Emotionen und Gefühle

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Oft hören Autoren die Kritik, dass sie „mehr Gefühle“ in ihre Geschichte hineinbringen sollen. Ich denke, dass nicht wenige mit diesem Ausdruck erstmal wenig anfangen können, sobald es um die praktische Umsetzung geht. Man liest sich sein Geschriebenes nochmal durch und denkt sich, wo fehlen da denn die Emotionen? Wie soll ich das denn verändern? Um die Wirkung des Ganzen zu zeigen, möchte ich euch hier einen kleinen Beispieltext geben:

Anna wachte plötzlich auf und drehte sich in ihrem Bett herum. Sie warf einen Blick auf das kleine rosa Schaf auf ihrem Nachttisch, welches eigentlich ein Wecker war und ihr anzeigte, dass es bereits kurz vor Aufstehenszeit war. Das Mädchen schloss die Augen, weil es noch die letzten Minuten der Ruhe nutzen wollte.

Das war das Beispiel mit wenig Emotionen, welches ich nun verändern werde:

Anna wachte abrupt aus einem tiefen Schlaf auf und drehte sich müde in ihrem gemütlichen Bett herum. Sie warf angestrengt einen Blick auf das kleine rosa Schaf auf ihrem Nachttisch, welches eigentlich ein Wecker war und ihr anzeigte, dass es bereits kurz vor Aufstehenszeit war. Das Mädchen kniff stöhnend die Augen zusammen, in der Hoffnung, noch die letzten Minuten der Ruhe nutzen zu können.

Vielleicht bemerkt ihr den Unterschied bereits, ich stelle aber nochmal die Unterschiede dar:

abrupt“, „tiefen Schlaf“, „müde“, „gemütlich“, „angestrengt“, „stöhnend“, „kniff die Augen zusammen“, „in der Hoffnung“

Das sind alles Formulierungen, die Gefühle vermitteln. Ihr seht, dass man tatsächlich ziemlich viele Adjektive in einen Satz hineinbringen kann, ohne dass er überladen wirkt. Aber nicht nur Adjektive erfüllen ihren Zweck, sondern auch Verben und ganze Sätze. Nutzt man Verben, die eine Handlung beschreiben, welche man mit einer gewissen Emotion in Verbindung bringt, dann vermittelt dies dem Leser das gewünschte Gefühl. Die „Augen zusammenzukneifen“ ist etwas anderes, als sie zu schließen. Es wirkt anders auf den Leser und macht so einen Unterschied in der Geschichte.

Insgesamt kann man also gut Emotionen vermitteln, indem man auf die Mimik, also die Gesichtsausdrücke, der Figur eingeht. Ja, eine Figur darf auch dann Mimik besitzen, wenn sie allein ist. Das Beschreiben der Geräusche, die der Charakter macht, und wie er seinen Körper bewegt, das gehört ebenso dazu und sollte man immer berücksichtigen. Genauso sollte man sich als Autor fragen, wie sich die Situation gerade anfühlt, welche Sinneswahrnehmungen die Figur hat. Was sieht, hört, riecht, spürt, schmeckt sie? Ist das Bett hart? Ist ihr kalt oder warm? Ist sie müde oder energetisch? Wie muss sich ihr Körper anfühlen? Stelle dir selbst genau diese Wahrnehmungen vor, bevor du die Szene schreibst, und beschreibe sie detailliert. Das wird automatisch mehr Emotionen in deine Geschichte hineinbringen.

Mein Guide zum Schreiben von GeschichtenWhere stories live. Discover now