Kapitel 1: Trauer und Licht

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KAPITEL 1

- Trauer und Licht -


- Malfoy -


Es war ein kühler Herbsttag. Eine hauchdünne Schicht Schnee ruhte auf der, mit bunten, teils verfaulten Blättern übersäten dunklen Erde und der eisige Wind wehte jedes Wort davon. Am trüben Himmel, färbte sich ein schmaler Streifen dunkelblau und die grauen Wolken, trieben umher, als wären sie Rauch.

Auf einer winzigen, geschützten Lichtung in einem einsamen Wald, dessen Bäume Hüte aus Schnee zierten, hatte sich eine kleine Menschenmenge, dicht aneinander gedrängt, versammelt. Um sich vor der Kälte zu schützen, trugen sie alle Mäntel, Schals und Mützen, welche fast ausschließlich schwarz waren, genauso, wie der Grabstein, mit der goldenen Schrift und den aufwändigen Verzierungen, um welchen sie in Form eines Halbkreises standen. Unter den Anwesenden herrschte eine gedrückte Stille. In dieser Stille lagen jedoch so viele unausgesprochene Worte und Gedanken. Sie wurde lediglich von einem durchgehenden Schniefen und der Rede eines alten Zauberers mit mitleidiger Miene durchbrochen.

„... wir alle sind sprachlos und geschockt aufgrund des Verlustes, denn sie ist nun endgültig von uns gegangen. Ich denke jedoch, dass Mr. Malfoy selbst vielleicht einige Worte sagen möchte", schloss dieser und blickte Draco Malfoy fragend und zugleich verständnisvoll an. Der angesprochene Zauberer mit den grauen Augen, die sonst so viele Gefühle offenbarten, jetzt jedoch nur leer, kraftlos und verloren wirkten, und dem weißblonden Haar, typisch für die Malfoys, dass in diesem Moment aussah als hätte es den üblichen Glanz verloren, nickte fast unmerklich und trat schweren Schrittes, ein wenig zögernd nach vorne, vor die Versammelten. Mit einem tiefen, schmerzendem Atemzug bereitete er sich auf das Kommende vor und öffnete schließlich seinen trockenen, kratzenden Mund. Wie sollte er alles was in seinem Kopf vorging nur in Worte fassen?

„ Astoria. Du warst ein wundervoller Mensch. Ich kann es nicht mal ansatzweise beschreiben wie perfekt du warst. Du warst einfach immer so sorglos, als hättest du alle Leichtigkeit dieser Welt, sogar in der schwierigsten Zeiten. Ich habe dich geliebt, mit jeder einzelnen Faser meine Herzens und ich bedaure es zutiefst, dass du dieses Schicksal erleiden musstest..." Er holte erneut tief Luft. Es war ein schwacher Versuch, sich zu beherrschen, doch irgendwo tat die kalte, frische Luft gut. Die heißen Tränen standen dennoch bereits in seinen Augen und verwandelten das leere Grau in ein unkontrolliertes, stürmisches Meer.

„Dank dir, ist meine Welt zu einem besseren und glücklicheren Ort geworden. Du hast mir Hoffnung gegeben, warst immer für mich da, hast an mich geglaubt und mich angetrieben, immer und insbesondere dann, wenn ich selbst nicht sonderlich von mir überzeugt war. Bevor du in mein Leben getreten bist, hatte ich keinen Halt und war... allein. Du warst meine Rettung, das beste, was mir jemals hätte passieren können und ich würde alles dafür geben, eingeschlossen mein eigenes Leben, nur damit du jetzt hier stehen könntest. Astoria, ich weiß nicht mal womit ich dich verdient habe, aber, auch wenn du es immer abgestritten hast, du hättest jemanden besseren als mich heiraten sollen. Ich hoffe, dass ich für dich trotzdem irgendwo, irgendwann vielleicht ein guter Ehemann war."

Einsam, verloren, voller Schmerz, Elend, Reue, Sehnsucht und Verständnislosigkeit rollte die erste Träne über Dracos bleiche Wange. Er lächelte.

„Du würdest mir jetzt einen dieser vorwurfsvollen Blicke zuwerfen, wie du es immer getan hast, wenn ich an mir selbst gezweifelt habe und alle Gründe aufzählen, warum ich ein guter Mensch wäre. Ach Astoria, wie konntest du nur immer so viel in mir sehen? Egal. Eines will ich dir noch versprechen."

Dracos Blick wurde wieder fester, entschlossener. Während er weiter sprach, sah er in die Menge, in das Gesicht seines Sohnes.

„Vertraue mir Astoria, ich werde für Scorpius sorgen und alles, was in meiner Macht steht tun, um ihn zu beschützen. So vieles hat er nur von dir und ich weiß, dass er das aller Wichtigste für dich ist -... war."

Kurz wandte er sich ab, um die Tränen, welche ihm die Sicht vernebelten, mit seinem Ärmel so gut es ging, verschwinden zu lassen. Mit einem letzten Blick in die Menge und den Worten: „Danke, dass ihr alle gekommen seid. Ich weiß das wirklich zu schätzen", beendete er seine Rede.

Die Hexen und Zauberer nickten ihn aufmunternd an. Nach und nach gingen sie einzeln nach Vorn und legten sorgfältig, gemeinsam mit ihren Wünschen und Erinnerungen an die verstorbene Hexe, weiße Rosen auf Astorias Grab.

Es dauerte nicht lange, bis die meisten Trauernden von der Lichtung diasapparierten und in ihren Häusern Schutz vor der Kälte suchten. Der verbliebene Rest bestand aus Draco, welcher mit gefalteten Händen und gesenktem Blick vor dem Grabstein seiner Ehefrau stand, seinem Sohn Scorpius und drei weiteren Gestalten, die in dem Schutz der Bäume fast wie Schatten wirkten.

Scorpius musterte seinen Vater, von welchem er so gut wie jedes äußerliche Merkmal, von den weißblonden Haaren, bis hin zu der Körpergröße, geerbt hatte. Er zögerte einen kurzen Moment lang, trat dann jedoch ebenfalls vor das Grab. Emotionslos starrte er auf die goldene, geschwungene Gravierung.

~ Ein Hoffnungsschimmer in der Dunkelheit ~Where stories live. Discover now