Kapitel 2 *Spurensuche nach Jake*

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Kapitel 2 *Spurensuche nach Jake*

Als ich am späten Abend endlich in Duskwood ankam erwarteten mich zwei Frauen, die beide etwas kleiner waren als ich. Eine mit roten Haaren und eine mit blonden. Jessy fiel mir direkt um den Hals. "Schön dich endlich in echt zu sehen, Cheesy." sie rang sich ein Lächeln ab. Die Trauer und der Schock steckten noch tief in ihren Knochen. Auch ich setzte ein gespieltes Lächeln auf. Denn ich war alles andere als fröhlich, aber dennoch froh darüber meiner besten Freundin endlich persönlich gegenüber zu stehen. Lilly umarmte mich herzlich und sagte: "Schön, dass du da bist." Wir fuhren zu Jessys Wohnung, an deren Tür immer noch ein Schatten des Raben zu sehen war den Richy dort mit Kunstblut hin geschmiert hatte. Lilly und ich warfen uns einen Blick zu aber keiner von uns beiden traute sich etwas darüber zu sagen. In der Wohnung angekommen stellte ich meine Taschen ab kramte meinen Laptop raus und wir gingen ins Wohnzimmer. Erleichtert stellte ich fest, dass Jessy eines dieser Big Sofas mit extra breiter Sitzfläche hatte. Dort zu schlafen würde vermutlich sehr bequem werden. Sie hatte für mich auch bereits ein Kissen und eine Decke bereit gelegt. "Fühl dich wie zu Hause." rief sie fröhlich als wir uns alle drei setzten. Sie nahmen mich in die Mitte. Jessy zu meiner Rechten und Lilly links. "Wann willst du in die Mine gehen? Ich würde dich gern begleiten." bot Lilly mir an. "Allerdings wird es wohl noch dauern bis wir uns rein schleichen können. Die Feuerwehr ist immernoch vor Ort. Es scheint wohl im tiefen inneren viele kleine Brandherde zu geben." fügte sie hinzu. "Ich glaube das müssen wir gar nicht." antwortete ich rasch, während ich meine Laptop öffnete der immernoch eingeschaltet war. "Ich hab mir während dieser elend langen Zugfahrt den Nachrichtclip aus der Mediathek des Senders von gestern Abend runter geladen. Sieh mal." Ich startete den Clip an der Stelle an dem sich Hannahs Blick veränderte. Jessy hatte mir bereits während meiner Reise von Norddeutschland bis Duskwood geschrieben, dass es sich bei der geborgenen Person um Richy handelte, deswegen ging ich darauf gar nicht erst ein. "Habt ihr das gesehen? Dieses Huschen hinter der Reporterin? Wartet ich spiele es nocheinmal ab." sagte ich während ich erneut an die vorherige Stelle klickte um den Clip abzuspielen. Beide beugten sich vor um besser sehen zu könne worauf ich deutete, während ich den Clip erneut abspielte. "Was ist das?" fragten Beide wie aus einem Mund. "Ich hab es zuerst für eine Täuschung gehalten, wegen des ganzen Blaulichts. Aber jetzt seht euch mal das an..." kündigte ich an. Während der Zugfahrt hatte ich mir ein Standbild gemacht und Dank dessen, dass ich eine gelernte Fotografin war, hatte ich das Bild so stark bearbeitet, dass man jetzt etwas darauf erkennen konnte. Eine Hand an einem schwarzen Ärmel die eine Stop-Geste vollführte. "Ist das Jake?" stieß Lilly in Hoffnung hervor. "Davon gehe ich aus. Wenn man mal guckt wie Hannah reagiert." Sagte ich während ich erneut den Nachrichtenclip startete und diesmal auf Hannah deutete. "Ich werde sie danach fragen." sagte ich völlig gewiss, dass Hannah meine Annahme bestätigen würde. Lillys