Will you stay

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"Du hast mich gerufen, Leia?", neugierig öffnete die Jedi die Tür und trat in Leias viel zu kleines Büro ein.
"Genau, gut, dass du jetzt da bist", der General sah sie mit sanfter Miene an und deutete auf den Stuhl der gegenüber von ihrem Schreibtisch stand. Rey hatte schon eine leise Vorahnung was Leia ihr zu sagen hatte, doch innerlich hoffte sie natürlich, falsch zu liegen. Manchmal tat die Wahrheit mehr weh, als eine Lüge es je könnte.
"Du möchtest dich vielleicht setzten, ich habe einige Neuigkeiten. Sie betreffen dich"
Rey saß mit geradem Rücken dem General gegenüber und spannte sich bei ihren Worten noch mehr an.
"Deiner Bitte, etwas über deine Eltern herauszufinden, sind wir nachgegangen. Nachdem es mit der ersten Ordnung seit letzter Zeit etwas ruhiger geworden ist, konnte ich keinen kleinen Suchtrupp nach Jakku entsenden. Ich hoffe du bist mir nicht böse, dass ich dir nichts davon gesagt habe, aber ich wollte dich nicht unnötig belasten"
"Natürlich Leia, mache dir keine Sorgen"
An ihre Bitte konnte sie sich noch allzu gut erinnern. Nichts über ihre Herkunft, ihre Wurzeln, ihre Eltern zu wissen holte sie immer wieder aufs Neue an. Es machte sie schwach, und im Angesicht dieses Krieges konnte sie sich das wohl kaum erlauben.
"Doch hinsichtlich jeder meiner Erwartungen haben sie sogar etwas herausgefunden. Es ist nicht viel, aber eventuell hilfst es dir mit deiner Vergangenheit abzuschließen", Leia sah die ehemalige Schrottsammlerin mit ernster Miene an: "Was ich dir jetzt sagen werde, ist nicht erfreulich. Diese Geschichte hat kein glückliches Ende. Bist du denn auch wirklich bereit, die Wahrheit über deine Eltern zu erfahren?"
Der General stellte sie vor eine schwere Entscheidung. Würde sie jetzt die Wahrheit über ihre Eltern erfahren, würde sie das vermutlich ein Leben lang beschäftigen, würde sie sie jedoch nicht erfahren, vermutlich auch. Egal wie sie sich entschied, es würde immer fatale Folge haben.
"Ich bin bereit, bitte erzähle mir, was du herausfinden konntest"
Der General seufzte nur schwermütig, doch begann seinen Monolog: "Deine Eltern waren Schrottsammler, genau wie du früher, doch sie waren vermutlich nicht so heldenhaft wie du es dir als Kind vorgestellt haben magst. Ihre Namen waren Adrik und Nisha, Nachnamen konnten wir nicht herausfinden, jedoch ist es auch möglich, dass sie schlichtweg zu unbedeutend für einen waren"
Die Jedi mochte von außen zwar mutig und emotionslos aussehen, doch in ihrem inneren spielten gerade die Gefühle verrückt. Gerade hatte sie zum ersten Mal die Namen ihrer Eltern gehört.
Adrik und Nisha.
Nisha und Adrik.
Das waren ihre Eltern, das würden sie immer sein. Übersetzt hießen ihre Namen Dunkelheit und Nacht. Die Jedi musste kurz lachen, wie gegensätzlich für zwei Leute, die später einmal die letzte Jedi aufziehen würden. Naja, zumindest bis zu ihrem siebten Lebensjahr.
"Sie lebten ein einfaches Leben, ihre Behausung war vermutlich auch dein alter Kampfläufer, doch so genau wissen wir das nicht. Durch Gespräche mit den Einheimischen haben wir erfahren, dass sie sich nicht sonderlich gut um dich gekümmert haben. Du wurdest schon früh zu den abgestürzten Raumschiffen mitgenommen, manche meinten du wärst vier gewesen, anderen behaupteten, du warst erst 2. Auf jeden Fall warst du noch klein genug gewesen, um durch die engen Spalte durchgreifen zu können. Manchmal wurdest du sogar alleine losgeschickt, was für eine Angst du als Kleinkind, in solch einer Ruine gehabt haben musst, will ich mir gar nicht vorstellen", Leia schloss die Augen, atmete einmal tief ein und aus bevor sie weitererzählte. Rey hörte ihr gespannt weiterhin zu.
