Gedankenverloren, beinahe gelangweilt schlenderte ich den Circular Quay entlang, Richtung Harbour Bridge. Keine fünf Minuten später, fand ich mich im Stadtteil The Rocks wider, welcher sich durch Kopfsteinpflaster und alten Häusern auszeichnete. Der Stadtteil wirkte keinen falls alt oder gar heruntergekommen, sondern strahlte einen ganz eigenen Charme aus. Endtäuschung machte sich jedoch in mir breit, als ich realisierte, dass ich doch meine Kamera hätte mitbringen sollen. Also blieb mir nichts anderes übrig, als mich durch die Straßen und die ganzen Touristen zu schieben und die Schönheit dieser Stadt zu bewundern. Ich erschrak fast, als ich ein mir bekanntes Gesicht zwischen den ganzen Touristen sah. Nicht weil ich Angst vor der Person hatte, sondern weil ich nicht damit gerechnet hatte sie hier zu treffen. Ich winkte Walter fröhlich zu, während ich mich durch die Touristen in seine Richtung drängte. Walter begrüßte mich mit einer warmen Umarmung, die ich sofort erwiderte. „Schön dich zu sehen, Reagan. Ist ja schon wieder ein Weilchen her, seitdem wir uns das letzte Mal begegnet sind." Augenblicklich beschlich mich das schlechte Gewissen, als mir klar wurde, dass Ich in letzter Zeit so mit mir und meinen Problemen beschäftigt war, dass mir nicht einmal auffiel, dass Walter nicht mehr kam. Das warme Lächeln, welches um seine Mundwinkel spielte, fegte meine Zerknirschung jedoch mit einem Wimpernschlag weg.


Da wir beide im Moment nichts zu tun hatten, beschlossen wir, das schöne, aber doch winterliche Wetter auf der Terrasse eines kleinen Cafés zu genießen. Nachdem ich an meinem viel zu heißen Kaffee genippt und mir prompt dabei die Zunge verbrennt hatte, wendete ich mich wieder Walter zu. „Wie kommt's eigentlich, dass ich dich schon so lange nicht mehr gesehen habe?", hakte ich nach. Walter seufzte laut, nahm einen Schluck von seinem Kaffee bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Tja, weil Julia mich entlassen hat." Eigentlich hatte ich auf eine mildere Antwort gehofft, doch Walter nahm sich kein Blatt vor dem Mund. „Aber wieso?!" Verständnislosigkeit breitete sich in mir aus. „Sie sagte, sie bräuchte mich nicht mehr, da jetzt jemand anderes mehr oder weniger meinen Job übernahm." Vielsagend musterte mich Walter. Ich wollte schon erneut hinterfragen, was er damit meinte, bis es mir dämmerte. „Oh nein! Ich hab dir also doch den Job weggenommen. Das tut mir soo unglaublich leid! Du hast ja keine Ahnung! Oh Gott, jetzt fühle ich mich total schlecht! Ich wollte das ja gar nic-" „Reagan, beruhig dich! Es ist schon okay.", unterbrach Walter mein wasserfallartiges Gebrabbel. Zerknirscht stützte ich meinen Kopf in meine Hände. „Oh Gott... Das wollte ich doch gar nicht...", murmelte ich leise und beschämt. „Ach davon geht jetzt die Welt auch nicht unter! Außerdem bin ich jetzt endlich diesen alten Drachen los!" Fröhlich zwinkerte er mir zu, was mir dennoch ein schiefes Lächeln entlockte. „Aber vermisst du deine Arbeit nicht irgendwie...? Auch nur ein kleines bisschen?", hakte ich nach. Resigniert seufzte Walter. „Ich vermisse Sienna, Finnlay und Luke schon ein bisschen, aber das war dann auch schon alles!" Forschend beobachtete ich ihn, versuchte aus seinem Gesichtsausdruck abzulesen, ob er es ernst meinte oder nur sagte um mich zu beruhigen. Er zuckte noch einmal gleichgültig mit den Schultern bevor er sich einem anderen Thema zu wand. Doch meine Gedanken kreisten immer noch um Julias handeln.


Leider trennten sich unsere Wege viel zu bald, da Walter noch zu einem wichtigen Termin musste. Mit einer warmherzigen Umarmung verabschiedete er sich von mir und brauste davon. Eine dreiviertel Stunde später bog ich wieder in die Einfahrt der doch recht großen Villa in der Noblen Vorstadtsiedlung die ich für ein Jahr mein Zuhause nennen durfte, ein. Darüber, ob es sich auch wie ein Zuhause anfühlte, ließ sich streiten. Kaum als ich in die Eingangshalle trat und die Tür mit einem leisen klacken ins Schloss fiel, stürmte auch schon Julia aus ihrem Arbeitszimmer. Ich murmelte nur ein leises Hallo, da sie zumal immer noch Wütend auf mich war und da sie ziemlich gestresst wirkte. Ich brachte die Einkäufe die ich noch schnell beim Supermarkt gekauft hatte in die Küche, um sie weg zu räumen. Den restlichen Vormittag verbrachte ich in meinem Zimmer chattend mit Nathalie.

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFWhere stories live. Discover now