Küsse im sachten Abendwind

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Fred Weasley

Mit schwitzigen Händen stehe ich vor dem Spiegel in unserem Zimmer im Gryffindor Turm.
George und Lee sind im Gemeinschaftsraum, unter meiner Bitte, mich kurz in Ruhe zu lassen.

Und das war wahrscheinlich das beste, denn ich bin einfach nur angespannt und schrecklich nervös.

Wieso? Ich habe vor, Lucinda Melody Lovegood zu sagen, dass ich, seit sie in Hogwarts ist, bis über beide Ohren in sie verliebt bin.

Und der Haken?
Das ist jetzt wahrscheinlich schlecht vorstellbar, aber ich Fred Weasley, der Streichekönig von Hogwarts, hat davor verdammt Schiss.
Ja, kein Scherz.

"Okay, Fred", sage ich zu mir selbst, "Du kannst das, okay?"

Mir selbst Mut machen konnte ich noch nie gut.

Ehe ich es mir anders überlegen kann, streiche ich mir einmal durch die Haare und verlasse das Zimmer.
Im Gemeinschaftsraum ist es laut und ich Versuche, nicht aufzufallen.

April unterhält sich mit George, Lee und Saphira, Ron flüstert irgendwas zu Harry und Hermine lernt.
Alles wie immer.

Ich atme tief durch und verlasse den Gemeinschaftsraum. In den Korridoren treffe ich auf ein paar Schüler, ansonsten ist kaum etwas los.
Schließlich ist es Juni und ziemlich warm draußen.
So weit Lucinda sich vorhin geäußert hat, sitzt sie auf der Mauer, nahe dem großen See. Also mache ich mich dorthin auf den Weg.

Ihre hellblonden Haare fallen mir schon von weitem ins Auge. Sie wehen sacht im Abendwind.
Als ich näher komme sehe ich, dass sie liest.
Ein Lächeln schleicht sich auf meine Lippen.
Sie ist so vertieft in ihr Buch, dass sie mich nicht bemerkt.

"Äh...Hey, Lu", spreche ich sie an.

Die junge Lovegood hebt ihren Kopf und klappt das Buch zu, als sie mich sieht.

"Hi", flüstert sie und streicht sich eine Strähne aus dem Gesicht.

Wie gerne wäre ich derjenige, der dies tun würde.

Da ich ein Stück gerannt bin, atme ich schneller als sonst und Stütze mich erst einmal an der Mauer ab, um nicht um zu fallen.
Mein Herz scheint mir gleich aus der Brust zu fallen.

"Alles gut?", will Lucinda wissen und ich nicke.

"Ja, geht schon. Danke", antworte ich ihr und Lu nickt.

Die sie sieht mich geduldig jedoch abwartend an und ich weiß, wenn ich jetzt nicht die Wahrheit sagen, dann schaffe ich es nie.

Lucinda Lovegood

Ich bemerke Fred erst, als er mich schon eine ganze Weile betrachtet haben musste. Das Buch ist so spannend, dass ich alles um mich herum ausblende, somit auch meine besten Freunde.

Eilig klappe ich das Buch zu und lege es neben mich auf die Mauer. Fred atmet schwer. Er muss gerannt sein. Seine Worte nehme ich gar nicht richtig wahr. Viel mehr bin ich damit beschäftigt, ihn anzusehen. Seine braunen Augen, in denen ich mich verlieren kann, die Sommersprossen, die wuscheligen, roten Haare, seine Gesichtszüge, die George so ähnlich sind und doch sehen die Zwillinge für mich so unterschiedlich aus.
Verblüffend, aber wahr.

Ich kann und will es nicht mehr abstreiten. Ich bin in Fred Weasley verliebt. So sehr, dass mein Herz beinahe weh tut.
Aber ich traue mich nicht, ihm meine Gefühle zu gestehen, weil ich unsere Freundschaft nicht aufs Spiel setzen will.

"Und, was machst du so?", fragt Fred und reißt mich aus meiner Tagträumerei.

Ich blinzle, antworte ihm dann aber: "Ich lese Romeo und Julia."

Fred sieht mich geschockt an. Schon irgendwie süß.

"Was?", frage ich und lächle verschmitzt.

Fred sagt: "Na ja, du weißt schon, dass dieses Buch ein ziemlich tragisches Ende hat. Oder?"

Ich lache. Fred kenne Romeo und Julia? Wow, das hätte ich jetzt nicht erwartet.

