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Es vergingen nun schon Wochen und ich hatte den Kontakt zu Atsumu leider verloren. Er wollte nichts mehr mit mir zu tun haben. Das war zumindest meine Intuition. Ich wusste wann Menschen nicht mehr mit mir interagieren wollten und wann nicht mehr. Und es tat weh. Atsumu war für mich so etwas wie mein Bester Freund geworden, in dieser kurzen Zeit schon. Es tat weh ihn zu verlieren, ganz besonders weil ich wusste, dass er bald entlassen wird. Weshalb er da war wusste ich bis heute noch nicht, doch warum ich da war, war auch eine gute Frage, vor ein paar Tagen hatte ich meine Diagnostik und es kam raus ich hatte eine Schizotype Persönlichkeitsstörung. Was genau das ist und wie ich damit umzugehen habe, weiß ich bis heute noch nicht. Anscheinend habe ich eine Grund Paranoia gegenüber Menschen und bin sehr weit was denken mit der rechten Hirnhälfte anbelangt. Ich wollte Tsumu davon erzählen, aber ich fand ihn nicht. Traurig ging ich zu Kaito-sama, denn ich hatte jetzt Therapie und musste irgendwie den Kopf frei bekommen. „Hallo Liebes, wie geht es Ihnen denn heute," fragte meine Therapeutin und ich zuckte nur mit meinen Schultern. „Ich weiß es nicht, ich bin irgendwie sehr deprimiert." - „Oh, wissen Sie auch wieso?" – „Atsumu hält Abstand zu mir, und ich weiß nicht warum," gab ich zur Antwort und Kaito lächelte mich aufmunternd an. „Glaub mir, er ist nur sehr in Gedanken in letzter Zeit, ich glaube nicht, dass ihr den Kontakt verlieren werdet. Du musst dich einfach nur ran hängen. Frag doch mal seinen Bruder, was du am besten machen kannst." Sie hatte mir wieder Hoffnung gemacht, vielleicht hatte er einfach nur seine chronischen Tage und verhielt sich deswegen so komisch. So schnell ich konnte hetzte ich mich durch die Ergo und machte mich dann auf den Weg zu Miya Onigiri. Der Weg kam mir ewig vor, doch nach einiger Zeit stand ich endlich vor dem Laden. Übertrieben stürmte ich hinein und erblickte einen verwirrten Atsumu. Na toll. Obwohl, ja das war toll. „Tsumu was habe ich dir getan," schrie ich außer Puste und der Ältere zuckte zusammen. „Garnichts, ich will nur meine Ruhe haben." – „Glaube ich dir nicht." – „Musst du aber," wie ein Kleinkind trotzte er vor sich hin und ich setzte mich neben ihn. „Ich dachte wir haben uns angefreundet. Seitdem ich dich das letzte Mal hier besucht habe hast du dich dermaßen verändert und das passt mir gar nicht," motzte ich ihn jetzt an und er zuckte wieder zusammen. „Wie meinst du als du mich extra besucht hast, war das nicht, weil du Samu sehen wolltest?" Hö, was ist denn jetzt sein Problem. Warum sollte ich Samu besuchen wollen. Er ist doch nur der Bruder von Tsumu, nicht mein Kumpel. Ich sah wie er ruhig ausatmete und dann lächelte. Sein Lächeln war atemberaubend. Noch nie hatte ich so ein perfektes Lächeln gesehen wie das seine. Er könne damit sogar der Sonne Konkurrenz machen. Ich liebte sein Lächeln und musste sofort grinsen als ich ihn wieder so unbeschwert sah. Was das zwar damit zu tun hatte, dass ich ihn besucht habe, wusste ich immer noch nicht aber es war okay. „Ich habe endlich meine Diagnose bekommen!", schrie ich plötzlich durch den ganzen Laden und wurde von ein paar Kunden, unter anderem von einem älteren Herrn dumm angeschaut. „Und?" – „Schizotype Persönlichkeitsstörung, es wird vermutet, dass Einstein, Van Gogh und Newton dieselbe hatten, also bin ich super schlau?", prahlte ich vor ihm herum und er lachte: „Sieht man." Schmollend wegen seines Kommentars knuffte ich ihm in den Arm und guckte ihn genauer an. Er war wirklich hübsch. Seine Haut war hell und weich und seine Nase gerade. Sein komplettes Abbild sah aus als wäre er gezeichnet. Doch war ich froh, dass er es nicht war. Sonst hätte