F O R T Y F O U R

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Und schon wieder war es passiert. Es ist eskaliert. Langsam aber sicher, bauten wir die Mauer zwischen uns höher, Stein für Stein. Jedes Mal, wenn wir uns stritten, kam ein Ziegel dazu. Und ich konnte es nicht stoppen. Wahrscheinlich war es unser Schicksal... Diese Einsicht traf mich wie ein wütender Sturm. Denn ich wollte das alles doch gar nicht. Ich wollte einfach ein ganz normales Leben haben, mehr nicht.

Tränen rannten über meine Wangen, während ich überlegte, was ich nun tun sollte. Der Gedanke, dass mein Vater und ich nie wieder werden würden wie früher, tat weh. Sehr sogar. Mein Herz blutete, ich wollte die Messer aus diesem ziehen, doch ich konnte nicht, sie steckten zu tief drin. Der einzige Mensch, der mir diesen Schmerz nehmen könnte, war weg. Für immer in den Sternen.
Ich vermisste meine Mum so sehr...

Das leise Klingeln meines Handys ließ mich aus dem Meer an Gedanken auftauchen. Verzweifelte Schluchzer erklommen meine Kehle, als ich Lewis' Namen auf dem Display sah. Warum musste er ausgerechnet jetzt anrufen? Eigentlich wollte ich nicht mit ihm sprechen, ich wollte mit niemandem reden, aber ich konnte ihn auch nicht wegdrücken, weshalb ich den Anruf annahm.

„Ja?" Presste ich hervor. Mein Tränen verschwommener Blick glitt über die Felder. Weit und breit war nichts außer Land und einige Wälder zu sehen. „Ist alles okay bei dir?" Fragte er und ich wusste nichts zu antworten. Sollte ich ihn anlügen, oder einfach die Wahrheit sagen?

Im Endeffekt entschied ich mich für ersteres, doch mir war klar, dass Lewis nicht dumm ist und merken wird, wenn etwas nicht stimmt. „Ja, es ist alles okay." Meine Stimme bebte. Gott, Liv. Reiß dich zusammen! „Bist du sicher? Irgendwie hört es sich nicht danach an..." Fragte er, wobei er extrem ruhig und bedacht klang. „Soll ich vielleicht zu dir kommen?" Ich schüttelte den Kopf und presste meine Lieder aufeinander, doch die Tränen rannten trotzdem zwischen ihnen hervor. „Nein, es ist wirklich alles gut. Ich bin gerade spazieren, du brauchst dir also keine Sorgen machen..." Ich hörte ihn seufzen, dann ein rumpeln, was sich anhörte wie Schritte. „Gut, dann sag mir wo du bist und dann gehen wir zusammen spazieren." Himmel, warum muss dieser Typ nur so sein?

Widerwillig schickte ich ihm meine Location. Wir verabredeten uns an einem nahegelegenen Parkplatz, ehe wir das Gespräch beendeten. Seufzend steckte ich mein Handy zurück in meine hintere Hosentasche und lief dann den Feldweg weiter, bis vor zum Wald. Von da aus dauerte es nicht mehr lange und ich erreichte den besagten Parkplatz. Da Lewis noch nicht da war als ich ankam, setzte ich mich auf einen Stein und lauschte der Stille. Um mich herum waren Bäume, deren Baumkronen bis hoch in den Himmel reichten, grünes Laub zierte die dünnen und dicken Äste. Wind rauschte zwischen den Blättern und es wurde immer kälter. Es war zwar Ende Juni, doch in England beginnt der Sommer erst so wirklich im August, davor kommt es öfters vor, dass es nachmittags kühler ist. So auch heute. An meinen Armen bildete sich Gänsehaut, obwohl ich ein Jäckchen trug. Doch der Grund dafür, war nicht nur die sinkende Temperatur, auch das ungute Gefühl, welches mich beschlich, ließ mich frösteln.

„Entschuldigung..." Hörte ich jemanden leise von sich geben. Ich warf einen Blick hinter mich, doch niemand war da. Dann hörte ich Schritte und fuhr herum. In mein Sichtfeld drang sich ein Mann, der ältere Herr kam geradewegs auf mich zugelaufen. „Darf ich dich fragen, was so ein so hübsches Mädchen wie du, ganz alleine hier macht?" Unsicherheit überkam mich, was wollte er von mir? „Ich, äh, also..." Stammelte ich, ohne wirklich zu wissen, was ich eigentlich sagen wollte. „Sagen sie nicht, sie warten auf jemanden? Ich habe direkt dort hinten geparkt" Er deutete mit dem Finger auf die Parkplätze hinter sich, doch da war weit und breit kein Auto zu sehen. „Wenn du möchtest, kann ich dich nachhause fahren?" Ich schüttelte dankend den Kopf, doch der Typ wollte nicht locker lassen. „Sicher? Ich kann dich wirklich fahren, das ist kein Problem, wirklich." Er kam immer näher, was die Angst in mir steigen ließ. „Alles gut, ich warte hier auf jemanden..." Meinte ich dann, was vergebliche Versuche waren, ihn loszuwerden. Doch er ging einfach nicht.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now