Kapitel 3

54 6 2
                                    

Blaise würde sie schimpfen, Ron versuchen, ihr einen hilfreichen Rat zu geben, der zu viele "Vielleichts" enthielte, als dass sie tatsächlich in Erwägung ziehen würde, ihn anzunehmen, Draco gar nicht erst davon erfahren, weil er schon vor Langem aufgegeben hatte, irgendetwas von diesem Schlamassel, den Pansy nicht auf die Reihe bekam, lösen zu wollen, und Harry ihr erklären, dass sie nicht nur auf ihre Sicht der Dinge schauen durfte, wenn sie wüssten, dass Pansy seit über zwanzig Minuten mit der Frau, die sie seit Hogwarts nicht zu lieben aufgehört hatte, in einem Aufzug stand und sie bisher nicht einmal versucht hatte, eine Konversation zu starten.

Und es würde ja doch nichts bringen, denn was sollte sie schon auf all das antworten? Was konnte sie schon anderes sagen als das, was sie auch davor schon gesagt hätte?

Sie konnte nicht. Sie konnte kein Gespräch mit Hermine anfangen, weil ihr unter Hermines strengem Blick, unter der Art wie Hermines Augenbrauen sich über ihren braunen Augen senkten, wenn Pansy in der Nähe war, die Worte im Hals stecken blieben. Sie konnte nicht, obwohl es Tage gab, an denen sie alles dafür gegeben hätte, ein letztes Gespräch mit Hermine zu führen. Ihr ein letztes Mal zu sagen, wie viel Hermine ihr noch bedeutete, wie froh sie war, dass Hermine noch lebte. Hermine ein letztes Mal so an ihren Lippen hängen zu haben, wie sie es vor fünf Jahren noch getan hatte, oder immerhin so, dass sie überhaupt zuhörte, anstatt den Blick abzuwenden und sich nach Möglichkeit schnell aus der Situation zu entfernen, wie sie es jetzt tat.

Und Pansy konnte so viel hoffen, wie sie wollte, sich so oft einreden, dass Hermine ihr morgen zuhören würde, dass sie morgen endlich einsehen würde, dass Pansy eine Person war, die es verdient hatte, sich wenigstens erklären zu dürfen, sich rechtfertigen zu dürfen, sie wusste es besser und jegliche Hoffnung, die sie zu hegen gewagt haben mochte, zerbröselte zu vom Wind verwehtem Staub, wenn sie auch nur mit einem Wort daran erinnert wurde, wie schief ein solches Gespräch vor vier Jahren gelaufen war.

Und wenn Pansy eins noch über Hermine wusste, dann, dass diese am stursten wurde, wenn sie wütend war, und sich bei jeglichen Dingen, die nicht absolut ihrer Meinung entsprachen, mit Händen und Füßen der Zustimmung verweigerte.

Hermine war vor vier Jahren unfassbar wütend gewesen, sie hatte geschrien, sie hatte gespuckt, sie hatte gekratzt, sie hatte gezittert und getobt, es war leider, in den Momenten, in denen ein realistischer Blick auf den Stand der Dinge sie nicht gleich weinend in eine Ecke beförderte und in denen sie sich einen solchen demnach erlauben konnte, offensichtlich genug, dass sich bis heute nichts daran geändert hatte.

„Vielleicht ja doch," hatte Ron – entweder der ewige Optimist oder, weil er sie mit nichts zu trösten gewusst hatte, aber ihr trotzdem hatte helfen wollen – sie mit etwas aufheitern wollen, von dem sie beide gewusst hatten, dass es eine Lüge war, als er sie bei einer Weihnachtsfeier des Ministeriums heulend in ihrem Büro aufgefunden hatte, und während sie seine damaligen Bemühungen als ein Zeichen der Freundschaft, als ein Zeichen, dass sie ihm nicht egal war, wertzuschätzen gelernt hatte und wohl nie aufhören würde, wertzuschätzen, so erzählte ihr Hermines abweisende Körpersprache, wie sie neben Pansy im Aufzug stand, angeleuchtet von goldenem Licht, das sich in ihren buschigen Locken verfing und Pansy die eine Sekunde, in der sie es wagte, sich in ihrer Schönheit zu verlieren, an einen Engel denken ließen, in ihrem Anzug, der professionellere Gelassenheit nicht besser hätte repräsentieren können, mit über der Brust verschränkten Armen und nicht nur abgewandtem Blick, sondern auch zur Seite geneigtem Kopf, mit so stark gesenkten Augenbrauen, dass all ihr Bewegungsspielraum ausgenutzt war, eine ganz andere Geschichte, was Ron als jemand, der regelmäßigen und guten Kontakt zu Hermine pflegte, wusste.

Es hinterließ ein unangenehm hohles Loch in ihrer Brust, denken zu müssen, wirklich denken zu müssen, es sich eingestehen zu müssen, obwohl sie das tatsächlich nie wirklich tat, nur nah genug daran herankam, dass sie es vor sich selbst so bezeichnen konnte, dass sie keine der Personen war, die regelmäßigen und guten Kontakt zu Hermine pflegen. Eine offensichtliche, eine beinahe oberflächliche Entdeckung, aber sie spürte zusätzlich zu dem Schmerz darüber auch die Überraschung, die eintrat, nun, da sie es einmal bewusst gedacht hatte.

You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Jan 05 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Das Leiden der Hermine Granger - PansmioneWhere stories live. Discover now