In der Höhle: Rainfall

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Der Anblick sorgte dafür, dass Moradins Fragen, warum die Untoten aufstanden oder weshalb er sie vorher nicht wahrgenommen hatte, in seinem Hals stecken blieben. Es war, als hätte er etwas im Hals stecken. Die menschlichen Leichen erhoben sich mit vereinzelten, ruckartigen Bewegungen und einige zogen sich mit verdrehten Gliedern über den Boden, als könnten sie ihre Opfer nicht schnell genug erreichen.


Neben sich bemerkte Moradin Jekyll, der leise fluchend neben seiner Trage rannte, und dabei versuchte, irgendwas in seinen Gürteltaschen zu finden. Am Ende der Trage war Henrik bereits leicht am Keuchen.

‚Warum kämpfen sie nicht? Sie sind schneller und bewaffnet?' Moradin beobachtete die Untoten und sah seine Frage bald beantwortet. Für kurze Zeit schien es der Gruppe zu gelingen zu entkommen, doch wurden die Bewegungen der Untoten nicht nur immer schneller und flüssiger, sie schienen von allen Seiten zu kommen.


Nach ein paar Minuten sah er, wie die ersten Untoten fast schon zu rennen begannen. Einige mit ausgestreckten Armen und andere auf allen Vieren. Es dauerte nicht lange bis die Otterzwillinge auf allen Vieren zwischen ihren Kameraden hin und her rannten. Wann immer einer der Untoten den Tragenden zu nah kam, wurde dieser von Jekyll oder seinem Bruder Hyde überwältigt. Da die Untoten größer waren brachen die beiden Otter ihnen die Beine, um sie aufzuhalten. Allerdings hielt es die Monster nicht davon ab weiter hinter ihren Opfern her zu kriechen.

Das furchtbare Stöhnen, der von ihren nassen Körpern ausgehende Gestank nach Verwesung und das Geräusch brechender Knochen, ließ Moradin das Blut in den Adern gefrieren.

Als sie eine Höhle in den Hügeln erreichten, wussten die Brüder nicht, wie lange die Gruppe bereits auf der Flucht war. Sie sahen nur, dass die Höhle für einen solchen Fall vorbereitet schien. Moradin bewunderte die Gruppe inzwischen dafür, dass sie trotz des Ballasts, den er und Bran darstellten, es bis in die Höhle geschafft haben. Er konnte sich noch nicht einmal vorstellen, welche Anstrengung die Otter unternommen hatten, sie die ganze Zeit über zu beschützen. Plötzlich hörte er einen Schrei, gefolgt von einem Schuss und Sekunden später, wie etwas mit viel Kraft zugeschlagen und verriegelt wurde.


‚Was ist passiert?' Moradin traute sich nicht Laut zu fragen, dennoch erhielt er schnell eine Antwort. Hyde hielt sich die linke Schulter und das Blut, welches von seinem Arm auf den Boden tropfte, erfüllte die Höhle mit seinem Geruch.

„Verdammter Sprinter... hat mich... von der Seite erwischt... Mary?" Hyde's Stimme war rau und vor Schmerz leicht brüchig. Während er sprach, kippte der Otter bereits gegen eine Wand und rutschte an ihr herunter. Mary-Ann war Sekunden später bei ihm und band als erstes die Wunde ab, bevor sie diese untersuchte. Jekyll wich währenddessen nicht von der Seite seines Bruders und redete leise und verzweifelt auf ihn ein. „Hyde, Hyde. Verdammt, warum? Warum hast du...?"


„Was ist los? Warum griffen die plötzlich an? Und was ist so schlimm an dem Biss, dass ihr alle ausseht, als wäre er bereits...?" Moradin hatte sich aufgerichtet und leise zu Liljana gesprochen, dennoch traute er sich nicht, das Wort "tot" auszusprechen.

Liljana antwortete ihm flüsternd: „Ob Hyde den Biss überlebt, hängt von der nächsten Nacht ab. Wir sind nicht völlig immun gegen den Virus und der Speichel von den Untoten überträgt eine stärkere Variante, wenn er ins Blut gelangt. Sollte Hyde noch kräftig genug ist, kann er den Biss vielleicht überleben, aber wenn nicht, dann müssen wir..." Sie stockte kurz und Moradin musste schlucken, als er erkannte, was sie ihm damit sagte.

Zeit der Hybride: Undead ParadiseWhere stories live. Discover now