ich ihn nie kennenlernen können. Ohne mir groß Gedanken zu machen lehnte ich mich zu ihm und gab ihm erst einmal eine lange Umarmung. Es fühlte sich so vertraut an. Als wären wir beide füreinander gemacht. Das Puzzleteil, welches mich vollkommen machte. Die Wärme die er ausstrahlte war überwältigend, noch nie fühlte ich mich so wohl wie bei ihm, er war nun mal mein bester Freund geworden und so sollte es auch bleiben. „Wenn du willst stelle ich dir nächste Woche meine Jungs vor, Ka-chan." – „Ouh ja. Das wäre der Wahnsinn." Es freute mich, einen Teil seines Lebens kennenzulernen und herauszufinden wo die Wurzeln seines Selbst herkamen und wer sie gedeihen und blühen lässt. Ob ich wohl auch einer derjenigen bin die ihn wachsen lassen. Vielleicht irgendwann in naher Zukunft, doch bestimmt noch nicht heute. „Aber das heißt du wirst nächste Woche ja schon entlassen." – „Eher gesagt diese Woche schon." Traurig über seine Worte schmollte ich ihn an und überlegte ob ich mich nicht auch selbst entlassen sollte. „ich will nicht ohne dich in der Klinik sitzen." Überrascht blickte er mich und lächelte dann wieder. Er öffnete seinen Mund und sprach: „Das ist süß Ka-chan. Aber soweit ich weiß sind deine Depressionen doch noch nicht besser geworden. Du solltest noch länger drinbleiben." Er hatte ja recht, aber ohne ihn wäre es richtig langweilig. An mir weiterarbeiten kann ich auch ambulant. Das ist sicher. Mein Psychologe wird sich auch sicher wieder freuen mich zu sehen, er war ganz angetan von meinem Lebensstil und meinen Ansichten auf die Welt. Auch Suzuki fand mich interessant das wusste ich schon. Doch ich wollte einfach nicht mehr. Klar hatte ich immer noch diese schlimmen Tiefs, doch es wurde besser und ich glaube ich konnte endlich wieder arbeiten. Vielleicht sollte ich mit Oma darüber sprechen, was sie denkt. Aber das muss ich dann am Wochenende machen, nach Hyogo zu fahren und wieder zurück dauert nämlich ein wenig. Sollte ich mit Atsumu darüber sprechen und ihn vielleicht mitnehmen? Er mochte die Bücher meiner Oma und vielleicht freute es ihn ja wieder in die alte Heimat zu kommen. Sie wohnte ja nicht weit von der Inarizaki entfernt. Entschlossen drehte ich mich zu ihm und stellte meine Frage: „Willst du am Wochenende mit mir zu meiner Oma fahren?" Perplex starrte er mich an und nickte dann. Seine Augen fingen an zu strahlen. Mich freute dieser Anblick sehr. Er war so gelassen in diesem Moment. Seine Ausstrahlung war überwältigend und ich war ehrlich froh ihn meinen Freund nennen zu können. So jemanden findest du nicht alle Tage. Einen Menschen der dich versteht und nicht urteilt mit dir jeden Scheiß mitmacht und lacht, wenn du einen schlechten Witz erzählst. Er war ein Engel, der mir von Gott gesandt wurde, er war der Grund warum ich wieder einen Sinn im Leben hatte. Das Wissen es gibt Menschen die so denken wie ich und für mich da sind, gibt mir meinen Antrieb wieder zurück. Ich hätte noch ewig über ihn nachdenken können, doch ein Blick auf die Uhr verriet mir, dass ich gleich Achtsamkeit hatte weshalb ich mich verabschiedete und meines Weges in Richtung Klinik lief. Angekommen suchte ich mir sofort einen Platz an den ich mich entspannt hinsetzen konnte und wartete nur bis Kaito-sama mit der Meditation anfing. Für mich war diese Frau ein großes Vorbild, denn sie hatte die innere Ruhe -ich glaube mal –studiert. Freudig betrat die ältere Dame den Raum und lächelte allen zu. „So meine Lieben, ihr kennt das Prozedere." Wer nicht komplett grenzdebil war, kann mit Sicherheit die ganzen Übungen schon auswendig, denn es waren keine Neuzugänge gekommen die nicht wussten wie man richtig meditiert. Auch wenn Kaito uns Vorlagen gab und die ganze Zeit sprach verfiel ich in einen Traum meiner eigenen Welt.