"Ja, ich weiß was für ein Ende das ganze nimmt. Habe das Buch schon mehrmals gelesen. Woher kennst du es denn?"

Fred winkt ab und wippt von einem Bein auf das andere. Er ist heute so nervös. Das ist ungewohnt.

Ich frage nach: "Ist wirklich alles in Ordnung?"

Er nickt und schüttelt kurz darauf den Kopf.

"Ja und nein, ach keine Ahnung. Lu, ich muss dir was sagen."

Ich schlucke. Er muss mir was sagen. Jetzt gibt es nur zwei Möglichkeiten. Entweder, es ist etwas schlechtes oder aber etwas gutes. Hoffen wir mal letzteres.

"Also gut. Wir kennen uns jetzt schon mehr oder weniger drei Jahre und...man ist das schwer. Seit ich dich das erste mal gesehen habe, war ich...hin und weg von dir. Du...du strahlst so viel Ruhe und Freundlichkeit aus und du bist wunderschön. Und eigentlich rede ich gerade um den heißen Brei drum herum. Was ich sagen will, Lucinda Melody Lovegood, ist, dass ich mich, mit jeder Faser meines Herzens in dich verliebt habe."

Mein Herz schlägt schnell als Fred diese Worte ausspricht. Ich atme zittrig aus und ein und als er sagt, dass er sich in mich verliebt hat, kippe ich von der Mauer.

Fred fängt mich auf und ehe ich es mich versehe habe ich meine Arme um ihn geschlungen und meine Lippen auf seine gelegt.

Seine sind etwas rau und schmecken nach Schokolade. Mein Bauch explodiert. Millionen Schmetterlinge flattern umher.

Sacht löse ich mich von Fred und wir sehen uns tief in die Augen. Er ist verwirrt und doch glücklich. So wie ich.

"Ich liebe dich auch, Frederick Weasley. Für jetzt und in alle Ewigkeit", flüstere ich gegen seine Lippen, die augenblicklich ein Lächeln herbei zaubern.

Für diesen Moment bin ich offiziell das glücklichste Mädchen dieser Welt.

ungefähr eine halbe Stunde und 14 Minuten später

"April!", kreische ich, als ich den Gryffindor Gemeinschaftsraum betreten habe. Oder besser gesagt: Als ich in den Gryffindor Gemeinschaftsraum gerannt bin.

Alles um mich herum verstummt, die Blicke liegen auf mir und unter anderen Umständen wäre ich wohl rot geworden und hätte mich umgedreht und wäre gegangen. Aber dafür bin ich im Moment viel zu aufgeregt.

"Was ist los?", fragt meine beste Freundin, als sie auf mich zu kommt.

Hektisch sage ich: "Reden. Jetzt. Los!" Mit diesen Worten ziehe ich sie aus dem Gemeinschaftsraum, auf den Flur und dann in einen leeren Korridor.

Als wir stehen bleiben, schüttelt April mich leicht durch. "Alles gut? Ist dir was passiert?"

Ein breites Lächeln bildet sich auf meinen Lippen und ich nicke. Dann kann ich mich nicht mehr halten: "Er hat es getan, April!!! Also eigentlich ich und irgendwie ja wir beide aber..."

"Lu, stopp! Wer hat was getan?"

"Na Fred, er hat mich geküsst! Also eigentlich habe ich ihn geküsst und wir haben uns unsere Liebe gestanden und so!!!"

Aufgeregt hüpfe ich auf und ab. April starrt mich an, bis sie realisiert, was ich ihr gesagt habe. Dann werden ihre Augen groß und sie umarmt mich kreischend.

"Das ist super!!! Ich freu mich so für dich Lu! Und mal ehrlich, man hat die ganze Zeit gemerkt, dass da etwas zwischen euch im Busch ist."

Ich merke, wie meine Wangen leicht rot werden, aber das ist okay. Die Schmetterlinge in meinem Bauch flattern auf und ab und als April und ich uns umarmend auf und ab hüpften, da wusste ich, dass ich das beste Leben habe, dass man sich nur vorstellen kann. Gefährlich, ja, aber voller Wunder und wertvoller Personen.

-Regenmaedchen-

𝐙𝐰𝐢𝐥𝐥𝐢𝐧𝐠𝐬𝐟𝐥𝐚𝐦𝐦𝐞𝐧 (𝐇𝐚𝐫𝐫𝐲 𝐏𝐨𝐭𝐭𝐞𝐫 )Where stories live. Discover now