Erinnerungen - Teil 2 ♤

Magsimula sa umpisa
                                    

"Vorhin. Wir waren schon mal zusammen in der Hütte im Wald, nicht wahr?"

Der Wächter errötete bis über beide Ohren und erwiderte verunsichert:
"Ja, das stimmt. Nicht nur ein Mal. Es war sozusagen unser Rückzugsort, wenn uns die Intrigen zu Hofe mal wieder nervten."
Dabei lächelte er, nun sichtlich in seinen eigenen Erinnerungen schwelgend.

Dann sah er dem Mädchen tief in die Augen und fragte sie ganz ehrlich: "Woran erinnerst du dich genau?"

Damit hatte Dayna nicht gerechnet. Sie hatte eher erwartet, er würde das Thema "romantische Beziehung zwischen Seraphina und ihrem Wächter" totschweigen wollen. Dem war anscheinend nicht so.

"Wir lagen zusammen in dem Bett und haben ... geredet."

Sie konnte quasi seine Gedanken von seinem Gesicht ablesen und wusste genau, dass ihm klar war, dass sie ihm nicht alles erzählte.

"Über was?", ging er gnädigerweise nicht genauer auf ihre anderen Aktivitäten ein.

"Darüber, dass wir zusammen weglaufen wollen aber ... ich wollte nicht."

"Du konntest nicht", verbesserte er sie schnell.

"Wieso eigentlich nicht, wenn ich es doch so gerne wollte?"

"Du trugst sehr große Verantwortung, Seraphina. Das Schicksal eines ganzen Volkes hing von dir ab und das wusstest du. Da konnte nichts anderes wichtiger sein."

"Nicht mal die Liebe?", hakte sie nach.

Dayna würde es zwar nie zugeben, doch sie hatte immer daran geglaubt, dass wahre Liebe stärker als alles andere war. So, wie man es eben in Filmen und Büchern immer vermittelt bekam, denn sie hatte keine wirklichen Erfahrungen in dieser Sache.

"Nicht mal die Liebe", bestätigte Caleb düster.

Nach einigen Momenten des bleischweren Schweigens, ergriff Dayna erneut das Wort. Sie wollte den guten Draht, welchen sie gerade zu ihrem Weggefährten aufgebaut hatte, voll und ganz auskosten und alle möglichen Informationen aus ihm herausquetschen.

"Du hast sie geliebt oder?"

Er lächelte sie schmerzverzerrt an.
"Ich habe nie damit aufgehört."

Daynas Herz pochte augenblicklich wie verrückt. Wenn er nie aufgehört hatte Seraphina zu lieben und sie Seraphina war, bedeutete das dann im Umkehrschluss... dass er sie liebte?

Das kann er nicht gemeint haben, oder?

Allein die Vermutung war absurd, sie kannten sich ja kaum. Und doch...

Unerwartet machte er einen Schritt auf sie zu und nahm ihr Gesicht vorsichtig in beide Hände.

"Es wird der Tag kommen, an dem du dich wieder an alles erinnerst, Prinzessin. Und vielleicht wirst du dich auch an die Gefühle erinnern, die du damals für mich hattest. Und deshalb sollst du jetzt wissen, bevor es soweit ist, dass ich nie aufgehört habe und ich dich für immer lieben werde, Seraphina Tenebrae."

In seinen funkelnden Turmalin-Augen konnte sie jetzt so viel Zuneigung und Bedauern schimmern sehen, dass es ihr glatt die Sprache verschlug.

"Doch weil es meine unverantwortliche Liebe zu dir war, die für deinen Tod gesorgt hat, werde ich den selben Fehler nicht noch einmal machen. Dieses Mal werde ich dich beschützen, so wie es ein Wächter tun sollte. Ungeblendet von irgendwelchen Hormonen, die meinen Verstand vernebeln. Ich werde nicht zulassen, dass mir der selbe Fehler erneut passiert."

Und dann, trotz der Deutlichkeit seiner Aussage, küsste er sie. Es war ein sanfter Kuss, in dem man trotzdem die unendliche Sehnsucht und die Bürde, welche darin lag, spüren konnte.

Ein Abschiedskuss, durchfuhr es sie bitter.

Und er war schöner als jeder Kuss, den sie sich jemals hätte erträumen können.

In diesem Moment platzte eine weitere Erinnerung in Dayna hervor.

Seraphina stand mit Caleb unter einer riesigen Eiche, um sie herum war es stockfinster.
Sie hatten sich in die Wälder am Rande des Hofes geschlichen, um ungestört zu sein.

Seraphina kicherte leise.

"Caaal!", neckte sie Caleb spielerisch.
"Es schickt sich nicht für einen Ritter der Smaragdgarde, zu einer Veranstaltung im Königshaus in seiner Uniform zu erscheinen."
Sie schien jemanden zu imitieren.

"Lasst das, Seraphina!", bat Caleb sie, doch er schien ebenso belustigt wie sie.

"Aber wo bleibt denn das Vergnügen?", witzelte Seraphina.

Caleb legte seine Hände an ihre Hüften und zog sie dicht an sich heran.

"Vergnügen kann ich euch bieten, mylady", entgegnete er eindeutig und beugte sich zu ihr herab, um sie zu küssen.

"Ich weiß", unterbrach sie ihn kurz dicht an seinen Lippen, nur um den Kuss danach noch leidenschaftlicher zu erwidern.

Die Lage spitzte sich immer weiter zu, er presste ihren Körper gegen den Baumstamm an dem sie standen und ... plötzlich hörten sie ein Rascheln, als würden sich ihnen Schritte über heruntergefallene Laubblätter nähern.

Caleb trat einen Schritt zurück.

"Du musst gehen", wies er sie an.

Sie nickte zustimmend, richtete kurz ihre Frisur und nahm dann einen tiefen Atemzug.

"Erst der Tag, an dem Ihr aufhört mir den Atem zu rauben, wird der Tag sein, an dem ich die Hoffnung in uns verliere, Sir Caleb", verkündetr sie, bevor sie sich im Dunklen der Nacht zurück zum Schloss schlich.

Dayna kam wieder zu sich, nur um sich in einer ähnlich prikären Lage wiederzufinden.

Während sie in ihrer Vision festgesteckt hatte, hatte der Kuss der beiden in dieser Zeit, sich wohl auch bereits stark zugespitzt.

Wohl unbewusst, hatte sie ihre Arme um seinen Hals gelegt und Caleb drückte sie fest an seinen stählernen Körper. Sie wusste nicht, wie lange das Ganze schon so ging, denn durch die hochgekommene Erinnerung hatte sie jegliches Zeitgefühl verloren.

Nach einer Weile zog er plötzlich zurück. Sie waren inzwischen beide ziemlich außer Atem.

"Das hätte ich nicht tun sollen. Es ist nicht richtig", brach es aus reumütig aus ihm heraus.

"Erst der Tag, an dem Ihr aufhört mir den Atem zu rauben, wird der Tag sein, an dem ich die Hoffnung in uns verliere, Sir Caleb", wiederholte Dayna die damaligen Worte der dunklen Prinzessin ganz intuitiv.

Calebs Augen blitzten auf, als er die Aussage von Seraphina wiedererkannte. Mit Tränen in den Augen nahm er sie in seine Arme und atmete dabei ihren Duft ein.

"Wie soll ich euch nur jemals wiederstehen", seufzte er theatralisch.

Doch sie konnte in seiner Stimme hören, dass er nicht glücklicher hätte sein können, als hier. Mit ihr, in diesem Moment.

Völlog egal, was sein Verstand ihm sagte.

Burning ShadowsTahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon