wir werden am Freitag starten und dann einfach ein bisschen durch Südengland fahren, die letzte Nacht werden wir in London verbringen, bevor wir beide dann nach Mexiko fliegen werden.

Wir beide laufen einfach die bekannten Straßen entlang, ich realisiere gar nicht wo wir eigentlich entlang laufen, bis ich das bekannte Schild sehe. 'Friedhof'. Und in diesem Moment erinnere ich mich was heute für ein Tag ist. Heute vor 5 Jahren hatte Jules seinen Unfall. Heute ist der Tag, der mein Leben für immer verändert hat.

Ich hab den ganzen Tag nicht an ihn gedacht. Ich hab den ganzen Tag nicht daran gedacht, was heute eigentlich für ein Tag ist. Ich hab es einfach vergessen.

Ohne groß darüber nachzudenken, schnappe ich mir Landos Hand. "Kann ich dir was zeigen?"

Er nickt verwirrt, lässt sich von mir aber zum Friedhof ziehen. Den Weg zu Jules Grab könnte ich blind laufen, so oft bin ich die letzten Jahre her gekommen. Währenddessen halte ich die ganze Zeit Landos Hand in meiner.

"Ich komme in der Regel alleine her oder mit Pierre oder Charles, manchmal mit meinen Eltern. Du bist die erste Person, die ich mit zu seinem Grab nehme." Lando drückt meine Hand einmal. "Heute ist der Jahrestag seines Unfalls, das hab ich vergessen. Den ganzen Tag hab ich nicht einmal an ihn gedacht."

Am Grab angekommen, entferne ich ein paar Blätter davon, richte die Blumen in der Vase, bevor ich mich wie meistens hinsetze. Lando setzt sich neben mich, betrachtet mit mir den Grabstein.

"Hey Jules", sage ich ohne groß darüber nachzudenken und fasse an meine Halskette. "Ich war lange nicht mehr hier, ich weiß. Gestern war mein Geburtstag, aber das weißt du ja. Alle haben mich mit einer Party überrascht und Madeline ist wieder da. Sie wird zu mehr Rennen kommen, worüber ich mich freue. Erinnerst du dich noch an Lando? Er ist heute mit dabei."

Lando überrascht mich, als er anfängt zu sprechen: "Hi, ähm ich bin überrascht, dass sie von mir erzählt hat, wenn ich ehrlich bin. Ich hab viel gehört von dir, sie erzählt mir ständig von Sachen die ihr miteinander erlebt habt."

Mein Herz wird ganz warm und in meiner Magengegend beginnt es zu kribbeln. Lando ist der erste außenstehende Mensch den ich hier mit her nehme. Noch nicht mal meinen Exfreund habe ich mitgenommen und dass Lando mit ihm spricht und mich nicht für völlig verrückt abstempelt, bedeutet mir viel.

"Natürlich hab ich von dir erzählt." Ich stupse ihn in den Oberarm. "Immerhin weißt du so gut wie alles über mich und ich glaube ihr hättet euch gemocht."

Das ist noch nicht mal gelogen. Die beiden wären vermutlich ausgezeichnet miteinander ausgekommen.

Lando und ich bleiben noch eine ganze Weile sitzen, reden miteinander, mit Jules, genießen die Ruhe hier und den Augenblick. Wir bleiben sogar den Sonnenuntergang hier sitzen, bevor wir dann wieder in Richtung zuhause gehen. Lando und ich halten uns weiterhin an der Hand, ich gehe nahe bei ihm, da es doch langsam kühler wird.

Bei mir angekommen, bleiben wir vor der Haustür stehen. Lando geht ins Hotel zurück und fliegt morgen dann nach Hause nach England, packt seine Sachen und ist dann Anfang der Woche schon auf dem Weg nach Japan.

Wir umarmen uns heute fest und lange. Mein Gesicht hab ich an seiner Halsbeuge vergraben, atme tief ein. Auch er hat sein Gesicht in meinen Haaren vergraben. Eine ganze Weile stehen wir so da, bevor wir uns voneinander lösen.

"Viel Glück nächste Woche", sage ich.

"Wir sehen uns in zwei Wochen", verabschiedet er sich, bevor er zu seinem Mietwagen geht.

Ich winke ihm noch zu, bevor er fährt und ich nach drinnen gehe.

You were there for me - Lando Norris FFWhere stories live. Discover now