BioMech

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Natürlich war der Diebstahl eines BioMech wichtiger als ein Mordfall oder ein vermisstes Kind!

Zoe sollte nach diesem Ding suchen, anstatt sich einem ihrer unzähligen anderen Fälle zu widmen. Missbilligend warf sie einen Blick auf das holografische Display ihres ProTools, um das Signal des BioMech erneut zu überprüfen.

Das silberne Band um ihr Handgelenk war abgenutzt und locker. Das kam davon, wenn man es sich nur gebraucht leisten konnte.

Missmutig betrat sie einen weiteren Raum der verlassenen Fabrik.

Wenn sie das Ding intakt fand, würde Tigressystems ihr einen Bonus ausbezahlen. Aber Zoe war realistisch. Sie rechnete nicht damit, den BioMech noch in einem Stück zu finden.

Sie passierte die nächste Türe und betrat einen weiteren heruntergekommenen Raum.

Etwas schlug gegen ihre Schläfe. Zoe fing einen Arm ab. Doch die Hand mit dem Skalpell entging ihr. Sie wich zu spät aus. Schmerz schoss durch ihren Verstand. Ihre Wange brannte. Zoe drehte sich. Schätzte ihren Gegner ab. Für einen Fettsack war der Typ verdammt schnell! Die Klinge flog abermals dicht an ihrem Gesicht vorbei.

Diesmal packte sie zu. Mit einem gezischten Fluch trat sie ihm in die Eier.

Dem Typen entwich ein gurgelndes Geräusch. Er sackte gekrümmt auf die Knie, seine Hände schützend auf seinen Schoß gepresst.

»Kadeja Sicherheit«, grollte Zoe, rammte ihm das Knie ins Gesicht und beförderte den Mann in dem schmuddeligen Arztkittel zu Boden. »Sie sind hiermit festgenommen.«

Fluchend wischte sie sich über die brennende Wange. Warmes Blut rann über ihre Haut und tropfte auf ihre abgewetzte Lederjacke.

»Verdammte Schlampe«, stöhnte der Mann zu ihren Füßen. Nur zu gerne hätte Zoe ihm einen Tritt in sein Gesicht verpasst, wollte sich aber ihre neuen Stiefel nicht versauen.

Außerdem, wenn er von selbst nicht mehr laufen konnte, musste sie ihn ins KVA, das Zentrum für Kontroll‑ und Verhaltensanpassung, tragen. Sonst noch etwas? Sie hatte Besseres zu tun.

Noch dazu gab es keine kostenlose ärztliche Versorgung in der Stadt. Nicht, dass es Zoe interessiert hätte, wenn dem Typen sein Kiefer abfiel – oder seine Eier. Hauptsache er konnte sich noch selbst ins KVA schleppen.

Sie trat auf sein Handgelenk, so fest, dass es knirschte, nahm ihm das Skalpell ab und legte ihm Handschellen an.

Den nächsten Fluch ignorierend, griff Zoe nach einem Pin in ihrer Jacke und heftete ihn an seinen Hals. Das kleine Gerät machte sich sofort an die Arbeit und saugte sich an seiner Haut fest. Eine feine Nadel bohrte sich innerhalb eines Sekundenbruchteils in seinen Hals und platzierte eine Bombe.

»Tu mir den Gefallen und entferne dich fünf Schritte von mir, dann sprengt es deinen Kopf von den Schultern, Arschloch, und ich habe ein Problem weniger«, fuhr Zoe ihn an und richtete sich missmutig wieder auf.

Ihr Blick glitt durch den Raum, der einem Schlachthaus ähnelte. Es war ein kleines fensterloses Zimmer im Keller. Ein Drecksloch wie jedes andere, entschied Zoe und begutachtete das Regal an der Wand. Neben unzähligen Behältern, die mit in Flüssigkeit schwimmenden Organen gefüllt waren, reihten sich Medikamente und medizinische Instrumente auf dreckigen Tabletts. Teilweise noch mit getrocknetem Blut, Plasma oder Eiter überzogen.

Zoe schüttelte sich.

Auch wenn es teuer war, ließ sie sich lieber von einem richtigen Arzt behandeln, als eines dieser Geräte auch nur anzufassen.

Es wäre ein leichtes, den ResTic zu benutzen. Ein kleines, schlankes Gerät, das die Hautflächen miteinander verschmolz und wenn überhaupt nur eine minimale Narbe hinterließ. Aber selbst der lag in einer getrockneten Blutlache. Zoe verzog angeekelt die Lippen.

PRISMA - Das verschwundene Herz LESEPROBEWo Geschichten leben. Entdecke jetzt