Kapitel 23

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"REAGAN, WO BIST DU?", ertönte Julias laute, knallharte Stimme aus Finnlays Zimmer. Ich machte mir nicht die Mühe ihr eine Antwort zurück zu rufen, da sie ja sowieso schon die Treppe herunter gestürmt kam. Mit hochrotem Kopf riss sie die Küchen Tür auf. Der verächtliche Blick, der ihre Mimik zierte, war starr auf mich gerichtet, was mir doch ein wenig Angst machte. Wie eine Furie baute sie sich vor mir auf. „Wer ist dieser komische Typ, von dem Finnlay da gerade geredet hat?" Ich verkniff mir eine giftige Antwort á la „Woher soll ich den Wissen von wem dein Sohn spricht, wenn ich die ganze Zeit hier unten war" und fragte stattdessen höflich nach, von wem Finnlay denn spräche. „Von einem Josh oder Joshua oder wie auch immer der heißt!" Alle Alarmglocken in meinem Kopf fingen an zu schrillen.

Ich versuchte einen möglichst leeren Gesichtsausdruck aufzusetzen um meine Angst zu verbergen. „Joshua ist ein guter Freund von Sienna und mir.", fing ich langsam und mit Bedacht an zu sprechen. „Und wieso war er dann in meinem Haus?!", schoss Julia scharf zurück. „Äh... weil er mit uns abhängen wollte." Ich stotterte, nicht weil ich noch immer Angst vor ihr hatte, sondern weil ich diese Frage einfach nur hirnrissig fand! Er wäre wohl nicht unser Freund, wenn er ein Einbrecher gewesen wäre. Ich verkniff es mir die Augen genervt zu überdrehen, obwohl mir ihr kleines Ich-bin-hier-die-Chefin-deshalb-behandle-ich-dich-von-oben-herab-Spiel schon auf den Senkel ging. „Wenn Sienna und Joshua NUR gute Freunde sind, wieso haben sie sich dann geküsst?" Julias Stimme war nun auf dem absoluten Gefrierpunkt angelangt. Aber was versuchte sie? Detektiv zu spielen?! Wenn ja, war sie nicht unbedingt gut darin!

„Ja was glaubst du denn?! Natürlich sind sie ein Paar!", nun riss mir endgültig der Geduldsfaden, wobei ich meine Antwort lauter zum Ausdruck brachte, als beabsichtigt. „SPRICH NICHT SO IN DIESEM TON MIT MIR, JUNGE DAME!", wahrscheinlich hatte ich es durch meine letzte Antwort nun richtig verkackt, also hatte ich nun auch nichts mehr zu verlieren. „Komm schon! Sienna ist 16. Sie ist weitaus intelligenter als du es für möglich haltest. Sie weiß ganz genau was sie tut und außerdem ist Joshua wirklich total nett!" Ich schraubte meine Tonlage wieder ein wenig runter um nicht zu laut rum zu schreien. Die Nachbarn müssen ja nicht unbedingt wissen, dass hier schon wieder gestritten wird. „Ohne Erlaubnis hat dieser komische Junge trotzdem nichts in meinem Haus zu suchen!", erwiderte Julia mit scharfen Unterton und ich wusste, hiermit war unser Gespräch wohl oder übel beendet.


Als Sienna nach Hause kam, überbrachte ich ihr sofort die schlechte Nachricht, dass Julia nun von ihr und Joshua wusste. „Sie ist jetzt bestimmt total sauer auf dich!" Geknickt und mit wässrigen Augen sah sie mich an. Gleichgültig zuckte ich mit den Schultern. „Tja, dass ist sie ja in letzter Zeit sowieso ständig... aber es ist mir egal. Ich werde Joshua trotzdem immer hier übernachten lassen." Ich zwinkerte ihr noch einmal zu, bevor ich mich wieder dem Buch in meiner Hand widmete.

Natürlich stand ich in den darauf folgenden Tagen bei Julia auf der Abschussliste. Naja, bittererweise hatte ich mich an ihre eisigen Begegnungen mir gegenüber schon gewöhnt.


Die Zeit verging schleppend seitdem Luke wieder auf Tour war. Es war fast schon langweilig ohne ihn. Sienna hatte meistens Nachmittagsunterricht, während Finnlay im Kindergarten war und Andrew und Julia arbeiteten. Auch Maria, Julias Putzfrau, kam nur noch einmal die Woche, weshalb ich meine Freizeit immer mehr mit meiner Kamera oder einem guten Buch verbrachte. Dennoch fehlte mir Luke sehr, was nicht nur daran lag, dass ich immer noch in verliebt war, sondern auch daran, dass mir einfach seine Anwesenheit als guter Freund abging. Das Haus wirkte einfach leer ohne ihn, was das alleine zu Hause sein auch nicht gerade angenehmer machte. Um diesem bedrückenden Gefühl zu entgehen spazierte ich, wie so ziemlich jeden Tag, nachdem ich Finnlay in den Kindergarten gebracht hatte, durch Sydney. Doch auch in meinen Kopf schien die gähnende Leere zu herrschen. Mir fiel überhaupt nichts ein, was ich diesen Vormittag in Sydneys Innenstadt tun sollte. Shoppen war ich erst gestern und aufs Fotografieren hatte ich auch keine Lust. Außerdem kannte ich ja sonst nicht wirklich jemanden mit dem ich mich jetzt treffen konnte, was schon irgendwie bitter war, wenn man bedachte, dass ich nun fast schon ein halbes Jahr in Australien war.

There's No Place Like Home || Luke Hemmings FFΌπου ζουν οι ιστορίες. Ανακάλυψε τώρα