T W E N T Y S E V E N

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Seufzend ließ ich mich ins Bett fallen und schloss die Augen. Für einen kurzen Moment war da nichts. Dunkle leere, so ruhig und friedlich. Außer dem Geräusch eines vorbeifliegenden Hubschraubers war es still. Verwunderlich, wie ein so unproduktiver Tag wieder der heutige, so ermüdend sein kann. Um ehrlich zu sein, könnte ich jetzt hier liegen bleiben und schlafen. Dennoch zwang ich mich, das Gesagte nicht zu tun. Bevor ich nachher schlafen gehe, sollte ich noch meinen Koffer ausräumen und so weiter...
Gesagt, getan.
Ich raffte mich auf, schwerlich und müde sortierte ich den Inhalt meines Koffers in meinen Schrank. Ich denke, für zwei Wochen lohnt sich das auf alle Fälle. Damit fertig, beschloss ich den Tag für heute zu beenden. Auf meinem Balkon stehend, beobachtete ich die Sonne, wie sie bereits hinter dem Berg unterging. Der Himmel verfärbte sich in den schönsten Farben und ich genoss diesen Anblick. Inhalierte die etwas abgekühlte Abendluft und erinnerte mich an frühere Momente. Als ich hier mit Mama stand und die Sonne beobachtet habe, wie sie hinter den Häusern verschwindet. Alles war so vertraut, alles erinnerte mich an sie. Und trotzdem lächelte ich. Leicht, aber es war ein schmerzhaftes Lächeln. Ich wusste, dass sie da oben ist und gerade in die gleiche Richtung blickt wie ich. Es fühlte sich an, als stände sie neben mir, wenn ich jetzt zur Seite schauen würde.

Nun wurde es mir bewusst. Das hier ist mein zweites Zuhause. Alles war so vertraut. Die Umgebung, mein Zimmer, dieser Sonnenuntergang. Wohlige Wärme umgab mein Herz. Ich hatte das hier vermisst, mehr als alles andere, und jetzt bin ich hier. Es stand zwar eine anstrengende Woche vor mir, aber die zweite würde dafür umso schöner werden, da war ich mir sicher! Hätte ich da nur schon gewusst, dass mein Leben von diesem Zeitpunkt an bergab geht, hätte ich den Gedanken gar nicht erst so tief in mein Herz gelassen...

Der Abend zog sich am Ende doch länger hin als gedacht. Nach dem Abendessen beschlossen wir noch zu besprechen, wie die nächsten Tage aussehen würden. Ich durchlöcherte meinen Vater mit fragen über das Event morgen Abend, es war mein erstes, weshalb ich extrem aufgeregt war. Er erzählte wer alles da sein wird und für was diese Feier eigentlich steht. Letzteres bekam ich allerdings nur noch hintergründig mit, da mein Kopf irgendwann keine weiteren Informationen mehr verarbeiten konnte. Es war eindeutig zu spät und zu anstrengend...

*

Durch das immer lauter werdende Klingeln meines Weckers, wurde ich schließlich wach. Stöhnend rieb ich mir die Augen, bevor ich vergeblich nach meinem Handy griff, um dieses nervenbetörende Geräusch endlich auszuschalten. Erst beim dritten Versuch schlug ich anstatt auf meinen Nachttisch, auf mein Handy, welches daraufhin runter fiel. Aber egal, immerhin war es dann leise. Nachdem ich noch kurz liegen blieb und versuchte auf meine Situation klarzukommen, wagte ich den ersten Versuch aufzustehen. Ich schwang meine Beine über die Bettkante, dann fischte ich mein Handy vom Boden und zu guter letzt richtete ich mich gänzlich auf.

Meine Beine führten mich auf dem direktesten weg ins Badezimmer. Dort fand ich genau das gleiche Chaos vor, was ich gestern hinterlassen habe, als ich meine Sachen einfach nur willkürlich hier reingepfeffert habe. Dies ignorierte ich allerdings und ging duschen. Erst danach machte ich mich daran mich zu schminken.
Zwischen meiner ganzen skincare, zehntausend verschiedenen Pinseln und anderem Zeug, fand ich kaum die wichtigsten Sachen wieder...

Last but not least, machte ich mich auf die Suche nach Klamotten. Geschuldet der Tatsache, dass ich gleich mein Kleid für heute Abend anprobieren gehen musste, entschied ich mich für etwas entspanntes, was nicht zu lange braucht um es an - und wieder auszuziehen. Eine kurze Sportleggins und ein weites T-shirt eigneten sich dafür perfekt.

„Camilla hat mir schon geschrieben, dass sie da ist." Erklärte mein Vater, als er mich vor ihrem Geschäft rausließ. Getreu dem Verkehr hier in MonteCarlo, war ich natürlich wieder viel zu spät... Beim Betreten des Ladens klingelte ein kleines Glöckchen und kündigte mich an. Eine hübsche Frau mittleren Alters sah zu mir rüber, auf der Stelle zuckten ihre Mundwinkel nach oben und sie fing an zu strahlen. Keinen Moment später zog sie mich in eine feste Umarmung. „Wie groß zu geworden bist!" Sie schob mich an den Schultern von sich weg und betrachtete mich einmal von oben bis unten. Dann glitt ihr Blick wieder zu meinem Gesicht, in welches sich auch schon ein breites Lächeln gesetzt hatte. „Es ist so schön dich wieder zu sehen." Ihr Gesichtsausdruck wurde verschwörerisch. „Das Kleid wird dir Bombe stehen. Kein Mann wird dir widerstehen können!" Flüsterte sie, was zur Folge hatte, dass ich anfangen musste zu kichern. Insgeheim hoffte ich auf nichts mehr als das. Lewis soll diese Wette als erster verlieren!

„Na das hoffe ich doch!" Die Italienerin nickte eifrig und zog mich dann mit sich. Im vorbeigehen warf ich meine Handtasche auf die weißen Polster der Couch, und ehe ich mich versah, standen wir vor den umkleiden. Prüfend sah sie mich an. „Bist du bereit?" Ich nickte unsicher, woraufhin sie den Vorhang öffnete, und Wow-

Alles was ich sah war Glitzer. Glitzer, Glitzer und noch mehr Glitzer. Mein Herz ging auf, es war genau wie ich es mir vorgestellt und gewünscht hatte. „Das, das ist- Wow!" Stammelte ich und ging einen Schritt auf das Kleid zu. Mit den Händen fuhr ich über den Stoff des Rockes. Eine leichte Decke aus grauem Tüll, lag auf dem grauen satin Stoff. Mit ein paar Spitzen Bestückungen, wurde das ganze noch etwas verziert. Die obere Hälfte bestand aus einem trägerlosen Korsett, welches direkt verbunden mit dem Rock - und ebenfalls mit sehr viel Glitzer und Spitze bestickt war.
Ich konnte mein Glück kaum glauben und das änderte sich auch nicht, als ich es endlich anhatte. Ganz Gegenteil sogar. Ich kam gar nicht mehr aus dem Staunen raus, das hier war wie ein Traum.
Zum ersten Mal in meinem Leben, sah ich aus wie die die Prinzessin aus meinen Träumen. Und mit einem Augenblick war jeder Kummer, jede Sorge weg. Ich freute mich riesig dieses Kleid heute Abend zu tragen, denn ich wusste, Mama wäre jetzt stolz auf mich...

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now