Jamal Musiala x Ransford Königsdörffer

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Ein Waldbeersmoothie mit Folgen

Ein aufgeregtes Blubbern erfüllte die rappelvolle Allianz-Arena, immerhin war Deutschland gegen Frankreich kein kleines Spiel. Julius und Ransford schoben sich mit ihren Wasserbechern an ein paar Fans vorbei, in ihre Reihe. Durch die Länderspielpause hatten auch die zwei gebürtigen Berliner ein paar Tage frei und Julius war der Meinung gewesen, dass sie die auch gut und gerne nutzen konnten indem sie das Länderspiel besuchten. Ransi war überrascht, dass sein bester Freund überhaupt noch Karten bekommen hatte, aber er wollte den Älteren mal nicht hinterfragen.

Von ihren Plätzen aus hatten die beiden Dresdner Spieler einen guten Blick auf das Spielfeld und man konnte die beiden Jungs ohne zu Zögern als aufgeregt beschreiben. Es kam nicht oft vor, dass sie sich ein Spiel im Stadion angucken konnten und wenn saßen sie immer im VIP-Bereich. Ihre Freude war also mehr als verständlich.

Julius machte ein Foto und schien es gleich an jemanden weiterzuschicken. Vermutlich das Mädchen welches er letztens kennengelernt hatte. Auch wenn sich Ransford für seinen besten Freund freute, spürte er einen Stich der Eifersucht. Zugegeben es war als schwuler Profifußballer um einiges schwerer jemanden zu finden, als wenn man hetero war, aber er war trotzdem neidisch auf all seine Freunde, die nicht ‚single like a pringle' waren.

Der Stadionsprecher zog die Aufmerksamkeit des Offensivspielers von seinem beschissenen Liebesleben. Es hatten sich mittlerweile fast alle auf ihre Plätze begeben und der Sprecher gab nun die Aufstellungen bekannt. Ransi freute sich als er hörte, dass Jamal Musiala spielen sollte. Er mochte die Spielweise des 19-Jährigen und vielleicht fand er auch so ein ganz kleines bisschen (natürlich nur ein gaanz kleines bisschen), dass der Bayern-Spieler gut aussah.

Natürlich hatte auch Jule (wie man das als guter bester Freund halt so macht) den nicht ganz so kleinen Crush Ransfords bemerkt und zog ihn natürlich auch ordnungsgemäß damit auf. „Uuuh Ransi! Guck mal! Da ist dein Zukünftiger!" Daraufhin schenkte der 20-Jährige ihm einen genervten Blick, erwiderte aber nichts, weshalb Julius das als Erfolg und Zustimmung einbuchte.

~

Nachdem die Deutschen das Spiel drei zu eins für sich entschieden hatten (Jamal hatte ein Tor geschossen und Ransford hatte ihn schamlos aus der Ferne angeschmachtet), machten sich die zwei Dynamo-Spieler auf den Weg Richtung Ausgang und in ihr Hotel.

Sie waren schon eine Weile auf ihrem Zimmer als der Jüngere der beiden plötzlich aufsprang und anfing sich anzuziehen. „Wo willst du hin?", fragte Jule ihn verwirrt vom Bett aus. „Raus. Ich hab grad irgendwie Lust auf einen Nachtspaziergang." „Okay" Julius gluckste. „Pass auf dich auf und viel Spaß!" Mit einem ‚Tschüss' zog Ransi die Zimmertür hinter sich zu.

München war schön bei Nacht. Es waren trotz der späten Uhrzeit noch einige Leute unterwegs und der junge Spieler holte sich einen Smoothie aus einer noch geöffneten Hipster-Saft-Bar. Mit seinem Getränk bewaffnet suchte er sich eine Bank in irgendeinem Park von der er einen schönen Blick auf den Teich hatte.

Gedankenverloren an seinem Getränk nuckelnd, bemerkte er den sich nähernden Typen erst als dieser direkt neben ihm stand. Mit einem Schock erkannt Ransford im leichten Licht der Straßenlaternen niemand anderen als Jamal Musiala. „Äääh...kann ich mich hier hinsetzen?" Verwirrt nickte der gebürtige Berliner.

Und so saßen die beiden jungen Fußballspieler eine Weile einfach nur still da, beide Angst etwas falsch zu machen. „Was trinkst du da?", versuchte Jamal die unangenehme Ruhe zu durchbrechen. „Smoothie. Waldbeere." Es wurde wieder ruhig. „Willst du nen Schluck?" Ransi hielt dem Jüngeren seinen Becher hin, welchen dieser schüchtern lächelnd annahm.

„Ich bin übrigens Jamal." Offensichtlich hatte der Bayern-Spieler etwas Mut gekriegt. „Ich weiß. Ich bin Ransford." „Wenn du mich kennst...warum bist du dann so normal?" „Ich weiß wie das ist. Ich bin vielleicht nicht so bekannt wie du, aber selbst die paar Hardcore-Fans die ich hab reichen mir." „Bist du auch Fußballer?" Ransi nickte. „Zweite Liga. Dynamo Dresden." „Cool. Ich war noch nie in Dresden." „Echt?! Dann musst du das unbedingt mal machen. Dresden ist toll."