Eine Frau so schön wie der Sonnenuntergang lief schnurstracks auf einen See zu, an welchem sie sich entblößte. So wie Gott sie schuf, tapste sie vorsichtig Schritt für Schritt zu dem kühlen Nass. Sie versuchte sich an die Kälte zu gewöhnen, doch strömte sie durch ihren Körper und lies sie frieren. Wie konnten andere nur einfach hinein springen dachte sie empört und ging einen Schritt zurück. Sie hatte nun Angst sich dem eisigen Wasser zu näheren denn sie konnte nicht mehr aufhören zu frieren. Traurig über ihre zart besaitete Haut, ihrem fehlenden Willen und der Angst einen Kälteschock zu erleiden, setzte sie sich an das Ufer und beobachtete die Strömung. Sie wollte. Ja, sie wollte. Und sie tat es. Sie stand auf, nahm Anlauf und sprintete in das Wasser. Sofort durchströmte sie ein Schmerz der von der Kälte aus ging und Tränen strömten ihr über die Wangen.

Warum war meine Vorstellung heute so traurig?

Sie weinte und weinte. Warum tat sie das nur, sie war weggelaufen um frei zu sein, doch fühlte sie sich gefangen. In ihr schlummerte ein Adler der sich nach Freiheit sehnte. Doch der Vogel war gefangen in einem Käfig. Verbittert lief sie zurück aus dem See und blickte zurück. Frei sein, keinen Schmerz fühlen. Ja das wollte sie. Noch nie hat sie etwas mehr gewollt. Lächelnd spürte sie Tränen über ihre Wange laufen, die sich zu einem Strom entwickelten. Sie heulte. Ihre Tränen tropften nach und nach auf die Wasseroberfläche und hinterließen Spuren in Form von immer größer werdenden, verblassenden Kreisen. Doch plötzlich stoppte es denn jemand hatte seine zwei Hände an ihre Wangen gelegt und trocknete den Wasserfluss. Sachte flüsterte er ihr beruhigende Worte ein und legte seine Arme um ihre nackte Taille. Die Wärme die von seinem entblößten Körper ausging öffnete vorsichtig den Käfig des Adlers welcher empor schoss. Sie hatte ihre Ruhe gefunden und lächelte. Der Fremde hatte sie gerettet und das nur mit seiner Anwesenheit. Freudig drehte sie sich um und schaute dem Mann in sein lächelndes Gesicht. Sie sah...

Erschrocken öffnete ich meine Augen, die Meditation war noch nicht vorbei, doch meine Tiefen Entspannung wurde unterbrochen. Der Mann den ich sah Splitter Faser nackt in meiner Vorstellung war Atsumu Miya.

Society // Atsumu Miya X OcOnde histórias criam vida. Descubra agora