und Jessys Blicke trafen sich und Jessy verzog dabei ihren Mund. "Was ist?" wollte ich wissen. "Hannah ist so geschockt und traumatisiert... sie redet so gut wie gar nicht. Man hat sie ins Krankenhaus gebracht. Thomasist die ganze Zeit bei ihr." erklärte Jessy. Denn Lilly fiel es anscheinend schwer etwas dazu zu sagen. "Ich werde versuchen sie danach zu fragen." sagte Lilly schließlich um das Schweigen zu brechen, denn ich wusste nicht was ich darauf antworten sollte. Ich hatte so viele Fragen an sie. Bezüglich des Standbilds. Und warum ausgerechnet meine Nummer. Wie Jake aussah. Nur sie konnte mir all das beantworten und jetzt durfte ich sie nicht danach fragen. Meine Hoffnungen auf Antworten zersprangen innerhalb einer Sekunde. Wie lange würde sie sich in diesem Zustand befinden? Bei ihrer Vorgeschichte.... Lilly legte ihre Hand auf meinen Arm und riss mich damit aus meinen Gedanken. "Du bekommst deine Antwort." sagte sie sanft. Sie hatte wohl meinen starren Ausdruck bemerkt und konnte eins und eins zusammen zählen. "Aber nicht heute es ist schon spät und morgen auch nicht gleich. Geben wir Hannah ein paar Tage Zeit. Ich fahre jetzt nach Hause." Ich nickte und wir verabschiedeten uns. Ich hatte mich mit Lilly für den nächsten Vormittag verabredet. Jessy wollte nicht mitkommen. Sie wollte Phil aus dem Gefängnis abholen und dies bedeutete für sie eine längere Fahrt
Am nächsten Vormittag traf ich mich mit Lilly. Sie und ich waren die einzigen die Jakes Geheimnis kannten. Sie hatte außer mir mehr Interesse als alle anderen daran Jake zu finden. Als wir über Jake sprachen erzählte ihr auch von seiner Einladung zum Chinesisch Essen. Sie wollte wissen wie er darauf kam ausgerechnet chinesisch essen zu gehen. "Er sagte in dem Motel in dem er war, sei gegenüber ein Chinarestaurant." erzählte ich. "Warte, warte. Gegenüber des Motels von Miss Walter gibt es auch eins. Hat er was genaueres gesagt?" Ich schüttelte nur den Kopf. "Glaubst du er ist vielleicht in dem Motel untergekommen?" fragte ich sie fast ungläubig. Denn wäre es nicht zu wahrscheinlich gewesen? Hätten seien Verfolger nicht sogar damit gerechnet, dass er nach Duskwoodgehen würde? "Finden wir es raus!" Sagte Lilly sprang auf und zog mich an der Hand mit sich. Wir fuhren in ihrem kleinen weißen VW Lupo zum Motel. Je näher wir kamen umso schneller schlug mein Herz. Was hoffte ich dort zu finden? Würde Jake wirklich so leichtsinnig gewesen sein? Dort angekommen begrüßten wir Miss Walter. Lilly stellte mich als eine gute Freundin vor, die "mal sehen wollte" wo Lilly arbeitete. Diese Erklärung schien ihr zu reichen. Jedenfalls stellte sie keine weiteren Fragen. Lilly zog mich an der Hand hinter sich her zum Empfang, wo sie in einem dicken in Leder gebundenem Buch wälzte, das dem Motel als Gästeliste diente. Darin musste sich jeder Gast bei Ankuft und Abbreise ein- beziehungsweise austragen. "Mist kein Jake Donfort!" Stieß Lilly mit zusammen gepressten Lippen hervor. Das Donfort hatte sie allerdings nur geflüstert. Sie war dabei das Buch zu zu schlagen als ich meine Hand dazwischen legte. "Warte! Er hat bestimmt einen anderen Namen benutzt. So hätte ich es gemacht." sagte ich so leise, dass es nur Lilly hören konnte. "Darf ich mal sehen?" fragte ich, fast sicher, dass ich den