Die zwei waren jetzt aufgetaut und fingen eine lebhafte Unterhaltung an bei der die Themen von Fußball, über Essen bis hin zu Ransfords letztem Italien-Urlaub reichten. Sie versanken in ihrem Gespräch bis sie vom klingelnden Handy des Älteren unterbrochen wurden. Es war Julius der fragte wo sein bester Freund denn bliebe, schließlich war es halb drei morgens. Die Jungs tauschten noch Handynummern aus und verabredeten sich für den nächsten Tag, bevor sich beide auf den Heimweg machten.

~

Ein reichliches halbes Jahr später saß Jamal auf seinem Platz in der Umkleidekabine auf dem Trainingsgelände des FC Bayern München und starrte auf sein Handy. Genauer gesagt auf den Chat zwischen ihm und Ransford. Die zwei jungen Spieler hatten sich, seitdem sie sich das erste Mal in München getroffen hatten, täglich hin und her geschrieben und schließlich sogar die Sommerpause miteinander in Italien verbracht. Es war fantastisch gewesen, Meer und Eis in Übermengen (das sollten ja nicht ihre Trainer hören) und Jamal hatte sich so langsam aber sicher in Ransi verliebt.

Es hatte eine Weile gedauert, aber als er sich seinen Gefühlen klar geworden war, war es nochmal komplizierter geworden. Der Nationalspieler war sich sicher, dass Ransford nichts für ihn empfand und hatte aus Angst, die Freundschaft zu zerstören, den Kontakt eingekürzt. Das hatte nicht ganz so gut funktioniert, denn jetzt redeten sie seit zwei Wochen nicht mehr miteinander und Jamal ging es beschissener als zuvor.

Joshua konnte sich den traurigen Blick seines Teamkollegen auf dessen Handy nicht mehr mit angucken und ließ sich neben ihm nieder. „Was ist Bambi?" ‚Bambi' seufzte. „Ich hab vor nem halben Jahr jemanden kennengelernt. Ransi ist auch Fußballer und eigentlich haben wir uns echt gut verstanden. Wir waren sogar zusammen im Urlaub. Nur hab ich mich halt in ihn verliebt. Ich wollte unsere Freundschaft nicht kaputt machen und hab nicht mehr so oft geschrieben, wodurch es irgendwie noch blöder wurde. Und vor zwei Wochen ist der Kontakt dann komplett eingebrochen... Er hat morgen Geburtstag und ich würde mich echt gerne bei ihm entschuldigen, aber ich weiß nicht ob er überhaupt noch etwas mit mir zu tun haben möchte."

Nach diesem Geständnis blickte Jamal erstmal auf den Boden. „Hey. Wir bekommen das wieder geradegebogen. Wie haben morgen kein Training, also wie wärs, wenn du zu ihm fährst und dich entschuldigst? Dann sieht er, dass du dich um ihn kümmerst. Wo wohnt er denn?" Tatsächlich schien dem Jüngeren die Idee zu gefallen. „Dresden. Aber...könnte einer von euch mitkommen?" Joshua lächelte. „Ich frag Leon und Serge mal."

Und so kam es, dass Leon, Serge und Jamal am nächsten Tag auf dem Weg in die sächsische Landeshauptstadt waren. Keiner der drei war vorher schonmal in Dresden gewesen und Jamal musste Ransfords Aussage Recht geben. Dresden war toll. Schon aus dem Auto sah man die Liebe der Stadt zu ihrem Verein.

Leon und Serge luden ‚Bambi' vor der Wohnung des Geburtstagskindes ab (die Adresse hatte Ransi ihm mal gegeben) und versprachen bei einem Anruf von ihm so schnell wie möglich da zu sein. Nervös klingelte der Mittelfeldspieler. Nur wenig später stand Ransford schon vor ihm. „Jamal...was machst du hier?" „Ich wollte mich bei dir entschuldigen. Ich...ich war ein Arschloch." „Ja allerdings. Ich hatte Angst, dass du mich hasst." „Nein! Das könnte ich nie. Ich...ich hab mich in dich verliebt." „Was?" Geschockt stand der gebürtige Berliner vor Jamal. „Ist gut. Lach mich aus. Ich geh ja schon." Er strich sich eine Träne von den Wangen und wollte sich schon umdrehen und wegrennen, als Ransford nach seinem Arm griff. „Warte! Ich...bin auch in dich verliebt. Schon eine ganze Weile." „Echt?" Der Dynamo-Spieler nickte. Kurz standen sie sich beide still gegenüber, dann zog Ransi der Jüngeren rein und küsste ihn im Treppenhaus. „Happy Birthday Ransi"


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