"Jedenfalls konntest du viele wertvolle Einzelteile greifen, was auch nicht lange unbemerkt blieb. Deine Eltern zwangen dich immer öfter mit und brachten jedes der Stücke zu Unkar Plutt. Er wurde neugierig, wollte wissen, woher sie denn all diese Schätze hätten und natürlich erzählten sie ihm von dir, wie sie dich als Kind ausnutzen und dich zwangen durch die Trümmer zu kriechen. Jeder mit normaleM Menschenverstand hätte versucht dich zu retten, doch so nicht Unkar. Er wollte mehr, er sah ihren Reichtum, er wollte dich. Ein Einheimischer hatte gesehen, wie er ihnen einen hohen Preis gezahlt hatte, genug um sich irgendwo ein neues Leben auszubauen, auf einem schönen Planeten, doch das Geld reichte nur für zwei"
Rey sagte kein Wort. Wie erstarrt saß sie in Leias Büro und ließ die Worte auf sich wirken. Das Mädchen verbrauchte die meiste Energie dabei, sich ihre Tränen zurückzuhalten. Nicht hier, nicht jetzt, nicht so, sie durfte jetzt einfach nicht vor Leia zu weinen beginnen. Sie selbst wollte die Wahrheit kennen, hatte sie sogar darum gebeten, diese Nachforschungen anzustellen. Sie war die letzte Jedi, sie musste Stärke beweisen.
"Ab hier werden die Geschichten ziemlich abenteuerlich. Einige meinten deine Eltern wären nach Naboo gegangen, andere erzählten, dass sie sich auf Couruscant niedergelassen haben. Ein Einheimischer wollte uns wissen lassen, dass sie sicher nach Voss geflogen wären. Genaue Antworten konnte uns jedoch keiner geben. Wie es dir seitdemher auf Jakku ergangen ist, muss ich dir ja wahrscheinlich nicht erzählen"
Nein, das musste Leia sicherlich nicht. Rey konnte sich noch nahezu an jeden einzelnen Tag erinnern, an dem sie unter Unkar Plutt arbeiten musste. Es war schrecklich gewesen, doch trotzdem erfüllte sie der Aberglaube an ihre Eltern mit Hoffnung, mit Vorfreude, sie bald wieder sehen zu können. Doch diese Hoffnung hatte Leia ihr gerade mit einem Male geraubt. Rey gab dem General nicht die Schuld, keineswegs, doch noch immer saß der Schmerz tief. Kylo hatte damals also recht, ihre Eltern hatten sie weggeworfen wie Abfall, sie war ihnen egal gewesen. Sie war ein nichts. Hätte sie ihm geglaubt, hätte sie sich anders entschieden?
Hätte sie seine Hand genommen?
Wäre sie mit ihm gegangen?
Rey war so sehr in Gedanken versunken, dass sie gar nicht merkte, wie Leia auf sie zuging und in eine feste Umarmung zog. Sofort spürte sie, wie der feste Griff des Generals sie packte und näher zu sich zog. Rey brauchte das jetzt, mehr als alles andere, gerade war ihre Welt in sich zusammengebrochen. Jahrelang hatte sie gehofft ihre Eltern nach Ewigkeiten der Trennung wieder in die Arme schließen zu können, doch sie wusste, dass das wohl für immer ein Traum blieben würde.
"Rey, ich bitte dich", flüsterte Leia, während sie das Mädchen in ihren Armen hielt und die ersten Tränen bemerkte, die sich auf Reys Gesicht anbahnten: "Deine Eltern sind nicht diejenigen, die dir das Leben schenken, sondern die, denen du wichtig bist, die dir das Leben einfacher machen"
Die ehemalige Prinzessin sah Rey nun direkt in die Augen: "Für mich bist du sowieso schon immer wie eine Tochter gewesen. Von dem Moment, als ich dich auf Da'Quar zum ersten Mal gesehen habe, wusste ich, dass ich dir helfen möchte. Ich bin immer für dich da, Rey, und ich hoffe du weißt das auch"
Rey nickte, wischte sich die Tränen von der Wange und genoss einfach Leias Nähe. Sie wollte etwas erwidern, doch dazu fehlte ihr die Kraft. Leia wusste vermutlich sowieso schon, was Rey ihr hätte sagen wollen. Die Jedi war froh jemanden wie den General in ihrem Leben zu haben, sie war vermutlich das Näheste, was für sie je an eine Mutter kommen würde. So verbrachte sie auch noch einige Zeit bei ihr, ließ sich trösten, oder lauschte ihren Worten, doch andererseits war es auch schon spät. Rey wollte den General nicht so lange wachhalten, sie hatte schon genügend getan.
Doch schlafen könnte sie jetzt gewiss auch nicht, weshalb sich die Jedi entschied, einen Spaziergang durch die Basis zu machen. Vielleicht würde das ja ihren Kopf etwas freibekommen. Alles war besser als sich jetzt alleine in ihrem Zimmer die Augen auszuweinen.
