„Was ist da drin?", frage ich mit gerunzelter Stirn.

„Das sind..." Sie öffnet den Sack. „...Unsere Waffen."

Zum Vorschein kommen Pfeil und Bogen, Armbrust, Pistolen, Dolche, Wurfsterne und jede Menge Pflöcke.

„Verdammt", murmelt Quirin und sieht sich die Waffen an.

„SIE KOMMEN!", brüllt Amelia und kommt die Treppen runtergerannt. Sofort sehen wir alle zu ihr.

„Was?", fragt Amir.

„Die Verlorenen, sie kommen in Heeren. Wir...wir werden angegriffen!"

„Verlorene haben noch nie koordiniert angegriffen", sagt Runa und sieht uns besorgt an.

„Und woher wissen die, dass wir hier sind?", fragt Svea ängstlich. Ihre Stimme zittert dabei.

„Irgendjemand muss sie hier her geführt haben", sagt Runa nachdenklich. Sie fängt an, auf und ab zulaufen. Alle, die noch da sind, sehen beunruhigt aus. Was voll und ganz verständlich ist.

„Und wer hat sie her geführt?", will ich wissen. Denn niemand außer uns, weiß wo wir sind.

„Das war ich."

Wir drehen uns alle um. Genau wo Runa vor kurzem hergekommen ist, steht jetzt ein Typ, ein paar Jahre älter als ich. Dunkelblonde Haare, die er zusammengebunden hat. Grau-blaue Augen, die uns nacheinander anschauen. Markante Gesichtszüge, drei Tage Bart und sehr, sehr groß. Er überragt sogar Jendrik. Und Jendrik ist um die 1,90cm.

„Er kommt mir irgendwie bekannt vor", murmelt Svea und runzelt die Stirn.

„Ach du Scheiße", flüstert Amelia. Anscheinend kennt sie ihn.

„Wer ist das?", frage ich, da er sich nicht vorstellt.

„Das ist mein Bruder", antwortet Leif trocken und sieht seinen Bruder an. Aber so wie er ihn ansieht, haben beide sicher keine gute Beziehung zueinander.

„Lian! Was geht, Mann?", ruft Quirin, geht an uns vorbei und schlägt mit Lian ein. Diesen Cousin mag er wohl.

Ein Pfiff durchschneidet die Luft. Alle Blicke wandern zu Runa, die den Neuankömmling wütend ansieht.

„Dürfte ich erfahren, warum du die Verlorenen zu meiner Burg führst?"

„Ist es nicht einfacher, sie an einem Ort zu töten?"

Sie kneift die Augen zu schmalen Schlitzen. Doch dann nickt sie.

„In Ordnung. Ich habe meine Leute bereits gerufen. Aber erst einmal muss ich mir einen Überblick verschaffen."

Sie geht die Treppen hoch.

„Lian, es freut mich, das du kommen konntest", höre ich Mr. Cadoc sagen. Er reicht ihm die Hand und Lian ergreift sie.

„Meine Truppe hat sich ebenfalls in Bewegung gesetzt", sagt er bloß und sieht auf sein Handy. Vermutlich kann er damit die Bewegungen seiner Truppe nachverfolgen.

„Deine Truppe?", fragt Jendrik neben mir.
„Ich bilde die Jäger aus, die auf Verlorene spezialisiert werden."

Er kommt auf mich zu und reicht mir seine Hand.

„Du bist sicher Iris. Es freut mich, dich kennen zulernen."
„Woher weißt du wer ich bin?", frage ich, schüttele aber dabei seine Hand.

„Gunnar war mein Ausbilder. Dein Verlust tut mir leid."
„Danke", murmle ich leicht überfordert. Noch unterschiedlicher könnten Brüder vermutlich nicht sein.

„Auf dem Weg hier her, habe ich mir ein paar Infos über euch geholt. Zeit stoppen", dabei sieht er mich an.

„Donner", sein Blick landet auf Tyra.

„Nebel", er sieht dabei Svea an.

„Zukunftsblick", diesmal sieht er Frowin an. Sein Blick wandert weiter zu Amelia.
„Unsichtbarkeit."

„Mein Cousin mit der Gabe Erde. Und dann noch Leif mit Feuer. Wie sieht es bei euch aus?" Lian sieht Lucian, Aruna und Dara an.

„Ich habe die Gabe Licht", beantwortet Lucian seine Frage.

„Ich kann Hologramme erzeugen", sagt Aruna. Krass, das wusste ich nicht. Wird sicher sehr nützlich sein.

