Unmöglich!

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Er stolperte mehr zu seinem Wagen, als dass er rollte. Die Schreie gellten noch immer in seinen Ohren und er sah ihre verzerrten Gesichter.
Eine neue Welle der Übelkeit überkam ihn. Warum waren die Vier dieses Mal nicht genauso verschwunden gewesen, wie Dinah? Warum hatten sie, als das Licht anging, noch dagelegen? Er hielt sich die Hand vor den Mund. Scheiße, er musste sich gleich übergeben.

„Reiß dich zusammen!", hörte er Electras strenge Stimme, während er ihn überholte.
Der hatte gut reden. Dabei hatte er auch einen aus seiner Gefolgschaft verloren.

Rusty hielt vor seiner Tür und holte ein paar Mal tief Luft. Jetzt tat die eisige Kälte der Nacht wirklich gut. Aber er musste trotzdem aufs Klo. Oder er übergab sich gleich hier draußen.

Er hörte, wie vermutlich Killerwatt, Joule und Wrench herankamen. Ein kurzer Blick zu ihnen zeigte ihm, dass sie der Tod ihrer Kollegen nicht minder hart getroffen hatte.

Dann wollte er ihnen jetzt nicht vor die Füße kotzen. So schnell es ging, stieg er ein, machte sich auf den Weg zu den Toiletten und versuchte dabei an irgendetwas Schönes zu denken. Aber das grausige Bild von Dustin, der nur wenige Meter neben ihm gelegen hatte, tauchte immer wieder auf.

Zum Glück war eine der beiden Toiletten frei. Sich beide Hände vor den Mund haltend, legte er das letzte Stück zum Klo, was schon einladend offen stand, zurück und sackte davor auf die Knie. Keine Sekunde zu früh.

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Er wusste nicht, wie lange er über dem Klo hängend zugebracht hatte, aber der Zug fuhr schon seit einer geraumen Weile wieder, als er sich mühsam aufrichtete.

Ein Blick in den Spiegel ließ ihn erschrecken. Er sah ja total weiß aus. Dafür saß die Schminke noch perfekt. Er fuhr sich mit den Fingerspitzen unter den Augen entlang. Es musste schon etliche Stunden her sein, dass er geschminkt wurde und während dieser Zeit hatte er mehr als einmal heftig geschwitzt und auch nicht darauf geachtet sich nicht über das Gesicht zu fahren. Wie konnte das noch so gut aussehen? Verwendeten die hier etwa noch bessere Schminke? Das war doch gar nicht möglich. Na egal. Er musste sich jetzt erstmal den Mund ausspülen.

Dafür machte er sich daran die Handschuhe auszuziehen. Aber kaum hatte er begonnen sich am Ersten zu schaffen zu machen, durchfuhr ihn der altbekannte Schmerz.
„Nicht euer Ernst", murmelte er und versuchte es noch einmal. Wieder bohrten sich für Sekunden heiße Nadeln in seinen Kopf.

Sein schmerzverzerrtes Gesicht schaute ihm aus dem Spiegel entgegen. Okay, er durfte also nicht mal die Handschuhe ausziehen. Gut, dann ging es nicht anders. Er hielt die zusammengepressten Hände unter den Wasserhahn und fing so viel Wasser auf, wie er konnte. Als er es vorsichtig zum Mund führte, lief ein Teil an seinen Fingern in die Handschuhe hinein. Das war eklig. Aber dennoch wiederholte er die Prozedur, bis er sich wieder etwas besser fühlte.

Sein Blick fiel auf die Ablage auf der anderen Seite des Waschbeckens und er hielt überrascht inne. Dort stand ein kleiner Kasten mit Schminkutensilien. Der war ihm bisher gar nicht aufgefallen. Er wischte sich schnell die Finger an der Hose trocken und griff nach einem der Lippenstifte. Das war tatsächlich genau dieselbe Marke, die er sonst auch verwendete. Na, wenn er den schon mal in der Hand hatte.

Erst als er den Stift in routinierter Bewegung über seine Lippen zog, wurde ihm bewusst, dass er das hier jetzt gar nicht machen musste. Er spielte doch keine Show. Es gab kein Publikum. Für wen wollte er gut aussehen? Okay, einer fiel ihm da schon ein, aber der würde das sicher gar nicht bemerken.

Über seine eigenen komischen Gedanken den Kopf schüttelnd, stellte er den Lippenstift wieder zurück. Wie er wieder in sein bleiches Gesicht sah, musste er einsehen, dass es ihm noch immer nicht wirklich gut ging. Kaum hatte er das gedacht, spürte er ein Schwächegefühl, was er sonst nur manchmal nach einer Doppelshow hatte. Es war wohl das Beste, wenn er wieder in sein Großraumabteil zurückkehrte und sich dort ausruhte.

Survival ExpressWhere stories live. Discover now