Dunkler, dunkler Wald

Maddison

Ich schrie. Ich schrie, weil James und weil Amy geschrien hatten. Es schallte so lange durch den nächtlichen Wald, bis uns die Puste ausgegangen war. Dann brach ich in Tränen aus und versteckte mich in dem Stoff meiner Jeansjacke. James ging es nicht gut. Und uns auch nicht. Amy rief noch immer hysterisch den Namen ihres Freundes. Nur mein Bruder Will bewegte sich nicht. Seine Miene war wie versteinert. ,,James" flüsterte er. ,,Da ist James..." Ich starrte ihn an wie einen Irren. Sein Gesicht war kreidebleich, die dunklen Ringe unter seinen Augen wurden wieder deutlicher sichtbar. Dann folgte ich dem Lichtkegel seiner Taschenlampe.

Meine Knie wurden weich und ich musste würgen. Will streckte seinen Arm nach mir aus, wie mechanisch, während sein Blick immer noch auf der Leiche ruhte. Sie war nur wenige Meter von uns entfernt. „James!" hauchte Amy und rannte los, zu dem völlig verunstalteten Körper ihres Freundes und fiel neben ihm auf die Knie. Sie schrie seinen Namen und schluchzte laut auf. Ich nahm Wills Hand die er mir hingestreckt hatte und zog ihn mit mir zur Leiche. Ich wollte Amy trösten, aber kaum war ich nah genug an James dran um ihn zu sehen, zog sich in mir alles zusammen und ich übergab mich mehrmals auf den Waldboden. Man konnte ihn überhaupt nicht mehr erkennen. Seine Arme und Beine waren aufgerissen und man konnte seine Knochen in den offenen Fleischwunden sehen. Seine Bauchwand war zerfetzt und man sah seine Gedärme die unter der gerissener Haut hervorquellen. Es war ein Bild wie aus einem Alptraum.

Will zog Amy und mich wieder weiter von der Leiche weg und nahm uns in den Arm. Ich heulte noch immer Rotz und Wasser, während Amy hingegen nur in Wills Armen zitterte wie Espenlaub. Sie hatte sich gerade wieder so im Griff. Die Arme. Dann sah ich meinen Bruder an. Ein kalter Schauer lief mir über den Rücken, als ich sah, wie seine Mundwinkel ständig leicht zuckten. In der Hoffnung mich zu irren blinzelte ich die Tränen weg. Doch sein Blick sprach Bände. Er war nicht nur entsetzt sondern auch erfreut über den Tod seines besten Freundes. Als mir das bewusst wurde, wurde mir schwarz vor Augen.