Act 1

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Es ist wie als wenn ich mich in diese Augen verloren hätte. Statt Kälte sehe ich das Meer. So eine außerordentliche Aura. Diese Ausstrahlung, diese Einfühlsamkeit, diese Augen. Ich falle, es nimmt kein Ende. Der Drang ist zu hoch. Ich möchte ihn wieder auf meinen Lippen spüren. Ich möchte wieder seine Arme um mich haben. Ich möchte seine Hände in meinen Haaren spüren. Ich will ganz allein ihm gehören. Ich liebe ihn nicht, doch ich liebe das Gefühl, dass er mir gibt. Er soll mich wollen. Er soll mich lieben.

,,Warum schaust du mich so an?"
Ich blinzelte, wie unangenehm.
Auf die Frage konnte ich nur mit den Schultern Zucken und nach rechts und links nicken.
,,Was ist los?"
Was los ist, fragt er? Wie kann er nach all dem trotzdem noch so normal sein.
Sein Handy blinkt auf, eine Benachrichtigung von Snapchat. Caley. Seine F+.
Er öffnete den Snap.
Ich sah ihr Gesicht. Ein dunkelblondes Mädchen. Ihre Augenfarbe konnte ich nicht erkennen.
,,Das ist Caley."
Natürlich ist sie das. Ich nickte nur. Und sagte
,,Hübsch."
Keine Reaktion von ihm.

Warum ist er mir so nah gekommen und legte seinen Arm um mich als wir miteinander gesprochen hatten. Warum hat er bei dem Spiel 'Ich hab noch nie' getrunken, als es darum ginge wer denn noch nie einen Crush auf jemanden in dieser Gruppe hatte. Warum war ihm das so wichtig vor seinen Jungs klar zu stellen, dass wir uns nicht nur geküsst haben.
Und dann noch dieses Lächeln. Macht er das extra, weil er eindeutig weiß, dass ich ihn will.
Er ist so leicht durchschaubar und trotzdem weiß ich nicht was er denkt.

Neo, Fay, Miles und ich liefen gemeinsam die Straße hinunter. Neo sollte Fay und mich wieder nach Hause fahren und Miles wohnte nicht weit weg. Total verfroren stand das Auto dort. ,,Die Scheibe ist vereist." entgegnete Neo uns.
Die weiteren 10 Minuten verbrachten Neo und ich damit, das Eis von der Scheibe herunter zu kratzen. Als wir drei im Auto saßen, verabschiedete Miles uns mit einem Handschlag.
Erst Neo, dann Fay, dann ich. Seine Hand wollte mich für einen kurzen Moment nicht loslassen. Oder lag das wohl einfach daran, dass er nicht mehr ganz bei Sinnen war, bei der Menge die er getrunken hatte.
Ich wünschte er wäre an dem Abend in gleicher Fassung wie ich gewesen. Nüchtern.

Später schrieb ich ihm eine Nachricht.
,,Bist du zu Hause?"
,,Ja sichi"
,,Korrekt"
,,Zähne geputzt und alles"
Ich habe nur gefragt ob du zu Hause bist.
,,sehr gut" und ,,Schlaf gut"
Keine Antwort mehr.
Der will mich doch auf den Arm nehmen. Wie arrogant.

Wir sind wohl gut nach Hause gekommen aber ich denke ich brauche nicht auf die irrelevanten Details eingehen. Fay und ich haben uns die halbe Nacht über den Abend ausgetauscht. Wir haben viel gelacht, dabei gab es eigentlich nicht viel zum Lachen.
Am nächsten Tag stellte ich Fay eine Frage, die mich zum nachdenken anregte.
,,Wie konntest du Miles nie wollen?"
,,Was meinst du?"
,,Wie konntest du nicht in den Bann seiner Augen gezogen werden?"
,,In dem ich ihn nicht so sehe, wie du es tust."
,,Was meinst du?"
Sie verwirrte mich, ich bin doch nicht die einzige, die eine gewisse Anziehung zu ihm verspürt.
,,Niemand sieht Miles so, wie du es tust."
Das Gespräch war beendet.
Als Fay und ich zum Nachmittag hin in Richtung Bahnhof liefen, verabschiedeten wir uns. Sie nahm den Bus nach Hause und ich nahm den Bus zur Arbeit. Der Arbeit und der Kneipe in der wir gestern alle gemeinsam saßen. Die Kneipe in der Fay, Miles und ich als Kellner oder auch Kellnerin arbeiten.
Ja, er ist nicht nur in der selben Freundesgruppe wie ich, er ist auch noch mein Arbeitskollege.
Ich schrieb eine Nachricht in unsere Gruppe.
,,Kommt mal zu Sun"
Ich schaute nach, wer die Nachricht schon gelesen hatte. Miles. Keine Antwort. Die restlichen Antworten hätten mich sowieso nicht interessiert, wobei ein wenig Gesellschaft auf der Arbeit auch nicht schaden würde. 85 mal habe ich Besteck in Papiertücher eingewickelt. 54 Pizzakartons wurden von mir zurecht gefaltet. 9 Gerichte brachte ich zu Tisch. Doch meine Gedanken widmeten sich jemand anderen. Ich weiß, dass Miles niemand fürs Leben ist, doch trotzdem würde ich es mir wünschen.
Es ist nicht so als würde niemand existieren, der mir das geben könne was ich verdiene, doch ich kann meine Gefühle niemanden vorspielen. Genauso wenig kann ich mein Verlangen nach Miles Loss verdrängen. Ich hasse das aber am meisten hasse ich mich für meine komplizierte Gefühlslage. Wenn wir mal ehrlich sind, wäre es doch viel zu schön, wenn alles nach Plan läuft. Wir leben um nicht einfach zu leben. Wir werden in ein Chaos hinein geboren, in den wir für Ordnung sorgen sollen. Also gibt es nur zwei Möglichkeiten:
1. Du verlierst dich im Chaos.
2. Du sorgst für Ordnung.
Doch wie soll jemand eine Entscheidung treffen, wenn man sich nicht gerne mit sich selbst beschäftigt. Ich denke nicht gerne über mich und meine Gefühle nach. Ich gehe immer nach Lust und Laune.
Aber es wird Zeit. Ich muss mich entscheiden.

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⏰ Last updated: Nov 21, 2022 ⏰

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