Der Wind wehte sachte, ließ Reys Haar mit sich im Wind flattern und trieb ihr den salzigen Geschmack des Meeres in die Nase. Es war zwar mitten in der Nacht, doch trotzdem spendete der Mond über ihr etwas Licht. Wenn es auch nicht recht viel war, es reichte, damit das Mädchen wenigstens sah, wohin sie trat. Aeos war der Sitz ihrer neuen Basis, und hatte durch seine sandige Landschaft teilweise sogar Ähnlichkeiten mit ihrem Heimatplaneten Jakku, wenn nur nicht das Meer oder das viele Gestrüpp gewesen wären. In der Ferne hörte man das Röhnen der Meeresungeheuer, manchmal erkannte man sie auch an der Oberfläche, doch das störte sie nicht. Müde ließ sie sich in den Sand nieder und schloss die Augen. Allein sein war das Einzige, was sie jetzt brauchte.
"Du willst mir nicht zufällig sagen, was passiert ist, oder?"
Rey hätte aufschrecken, panisch nach der Herkunft dieser Geräusche suchen müssen, doch sie tat es nicht. Sie wusste ganz genau, dass sie wieder eine Machtverbindung hatten, wie schon so oft in letzter Zeit.
"Und du willst es wirklich wissen? Kylo ...", sie seufzte: "warum sollte dich das überhaupt interessieren? Es belastet dich do nur zusätzlich"
"Weil ich sehe, dass dich irgendetwas bedrückt und-", für einen kurzen Moment, kaum auffallend, zögerte er: "du mir wichtig bist. Ich verspreche dir, ich bin für dich da. Also erzähl schon, was ist los?"
Die Jedi spürte, wie sich ihre Wangen ein wenig erhitzen, jedoch verdrängte sie das schnell wieder. Es war schon komisch, vor wenigen Monaten hatte sie noch gegen ihn gekämpft, ihm sogar diese Narbe zugeführt, doch jetzt? Jetzt schien er der Einzige zu sein, der sie verstand.
"Es ist nur, es geht um meine Eltern, ich ... also Leia hat- sie haben-", doch sie stockte und spürte erneut eine Träne über ihre Wange kullern.
"Ganz ruhig, Rey, es ist alles gut", Kylo legte seinen Arm um sie und zog die Jedi etwas näher zu sich. Dankend nahm das Mädchen sein Angebot an, dennoch konnte sie ihre Tränen nicht zurückhalten. Der dunkle Ritter strich ihr mit seiner freien Hand eine Strähne hinters Ohr: "Nimm dir so viel Zeit wie du brauchst, danach kannst du mir immer noch alles erzählen. Ich werde solange bei dir bleiben"
"Es geht um meine Eltern. Ich habe Leia gebeten etwas über sie herauszufinden, und das hat sie auch getan", Rey seufzte nochmals, traf kurz seinen Blick und erzählte dann weiter: "Adrik und Nisha, das waren ihre Namen... klingt eigentlich ganz schön, nicht wahr?"
Kylo antwortete nicht, lieber zog er das Mädchen erneut an sich und ließ es weitersprechen
"Ich habe mein ganzes Leben auf sie gewartet, doch irgendwo wusste ich wahrscheinlich trotzdem schon, dass ich ihnen egal gewesen bin"
"Ich bin mir ziemlich sicher, dass du ihnen nicht egal gewesen bist"
"Doch, das war ich!", Rey hob ihren Kopf von seiner Schulter um ihn ansehen zu können. In ihrem Ausdruck spiegelten sich jegliche Emotionen, von Wut zu Trauer, doch er blieb ausdruckslos. Kylo schaffte es nicht einmal mit seinen eigenen Gefühlen umzugehen, da fiel es ihm noch schwerer jemand anderem zu helfen. Doch für Rey wollte er es zumindest versuchen.
"Leia hat es mir doch erzählt. Als sie ein gutes Angebot für mich erhalten haben, haben sie mich verkauft. Ich war noch ein Kind, ihr Kind. Mich haben sie allein auf Jakku zurückgelassen, ohne Perspektive, ohne Hoffnung, und sie haben sich ein neues Leben aufgebaut. Sie haben mich verlassen, anscheinend bin ich nicht wichtig genug."
Gegen Ende wurde die Jedi immer leiser, langsam wandelte sich ihre Trauer in Akzeptanz.
"Das denkst du also?"
Verblüfft sah Rey zu ihrem Gegenüber.
