Kapitel 2

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„Es ist doch wahr", erwidere ich.
„Ernsthaft jetzt?! Wer?", wird Fiona fordernder.
Ich schweige.
„Deine Oma? Oder Max?" Sie schaut mich fragend an.
Ich senke den Blick und höre, wie sie scharf Luft holt.
„Celli", wendet sie sich dann ganz ruhig an mich.
Ich reagiere nicht, aber natürlich lässt sie das nicht gelten. Sie legt einen Finger unter mein Kinn und zwingt mich somit, sie anzuschauen.
„Du hörst mir jetzt mal zu", sagt sie ernst und ich nicke einfach.
Sie nimmt ihren Finger weg und ich schaue sie weiterhin an. Einen Moment herrscht Stille, wahrscheinlich sortiert Fiona noch ihre Gedanken. Oder sie will prüfen, ob ich wieder den Blick senke, was ich tatsächlich nicht tue.
„Ich weiß wirklich nicht, wer dir damals dein Selbstbewusstsein zerstört hat und vor allem warum. Aber ich habe ein wunderbare Freundin, die beste auf der Welt und ich will sie nicht mehr aus meinem Leben streichen müssen. Scheiß egal, was alle anderen sagen, du bist ein wunderbarer Mensch. Ich kenne kaum jemanden, der sich so sehr um andere bemüht und sich selber immer wieder hinten anstellt. Du kannst es niemals allen Recht machen, aber du versuchst jedes Mal aufs Neue so vielen Anforderungen wie möglich gerecht zu werden. Das ist eigentlich nichts Negatives, aber auf Dauer machst du damit dich kaputt. Die Celina, die ich kenne, ist eine Frau mit vielen Talenten. Sie kann wunderbar mit Kindern und anderen Menschen umgehen, sogar mit meiner sehr komplizierten und nervigen kleinen Schwester. Du gehörst einfach zu meiner Familie und das schon seit deinem ersten Besuch. Das hat bisher noch niemand von meinen Freunden geschafft."
Tränen steigen mir in die Augen und ich muss einfach den Blick von Fiona abwenden. Mit so vielen Worten hab ich nicht gerechnet. Natürlich hat sie mir all das schon erzählt und viele Dinge bestimmt schon hundert Mal. Aber das jetzt alles gebündelt ins Gesicht gesagt zu bekommen, überfordert mich einfach. Doch Fiona ist noch nicht am Ende angekommen.
„Ich kenne eine Celina, die mich mit verrückten Geschenken überrascht. Die sich vor jedem unserer Treffen Gedanken macht, womit sie mir eine Freude machen kann, obwohl das eigentlich für mich nicht nötig ist. Sie sagt mir gefühlte tausend Mal, was ich für eine gute Freundin bin, wie dankbar sie mir ist und wie wichtig ich ihr bin. Meine Celina macht sich meistens Gedanken über so viele Dinge, wobei die Hälfte komplett unnötig ist. Ja, sie steckt voller Selbstzweifel, aber sie weiß davon und steht dazu. Sie ist mutig und lässt sich dazu ermutigen, über ihren Schatten zu springen."
Meine Sicht wird immer verschwommener, während ich den Worten meiner besten Freundin lausche. Die Gedanken in meinem Kopf fahren Karussell und ich weiß nichts mehr.
„Hör bitte auf", flüstere ich. Ich kann das mir nicht weiter anhören. Einfach, weil ich erstens Komplimente hasse, zweitens genau weiß, dass sie die Wahrheit sagt und drittens mir selber nicht erlaube, den Worten Glauben zu schenken.
Fiona nimmt mich einfach stumm in den Arm. Eigentlich hasse ich es, sie mit meinen ganzen Problemen zu belasten, aber gerade tut mir das hier viel zu gut. Deswegen kann ich auch nicht verhindern, dass meine Emotionen einfach so aus mir herausbrechen.
„Sorry", murmle ich, nachdem ich mich wieder beruhigt habe.
Fiona erwidert nichts, sondern streichelt weiter beruhigend über meinen Arm.
„Ich überlege mir das mit Hamburg, okay?", frage ich leise und richte mich auf.
„Okay. Aber denk bitte nur dieses eine Mal an dich." Ich sehe die Bitte in ihren Augen und weiß, dass ich ihr das schuldig bin. Vor allem nach all den Dingen, die sie schon für mich gemacht hat.
„Versprochen", sage ich und diesmal nehme ich Fiona in den Arm.

He makes me feel like an addictWhere stories live. Discover now