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Grinsend sprang Fox auf und zog mich in Richtung Tür.

"Du willst sofort los?" fragte ich verblüfft.

"Hast du etwa was anderes vor? Außerdem will ich zurück sein bevor es dunkel wird" Er zog die Tür auf und schob mich hindurch. Der intensive Duft des Waldes erfüllte mich sofort. Der Himmel war strahlend blau und die Kinder rannten an uns vorbei und spielten fangen wie so oft. Alles war so wie es sein sollte. Unser Volk wurde von Außenstehenden als die Silva bezeichnet. Wir galten schon immer als sehr friedlich und selbst in der letzten großen Schlacht der Völker waren wir eher zurückhaltend. Wir lebten in sehr viel Harmonie. 

Das Moos gab sanft unter meinen Füßen nach als wir uns auf den Weg aus der Siedlung hinaus machten. Die Sonne schien durch die Baumkronen und ich genoss das warme Gefühl auf der Haut. 

"Wohin des Weges?" drang eine laute Stimme hinter uns. Erschrocken drehte ich mich um. Ich fühlte mich ertappt. Ryan stand ein paar Meter hinter uns an einem Baum gelehnt während er sich mit dem Jagdmesser spielerisch in den Finger piekte. 

"Wir drehen nur einmal eine Runde durch den Wald, gehen vielleicht nochmal zum See, nichts weiter" sagte Fox locker und ich bewunderte die Leichtigkeit in seiner Stimme. Er war wirklich ein verdammt guter Lügner. Ich drehte schnell mein Gesicht weg, da ich vermutlich schon rot anlief, wie eine reife Tomate. Im Gegensatz zu Fox, war ich eine miserable Lügnerin.

Ich spürte Ryans Blicke im Rücken. "Denkt daran, dass heute Abend die Ratsversammlung stattfindet. Tyron möchte euch auch dabei haben, also kommt nicht zu spät zurück" hörte ich ihn noch sagen, dann entfernten sich seine Schritte. 

Erleichtert stieß ich die Luft aus "Das war knapp"

"Ja weil du eine furchtbare Lügnerin bist. Dein Gesicht hätte uns beinahe verraten" gab er spöttisch von sich und lief weiter. Ich stampfte ihm brummend hinterher. Wir ließen kurz darauf auch die letzte Hütte der Siedlung hinter uns und der Wald begann sich zu verdichten. Es war Frühling. Die Blumen blühten und die Vögel sangen. Ich berührte ich die raue Rinde der Bäume die wir passierten. Schon mein ganzes Leben lang spürte ich eine tiefe Verbundenheit zu dem Wald, unserem Zuhause. Ich konnte mir keinen anderen Ort ausmalen, an dem ich lieber wäre. 

Je weiter wir gingen, desto dichter wuchsen die Baumkronen. Der Boden wurde steiniger und die Luft wirkte kühler. 

"Ich bin so gespannt ob der Ort noch genauso schön ist wie in meiner Erinnerung" sagte ich verträumt und stolperte kurz darauf über einen Ast. Fox packte mich noch gerade rechtzeitig am Arm bevor ich der Länge nach hinfallen konnte.

"Danke" murmelte ich.

"So bin ich, der Retter in der Not" grinsend erhob er das Kinn und ich schubste ihn spielerisch zur Seite. 

Die Bäume wurden nach und nach weniger und wir befanden uns auf der kleinen Lichtung. Als ich sie das letzte Mal sah war ich noch sehr klein. Fox und ich hatten hier oft Fangen gespielt. Auch meine Mutter war mit mir öfter hier zum Blumen pflücken, als sie noch gelebt hat. Ein Gefühl der Enge machte sich in meiner Brust breit. Ich vermisste sie sehr. Die Gedanken an sie stimmten mich auch noch nach all den Jahren traurig.

Stirnrunzelnd sah Fox mich an "Was ist los Ava?".

Oft vergaß ich Fox Gabe und wie sensibel er auf seine Umwelt reagierte. 

"Nichts ich.. ich musste nur gerade an meine Mutter denken und wie sie mit mir hier Blumen gepflückt hat" gab ich mit einem schwachen Lächeln zu.

"Mondblumen hat sie am liebsten gemocht" ergänzte Fox meine Erinnerung. "Sie hat dich oft ihrer kleine Mondblume genannt"

Bei der Erinnerung wurde mein Lächeln echt. Sie war eine wunderbare Mutter gewesen.

"Hörst du das?" fragte mich Fox plötzlich aufgeregt. Ich hörte genau hin. Erst jetzt fiel mir das leise plätschern von Wasser auf. "Da vorne muss er sein!" Er lief mit schnellen Schritten voran, ich konnte kaum mithalten. 

Wir verließen die Lichtung wieder und folgten dem Wasserrauschen. Fox schob sich vor mir durch einen Busch und hielt mir die Blätter weg. 

Auf einmal blieb er abrupt stehen und die Blätter schwangen mir ins Gesicht. 

"Sorry" murmelte er geistesabwesend.

"Ich hoffe du hast eine gute Entschuld-" ich brach den Satz mittendrin ab und starrte staunend den majestätischen Wasserfall hinauf. Er war wunderschön. Noch schöner als in meiner Erinnerung. Das Wasser des Sees in dem der Wasserfall endete war glasklar und die Sonne schien direkt hindurch. Der See neben unserer Siedlung war zwar auch schön, aber nichts im Vergleich zu diesem hier. 

Fox streifte sich das Shirt über den Kopf und zog die Stiefel aus. "Kommst du mit rein?" fragte er grinsend und ging voran.

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