21 - Familienzusammenführung

Start from the beginning
                                    

„Uff!"

Er war direkt in Yuki hineingelaufen, die abrupt stehen geblieben war.

„Schau mal, der See! Wir sind fast da, der Mann eben hat gesagt, dass das Haus fast am Ufer liegt. Nur noch ein oder zwei Blocks weiter."

✮✮✮✮✮✮

Sakamoto musste zumindest ein bisschen vermögend sein, wenn er sich ein Häuschen in der Lage leisten konnte, und sei es auch noch so klein. Steve versuchte seine Aversion gegen Yukis Onkel zu unterdrücken. Natürlich hätte er seinen alten Herrn dabei unterstützen können, Yukis Mutter aus der Nervenheilanstalt zu holen und somit ihren Selbstmord verhindern. Aber die Leclercs hatten den Mann nicht mit einem Wort in ihrem Video erwähnt. Doch er wollte diesen ihm fremden Mann nicht vorverurteilen, weil niemand wusste, wie sehr dieser vielleicht selbst unter der Situation gelitten hatte oder ob er nicht doch alles Menschenmögliche unternommen hatte, seiner Schwester zu helfen. Er würde versuchen, Ichiro Sakamoto so unvoreingenommen entgegenzutreten, wie er es unter diesen Umständen eben vermochte. Yuki zuliebe – schließlich war Sakamoto-San der einzige Verwandte, der ihr geblieben war.

Sie standen vor einem kleinen, zweigeschossigen Haus in der letzten Straße, die parallel zum Ufer des Teganuma Lake verlief, und Yuki drückte entschlossen auf die Klingel. Sie hörten das gedämpfte, melodische Läuten im Inneren des Gebäudes und warteten.

Nichts passierte. Nichts rührte sich. Yuki verfluchte sich schon innerlich dafür, dass sie nicht vorher angerufen hatten. Doch das hätten sie sowieso nicht tun können, weil es keinen Telefonbuch-Eintrag gab, also seufzte sie frustriert und drückte noch ein weiteres Mal und zwang sich, Ruhe zu bewahren. Vielleicht war er auf der Toilette oder nur kurz einkaufen. Sie mussten einfach nur vor dem Haus warten. Das redete sie sich zumindest ein. Ebenso wie sie die Bewegung hinter dem Vorhang an einem der Fenster neben der Eingangstür geflissentlich übersah.

Doch leider hatte auch Steve diese Bewegung wahrgenommen. Sie erkannte es an der Art, wie seine Augen schmal wurden und seine Kiefermuskeln sich anspannten, und sie konnte nicht mehr so tun, als sei alles im grünen Bereich. Ihr Onkel WOLLTE die Tür nicht öffnen. Andererseits wusste er ja nicht, wer sie waren. Vielleicht hatte er auch einfach keine Lust auf die Zeugen Jehovas, oder was eben das japanische Äquivalent für diese Seelenfänger war.

„Lass uns gehen und heute Nachmittag noch einmal vorbeikommen", schlug Steve vor.

Yuki schnaubte.

„Komm schon, du hast doch auch gesehen, dass jemand im Haus ist! Ich gehe hier nicht weg, bevor ich mit meinem Onkel gesprochen habe. Oder mit demjenigen, der gerade im Haus ist und so tut, als wäre er niemand da."

„Chapeau, ich hätte nicht gedacht, dass du das bemerkt hättest."

„Mr. Überheblich, Sie sollten mich nicht unterschätzen!", rief sie und grinste. „Das ist schon anderen ganz übel bekommen." Sie klingelte Sturm und dachte: „Das kann er nicht ignorieren!"

Wie sich herausstellte, konnte er es doch, denn sie hatte es noch einige Male wiederholt, ohne ein Ergebnis zu erzielen. „Kannst du nicht einfach die Tür aufbrechen?", fragte Yuki missgelaunt.

„Ich könnte, mit Leichtigkeit. Aber das ist, wie du weißt, gesetzeswidrig."

„Und Captain America tut nichts, das gegen das Gesetz ist. Ich weiß, ich weiß."

Steve ließ sich, wie immer, nicht von ihrem herausfordernden Ton provozieren und sagte ruhig: „Das ist es nicht allein, Liebes. Wenn wir das tun, wird er die Polizei rufen – wir können diese Aufmerksamkeit nicht gebrauchen. Selbst wenn er es nicht macht, die Nachbarn werden es ganz sicher. Irgendjemand wird es mitbekommen: Die Tür ist ziemlich massiv und es wird auf jeden Fall laut werden."

Suche Held, biete PhönixWhere stories live. Discover now