richtigen falschen Namen erkennen würde, wenn ich ihn las. Lilly schob mir das Buch rüber. Ich blätterte und auf der dritten Seite. Tatsächlich da stand ein Name der mich schmunzeln ließ. "Da!" rief ich. So laut, dass der alte Gray missmutig und misstrauisch zu uns rüber sah. Mir stockte der Atem. Lilly reagierte unglaublich schnell: "Ach, wir haben nur nach gesehen ob das Zimmer mit ihrer Lieblingsnummer schon frei ist. Sie möchte gerne für ihren Aufenthalt hier einchecken." sagte sie gespielt aber überzeugend fröhlich. Und warf mir einen vorwurfsvoll Blick zu. "Welcher Name ist es?" fragte sie mich. Ich tippte mit dem Finger auf den Namen und musste kichern. Dort stand in Blockschrift: John Smith, Wohnort Gallifrey, Zimmer 213 unterschrieben mit xxx. "Jake muss rausgefunden haben, dass ich Doctor Who Fan bin. Oder er ist selbst Fan davon. Oder er hat als er mich ganz am Anfang angerufen hat mein Tattoo gesehen." versuchte ich mehr mir selbst als ihr zur erklären und tippte mit dem rechten Zeigefinger auf meinen Tardis Tattoo im Aquarell Stil am linken inneren Unterarm. "Dieser Zeitreise Typ aus dem Fernsehen?" fragte sie völlig verwirrt. "Ja. Das muss es sein! Der Doctor verwendet diesen Namen hin und wieder in der Serie um seine Identität geheim zu halten. Und er kommt von Gallifrey. Bitte, können wir da rein?" erklärte ich ihr. "Hmm..." summte Lilly nachdenklich. "Ausgecheckt hat er jedenfalls noch nicht. Wir müssten den Zweitschlüssel nehmen. Und falls sich jemand anderes hinter diesem Namen verbirgt, nehmen wir vorsichtshalber den Putzwagen mit und sagen ich würde dich einlernen." Mit einem Nicken deutete sie mir ihr zu folgen. Mein Herz hüpfte und schlug mit jedem Schritt schneller, den wir schweigend aber unter den quietschenden Rändern des Putzwagens, dem Zimmer näher kamen. Endlich kamen wir vor der Tür zu Zimmer 213 an. Der Weg durch den Flur kam mir endlos vor, obwohl es nur wenige Meter waren. Wir standen vor der Tür. Lilly mit der linken Hand auf dem Griff des Putzwagens ruhend, in der rechten Hand den Schlüssel haltend. Die Nummern waren sorgfältig aus poliertem Messing an die einfache zerkratzte Tür genagelt. Diese Tür wirkte alt. So wie es alle Türen taten die ich bei der Suche nach der richtigen Zimmernummer angesehen hatte. Am Knauf hing ein bitte nicht stören Schild, auf dem ein Post-it geklebt war auf dem 'Bitte nicht reinigen' gekritzelt stand. Lilly sah mich an und ich sie. Ich nickte obwohl sie nicht nach meiner Erlaubnis fragte. Wir atmeten beide tief durch bevor sie den Schlüssel ins Schloss steckte und die Tür öffnete. In dem Zimmer war niemand, aber der Anblick der sich uns dar bot ließ keinen Zweifel daran, dass Jake hier gewesen sein musste. Schweigend betraten wir das Zimmer. Ich vorraus. Lilly ließ die Tür hinter sich ins Schloss fallen. In dem Zimmer stand ein 90cm Bett mit zerwühltem Laken. Essensverpackungen, mit halb aufgegessen Essen vom Chinarestaurant gegenüber, standen auf dem Boden links daneben, der mit einem dunkelroten abgenutzten Teppichboden verkleidet war. Rechts neben dem Bett führte eine Tür in ein fensterloses Bad in dem das Licht noch brannte. Zahnpflege Produkte in einem Becher standen auf der Kante des Waschbeckens. Über der Tür der Duschkabine hing ein gebrauchtes Handtuch. Auf