„Ich habe enormes Wissen. Selbst antikes oder verlorenes Wissen", sagt Dara.

„Okay. Das ist alles sehr brauchbar im Kampf. Wie sieht es mit euren Kampftechniken aus?"
„Wir können kämpfen", sage ich.

„Ich will wissen auf welchem Stand ihr seid." Er zieht seine Lederjacke aus.

„Greift mich nacheinander an. Und haltet euch nicht zurück. Gaben einzusetzen ist nicht erlaubt."

Quirin zögert. Lian ist wohl eine härtere Nummer als Leif. Ich will schon angreifen, aber da geht Leif dazwischen und attackiert seinen Bruder. Viel zu offensichtlich wohlgemerkt. Schon nach fünf Sekunden landet er auf dem Rücken. Eins muss man über Leif sagen, er gibt nicht schnell auf. Er zielt mit seinen Fäusten in Lians Gesicht. Aber dieser weicht oder blockt seine Schläge. Lian macht keine unnötigen Bewegungen. Er fokussiert sich auf Leifs Bewegungen, bringt seinen Bruder wieder zu Boden und pinnt ihn auf den Boden. Leif liegt auf dem Bauch, sein rechter Arm auf sein Rücken gedrückt. Lian sieht nicht begeistert aus und ich habe noch nie einen so anmutigen Kämpfer gesehen. Er steht auf und sieht uns abwartend an. Dieser Kampf hat alle Anwesenden eingeschüchtert, das steht schon mal fest. Dann versuch ich mal mein Glück. Ich ziehe meine Jacke aus und trete vor, während Leif zähneknirschend zur Seite tritt. Wie auch Lian mache ich keine unnötigen Bewegungen. Ich weiß wo meine Stärken und Schwächen sind. Und ich weiß auch, dass ich gegen seine Stärke, mit Stärke nicht ankomme. Er sieht vielleicht nicht so aus, aber er ist stark. Ich bleibe bei ihm lieber erst einmal auf Abstand. Deshalb fange ich mit einem Halbkreisfußtritt an und treffe ihn an seinem linken Oberarm. Er versucht mein Bein zu packen, womit ich gerechnet habe und springe zurück. Ohne zu zögern mache ich einen Vorwärtsfußtritt auf sein Schienbein. Dann springe ich wieder zurück, es hat ihn nicht einmal aus dem Gleichgewicht gebracht. Verdammt. Jetzt geht er zum Angriff über. Er bringt mich zu Fall. Ich lande unsanft auf dem Rücken. Ohne Matten ist das ganz anders. Er setzt sich rittlings auf mich und hält meine Handgelenke über meinem Kopf fest. Ich versuche mich zu befreien, klappt aber nicht sofort. Dann versuche ich es mit Tomoe nage. Eine traditionelle Judotechnik. Mit meinem Fuß stoße ich ihn am Bauch über mein Kopf hinweg. Und es gelingt mir sogar. Ich springe sofort auf die Füße. Ich hole zu einem Axe Kick aus, aber er rollt sich sofort weg. Und fegt mich mit einer Beinschere auf den Boden. Dann steht er auf und reicht mir seine Hand. Ich ergreife sie und lasse mir hochhelfen. Es ist klar, dass er gewonnen hat.

„Wir sollten das später zu Ende bringen. Du kennst viele Kampftechniken."

„Zu ende bringen? Du hast doch gewonnen."
„Das war unentschieden."

„Die Verlorenen formatieren sich, das ist nicht gut!", ruft Runa und springt vom Geländer runter.

„Das kann nicht sein. Verlorene werden nur durch ihre Mordlust gelenkt. Sie können keine Strategie entwickeln", sagt Dara.

„Das was ich gesehen habe, sagt aber etwas anderes", antwortet Runa. Dann sieht sie Lian an.
„Welche Gabe besitzt du? Luft oder Wasser?"

Natürlich, diese Frage ist nachvollziehbar. Leif ist sein Bruder und hat die Gabe Feuer. Quirin ist ebenfalls mit ihm verwandt und hat die Gabe Erde.

„Wasser."

Runa nickt und sieht uns dann alle an.

„Bis Verstärkung kommt, müssen wir die Burg halten. Wir brauchen einen Plan."



- Nach langer Zeit wieder ein Kapitel. Sorry, dass es solange gedauert hat.

LG :)

Ai ajuns la finalul capitolelor publicate.

⏰ Ultima actualizare: Mar 19, 2023 ⏰

Adaugă această povestire la Biblioteca ta pentru a primi notificări despre capitolele noi!

Bis(s) in die DunkelheitUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum