draco malfoy

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Zwei Wochen waren vergangen seit der Verhandlung. Zwei Wochen, in denen Draco Malfoy ruhelos durch die Gänge des Manors streifte. Gleich nach der Verhandlung hatte man den Malfoy-Erben auf das Familienanwesen verfrachtet. Den Zauberstab hatten sie ihm noch nicht wiedergegeben, ebenso wenig wie seine Würde. Auf Letzteres würde er so oder so noch eine Weile verzichten müssen.
Er war noch immer ein Gefangener.
Was hatte er auch erwartet? Dass sie ihn einfach freilassen würden, mit Zauberstab, einer frischen Ladung handgeschneiderter Roben und dem Familiengold aus Gringotts?
Natürlich nicht.
Einmal am Tag wurde ihm eine Eule mit dem Tagespropheten zugesendet. Es ging um neue Gesetze, Rekrutierungsversuche des Ministeriums— offensichtlich gab es zu wenige Auroren— und vereinzelte Angriffe auf Muggel. Dreimal am Tag erschien annehmbares Essen auf dem dunklen Eichenholztisch im Speisesaal.
Dann, exakt zwei Wochen nach der Verhandlung klopfte es an der Tür. Er befand sich gerade in den Gärten des Anwesens, denn vor einigen Tagen hatte er festgestellt, dass die magische Fußfessel ihm erlaubte auch die Gärten zu betreten. Zugegeben, er hatte die Gärten nie besonders gemocht. Sie rochen unangenehm süßlich, beinahe künstlich. Das hatte wahrscheinlich mit den vielen Zaubern zu tun, die seine Mutter auf die weißen Rosen angewendet hatte. Weiß und Grün, andere Farben fand man in diesem Garten nicht. Reinweiß, Slytheringrün.
Trotz allem waren die Gärten besser als die endlosen Gänge des Manors, die das Labyrinth seiner Gedanken der letzten Wochen beinahe bildlich verkörperten. Düster und endlos.

Als das Klopfen ertönte— ein magisches Klopfen, selbstverständlich— begann er also langsam durch die Gärten bis zur Hintertür des Manors zu schlendern. Er ließ sich mit Absicht Zeit. Ihm war klar, dass hinter dem Klopfen Ministeriumsangestellte stecken musste. Mit Sicherheit hatte niemand sonst Zugang zum Manor. Da diese ihm aber nicht nur Zauberstab sondern auch Hauselfen entzogen hatten, musste er nun zur Tür laufen. Wie ein verdammter Muggel. Deswegen würde er sich Zeit lassen.
Als er endlich die Hand auf das kühle Metall der Türklinke legte, ziepte die Fußfessel ein wenig. Ganz so als wollte sie ihn auf die vor ihm liegende Grenze aufmerksam machen wollen. Er brummte abschätzig, dann öffnete er die Tür.

"Mr Malfoy", nickte ein Zauberer, dessen Gesicht ihm vage bekannt vorkam. Irritiert musterte er das junge Gesicht. Rund, freundlich und doch irgendwie abgekämpft. War der junge Mann bei der Verhandlung gewesen?
Wahrscheinlich.

"Darf ich reinkommen?"

Draco bemerkte erst jetzt, dass er wie versteinert auf den etwas kleineren Mann hinabgestarrt hatte. Er räusperte sich und trat beiseite. Der Ministeriumsangestellte trat ein. Seine Schritte hinterließen ein hallendes Geräusch in der Marmorhalle.

"Amadeus Finley mein Name. Ich bin ihr zugewiesener Supervisor", Finley streckte ihm seine Hand entgegen und Draco war so überrumpelt, dass er sie ergriff.

"Draco Malfoy", stellte er sich überflüssigerweise vor.

"Wo gehen wir hin, um die Details zu besprechen?", fragte Finley und rümpfte die Nase, als er den schwarzgefliesten Eingangsbereich betrat. Offensichtlich hatte nicht nur Draco Vorbehalte gegenüber seinem Supervisor, sondern auch sein Supervisor gegenüber ihm.

"Folgen sie mir."

Stumm beschritten die beiden Männer den Weg zum Speisesaal. Objektiv betrachtet war das der beste Ort um unangenehme Gespräche mit unangenehmen Menschen zu führen. Der Tisch war groß und man konnte viel Abstand zueinander bewahren.
Einer der Nachteile war wohl, dass er nicht unbedingt schöne Erinnerungen mit diesem Ort verknüpfte. Immerhin war eine Hogwarts-Professorin auf diesem Tisch von Nagini verspeist worden. Das ihm diese Erinnerung regelmäßig den Appetit verdarb, war wohl überflüssig zu erwähnen.
Trotzdem wollte er unangenehme Gespräche über seine ungewisse Zukunft als Ex-Todesser, Verräter und potenzieller Spion (letzteres war nur eine Mutmaßung seinerseits) lieber an einem ohnehin schon unangenehmen Ort führen. Die wenigen schönen Orte die ihm im Manor geblieben waren, sollten ihm auch erhalten bleiben.

"Also, Mr Malfoy, wir werden heute grob den Plan der nächsten Wochen besprechen."

Draco sagte nichts und beobachtete nur, wie der Zauberer ihm gegenüber einen Stapel Dokumente hervorzog.

"Sie haben sich bereit erklärt das Ministerium im Kampf gegen die letzten Todesser zu unterstützen. Im Gegenzug dafür erhalten sie vollständigen Straferlass. Das bedeutet-", an dieser Stelle schaltete Draco ab. Über die rechtlichen Dinge war er informiert. Er wusste, was von nun an seine Rechte sein würden. Vorausgesetzt, dass er seine Pflichten erfüllen würde.

"Haben sie noch Fragen diesbezüglich?", drang die Frage nach einer gefühlten Ewigkeiten von Paragraphen und (laut Draco offensichtlicher) Fakten zu ihm durch.

Draco schüttelte den Kopf. Ein bisschen ungeduldig zog er die Augenbraue hoch.

"Gut, dann erkläre ich ihnen nun, wie es jetzt weitergehen wird. Morgen wird ein Geistheiler kommen. Er wird sie untersuchen. Nachsehen, ob und welche psychischen Schäden sie erlitten haben. Am Tag darauf wird ein Heiler des St. Mungos ihren körperlichen Zustand überprüfen. Währenddessen wird ein Gremium entscheiden, ob und wie sie dem Ministerium von Nutzen sein können. Wenn dann alles abgeklärt ist, werden sie am Ende der Woche den Unbrechbaren Schwur leisten müssen." Finley räusperte sich und warf Draco einen misstrauischen Blick zu, „Im Idealfall sind sie dann bereit, ihre Aufgabe anzutreten."

Die Tatsache, dass das Ministerium einen solch durchgetakteten Ablauf für ihn vorgesehen hatte, verriet ihm, dass er wahrscheinlich nicht der Einzige ehemalige Todesser war, dem dieses Vereinbarung angeboten wurde.
Er hoffte nur, dass er nicht für Spionage Zwecke eingesetzt werden sollte. Das wollte er nicht. Konnte er nicht.

GESCHICHTEN AUS DEN DREI BESEN ( oneshots ) Where stories live. Discover now