"Du denkst du bist nicht wichtig genug? Rey, ich bitte dich, du allein bist der Grund, dass Snoke tot ist. Ohne dich wäre BB-8 nie zum Widerstand gekommen. Ohne dich wäre Luke Skywalker nie zurückgekehrt. Deine Eltern waren Idioten, vermutlich kennen sie sogar schon die Geschichten über die letzte Jedi, und haben nicht den Hauch einer Ahnung, dass das ihre Tochter ist"
Rey spürte erneut eine kleine Träne ihre Wange hinunterrollen, doch Kylo wischte sie ihr sofort weg und erzählte weiter. Sie waren sich jedoch so nah, dass es nicht mehr als ein Flüstern war: "Dieser Krieg könnte so viel schlimmer ablaufen, es könnte so viel mehr Opfer geben, doch das tut es nicht, allein durch dich", er machte eine Pause, in der sich ihre Blicke nun endgültig trafen: "Ich habe es dir zwar schon einmal gesagt, aber ich sage es dir immer wieder. Für deine Eltern magst du vielleicht ein nichts sein, aber das bist du nicht für mich. Auch wenn du es wahrscheinlich nicht weißt, aber viele Menschen in der Galaxis brauchen dich, ich auch"
Rey wusste nicht was sie sagen sollte. Kylos Worte waren womöglich das Schönste, was je jemand zu ihr gesagt hatte. Sie wollte etwas erwidern, ihm danken, oder einfach nur seine Nähe genießen, doch er kann ihr zuvor.
"Und jetzt versprich mir bitte mit dem weinen aufzuhören, ich bin doch da"
Rey hörte auf ihn, und überrumpelte ihm soeben auch. Voller Emotionen schlang sie ihre Arme um seinen Hals und umarmte ihn. Kylo, der mit nahezu allem gerechnet hatte, verlor das Gleichgewicht und fiel zu Boden. Rey, die sich immer noch festhielt, fiel mit ihm.
"Ich glaube, das Versprechen kann ich einhalten"
Kylo lächelte, lachte sogar ein wenig, was die Jedi unter sich spürte und einstieg. Ihre ging es wieder deutlich besser, und das alles nur dank dem dunklen Ritter. Sanft strich er ihr eine Strähne hinters Ohr, die ihr jedoch sofort wieder ins Gesicht fiel.
"Ich freue mich, dass du hier bist, wirklich, ich hätte nicht gewusst, was ich ohne dich getan hätte", flüsterte sie.
"Ich bin auch gerne hier, bei der ersten Ordnung hätte ich mich nur mit General Hux quälen müssen. Da bin ich doch lieber bei dir", lächelte er und bemerkte trotz des wenigen Lichts, wie die Jedi leicht errötete.
"Willst du mir erzählen, was mit Hux passiert ist?"
"Nein", gestand Kylo ihr: "weil das jetzt nicht wichtig ist"
"Ach ja? Und was ist dann gerade so wichtig?"
Kylo lächelte, legte eine Hand an ihre Wange und sorgte für Blickkontakt: "Ich zeigs dir"
Mit diesen Worten war es um sie geschehen. Rey konnte sich schon vorstellen, was er damit meinte und half ihm etwas. Die Jedi behielt ihre Hände an seinem Hals und beugte sich zu ihm hinunter. Noch immer hörte sie das Rauchen des Meeres, noch immer spielte der Wind mit ihren Locken. Doch im Mondschein schien alles so anders, als imTageslicht.
Oder las das vielleicht auch nur an Kylo?
Sie spürte, wie er sie mit der einen Hand an ihrer Wange leitete, und wie seine andere Hand an ihrem Oberschenkel für Halt sorgte. Als sich ihre Lippen trafen schloss Rey die Augen. Die Geschichte mit ihren Eltern, die Lasten des Kireges, ihr ganzer Schmerz schien vergessen. Im Moment zählte nur Kylo, nur er, nur seine Lippen. Er neigte seinen Kopf leicht, weshalb sie sich kurz voneinander trennten und die Jedi kurz aufkeuchte. Eher unbewusst, als bewusst.
"Du weißt gar nicht, was du mit mir anstellst, Rey", flüsterte er, während sich ihre Lippen kurz voneinander getrennt hatten. Er schaute nun zu ihr hinauf und konnte erneut ihr Lächeln erkennen. Rey kam ihm wieder näher, fasste mit einer Hand in seine Locken und ließ ihm im Glauben, ihn wieder zu küssen, doch stoppte kurz vorher: "Ich denke wir haben genügend Zeit um das herauszufinden"
Mit diesen Worten ließ sie ihn auch nicht länger warten und küsste ihn nochmal.
Auch, wenn er irgendwann wieder zur ersten Ordnung zurück müsste, machte sich die Jedi keine Sorgen. Er würde sie zwar verlassen, doch die Jedi konnte sich sicher sein, dass er immer zu ihr zurückkehren würde.

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Oben mal wieder das Lied, das ich während dem Schreiben gehört habe. Momentan bin ich sehr im Prüfungsstress (ich schreibe in ein paar Monaten Abi) und habe ein wenig Abstand vom Lernen gebraucht, daraus resultierte dann dieser Oneshot. Ich hoffe natürlich, er gefällt euch genauso wie mir, und möge die Macht mit euch sein!

Will you stay -  Oneshot ReyloWhere stories live. Discover now