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Kapitel 1

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Es ist gar nicht so leicht die graue Maus zu sein. Man darf nicht zu hübsch sein, aber auch nicht zu hässlich. Nicht zu dünn und nicht zu dick. Nicht zu klein und nicht zu groß.

Man darf eben einfach nicht auffallen. Man verschwindet in der Masse. Und genau darin schien mein einziges Talent zu liegen. Ich fiel niemandem auf. In der Pause war ich immer nur der Schatten, der in irgendeiner Ecke im Schulhof herumhing.

Niemand nahm mich wahr. Nicht die Lehrer, nicht die Schüler und insbesondere nicht die Jungs. Ich hatte nicht einmal Freunde an meiner Schule. Die Wenigsten wussten überhaupt meinen Namen.

Da ich nicht auffiel, blieben mir zumindest Mobbingattacken erspart.

Zum Glück waren es nur noch zwei Wochen. Dann hatte ich endlich mein Abitur in der Tasche und würde anfangen zu studieren. Ich sah darin meine Chance für einen Neustart. Ein neues Image. Neue Freunde. Ein neues Leben! Ich würde richtig durchstarten! Keiner würde wissen, dass mal eine Außenseiterin gewesen war! Ich würde mich komplett neu definieren können.

Ich konnte es kaum erwarten mit dem Studium zu beginnen und die einsame Schulzeit hinter mir zu lassen.

Ich schlenderte über den Schulhof.

Allein.

Wie immer.

Ich kannte es nichts anders.

Auch in der Grundschule war ich schon eine Einzelgängerin gewesen. Manchmal fragte ich mich, ob ich komisch war. Hatte ich einen seltsamen Humor? Stank ich aus dem Mund? Oder war es doch ein unbemerkter Sprachfehler? Es musste doch einen Grund geben, warum sich niemand mit mir abgeben wollte.

Luisa war die einzige Person, die mir das Gefühl gab, dass auch ich eine gute Freundin sein konnte. Wir kannten uns aus dem Chor, den ich in der dritten Klassen besucht hatte. Seitdem waren wir beste Freundinnen. Nur leider war sie vor neun Jahren ans andere Ende der Stadt gezogen. Daher sahen wir uns nicht mehr so oft wie früher. Im Gegensatz zu mir hatte sie aber auch andere Freunde.

Ich war auf den Weg nach Hause. Dieser betrug genau genommen nur etwa 50 Meter, denn ich wohnte direkt gegenüber meiner Schule.

Als ich an den Rauchern, die sich immer vor den Schultor versammelten, vorbei musste, sah ich ihn. Er stand da mit seiner Jeansjacke und dem Drei-Tage-Bart. Er sah älter aus als 18. Das war wohl auch der Grund, warum er der Herzensbrecher des Jahrgangs war: Barne Bergmann

Insgeheim stand jede auf ihn, auch wenn es nur die Hälfte aussprach und davon wieder nur die Hälfte überhaupt Flirtversuche startete. Er hatte diese James-Dean-Ausstrahlung. Da war dieses verschmitzte Lächeln und gleichzeitig dieser unnahbare Blick.

Sein Blick huschte für einen kurzen Moment zu mir. Ich lächelte, doch er tat so, als wäre ich Luft. Nach alldem, was passiert war.

Er hatte mich definitiv gesehen, doch er ignorierte mich. Was hatte ich auch erwartet? Trotzdem spürte ich einen kleinen Stich in mein Herz. Es tat weh ausgerechnet von ihm ignoriert zu werden.

Plan ZWo Geschichten leben. Entdecke jetzt