Der einsame Krieger

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Es war eine ruhige Nacht unter Mondschein und Sternenhimmel und der einsame Krieger bewegte sich über ein Feld. Das Wort „einsam" ist im Kontext dieser Erzählung missverständlich, denn der Krieger war keineswegs einsam, sondern nahm sich seit einem Jahr bewusst seinem Pfad des Alleinseins an. Die Stadt, in der er lebte, vermisste ihn. Seine Freunde vermissten ihn. Mutter Gewohnheit vermisste ihn. Er jedoch setzte seinen Weg fort, alleine, bei Nacht, unter Sternen und Mondschein über ein Feld in der Nähe eines kleinen Waldstücks, dass er bereits vor einigen Stunden durchquert hatte, ein großes Schwert, das der Optik her eher einem dicken, geformten Stück Eisen ähnelte und ungefähr das Gewicht von Eisen als Rohmetall besaß, auf dem Rücken tragend. Das Feld war weitläufig, unbebaut und gänzlich im Einklang mit der Natur, so wie sie es vorsah und es dem Feld vorgab, zu sein. Dieser Weg war für den einsamen Krieger keine Herausforderung, hatte er bereits den Berg aus seinem Heimatdorf überwunden, der seine Welt von seiner angestrebten Abstinenz trennte. Schließlich erreichte der einsame Krieger einen Baum und ließ sich dort nieder. Er nahm sein Schwert vom Rücken, lehnte es an seine Schulter und begann, in sich zu kehren. Er sinnierte über jenes und solches. Über Vergangenes, über die Natur und ihren ökologischen Kreislauf sowie über viele weitere Dinge, die in dieser Erzählung nicht von Relevanz sind. Was jedoch von Relevanz war, war die Tatsache, dass er zum ersten Mal nach langer Zeit eine innere Ruhe verspürte. Die Griffe des Alltags hatten sich von ihm gelöst und ließen ihn seit langem durchatmen. Er fühlte sich niemandem mehr verpflichtet, musste niemandem zu Rate stehen, sondern konnte schlichtweg existieren.

Vergessen wir nicht alle manchmal, zur Ruhe zu kommen? Das ist natürlich. Nicht natürlich ist die Dauer jenes Zustandes. Der Schnelllebigkeit abgesehen leben wir in einer Zeit der Selbstverpflichtung. Hiermit ist nicht die Verpflichtung zur Verantwortung - für das eigene Selbst als auch dasjenige der anderen – sondern die zwanghafte Verpflichtung gemeint. Hierbei ist die Rede vom ständigen Teilhaben an gesellschaftlichen Aktivitäten, die einem selbst kein Glück geben sowie der Zwang zur sozialen Vernetzung – jederzeit und überall. Doch vergessen wir nicht alle manchmal, auch mal ein einsamer Krieger zu sein? 

Der Einsame KriegerWo Geschichten leben. Entdecke jetzt