dem Badezimmerboden lag in der Ecke zwischen Duschkabine und Toilette ein kleiner Haufen getragener Kleidung. Erst als mein Blick zurück in das Zimmer wanderte, in dem wir standen bemerkte ich die große gefüllte Reisetasche, die neben der Badezimmertür zwischen Bett und Wand stand. Eine schwarze unauffällige Tasche. Auf der linken Seite des Bettes war ein Fenster direkt neben der Tür. Die blickdichten Vorhänge waren zu gezogen, nur durch einen kleinen Spalt an der Seite viel etwas Sonnenlicht ins Zimmer. Rechts der Tür stand auf einem kleinen Schränkchen stand ein kleiner Fernseher. Davor lag etwas das für mich wie eine Magnetspule aussah. Sie schien selbst gebaut zu sein. Gegenüber des Fußendes des Bettes stand ein kleiner Schreibtisch und der Beweis für Jakes Anwesenheit in diesem Zimmer. Der kleine Tisch war vollgestellt mit drei Monitoren. Einer davon stand auf einem umgedrehten Mülleimer etwas erhöht. Eine Dockingstation für einen Laptop lag davor auf dem Tisch, der Laptop jedoch fehlte. Keine Tastatur aber eine Maus lag auf dem Tisch. Der PC der die Monitore betrieb, die noch eingeschaltet waren und auf dessen Bildschirmen noch alle geöffneten Programme zu sehen waren, stand neben dem Tisch auf dem Boden. Ein alter Lehenholzstuhl stand weit weg gerückt vor dem Tisch, so als wäre jemand hastig aufgestanden. Die Kabel aller Geräte liefen zu einem Mehrfachstecker zusammen der oben auf dem PC lag. "Lilly! Er war hier!" sagte ich leise aus Angst jemand könnte uns hören. Ein breites Grinsen erfüllte dabei mein Gesicht. "Ja." hauchte sie. Ich ließ meinen Rucksack vom Rücken gleiten und holte meinen Laptop daraus hervor, den ich immer überall mit hin nahm, um zu sehen ob er in die Dockingstation passen würde. Fehlanzeige. "Mist! Passt nicht!" sagte ich mürrisch. "Was hast du jetzt vor?" Fragte Lilly "Alles abbauen und mit zu Jessy nehmen?" fragte sie erneut. "Nein." antwortete ich ihr. "Er hat für das Profil für das Dark Mystery Forum ein Passwort aus Buchstaben, Zeichen und Zahlen verwendet. Bestimmt 20 Zeichen lang, wenn nicht noch mehr. Ich wette der PC ist mit einem ähnlichen Passwort geschützt. Das könnte ich niemals knacken. Jake hat mir die letzten Wochen über zwar einiges über das Hacken beigebracht aber soviel nicht." erklärte ich ihr. "Gibt es hier ein Elektrogeschäft? Wir brauchen eine Tastatur." wandte ich mich an Lilly. "In Duskwood nicht. Aber in Terendale, wo das Minenmuseum ist, gibt es eine Elektronik Großmarkt. Das ist etwa 20 Minuten von hier." sie machte eine Pause. Dann setzte sie erneut an. "Was ist mit dem Zimmer? Wenn die Miete nicht bezahlt wird oder der Gast nicht mehr auftaucht wird das Zimmer geräumt." "Das übernehme ich." sagte ich ohne zu zögern. Also drückte sie mir die Ersatzschlüssel ohne ein Wort zu sagen in die Hand. Da ich in meiner Jugend hin und wieder auf LAN Partys war wusste ich, was es für eine Schlepperei bedeutete einen PC von A nach B zu bringen und das schon allein mit einem einzigen Monitor. "Wie hat er das Zeug hier her geschafft?" teilte ich Lilly meine Gedanken mit. "Er muss ein Auto gehabt haben." Lilly zuckte nur mit den Achseln und zeigte mit ihrem Daumen hinter sich und meinte: "Vielleicht steht es noch auf dem Parkplatz."

Duskwood Stories Tahanan ng mga kuwento. Tumuklas ngayon