F O R T Y T W O

Beginne am Anfang
                                    

Also ob er mir wirklich so viel helfen kann, wage ich ja zu bezweifeln, umso sicherer war ich mir aber, dass wir sehr viel Spaß haben werden... Mit einem zufriedenen Seufzen, stellte ich meine noch halb volle Tasse ab und ging anschließend ebenfalls.
Im Gegensatz zu gestern war das Wetter nicht mehr so grau und trüb. Die Sonne schien und spendete sogar etwas Wärme. Indessen blühten die Bäume und Sträucher in ihren schönsten und kräftigsten Grüntönen und ich meinte so etwas wie Frieden in der Luft zu spüren. Ohne noch mehr Zeit mit harmonischen Feststellungen zu verschwenden, schwang ich die Beine übers Fahrrad und fuhr los. Während die Straßen und Wiesen trockneten, genoss ich die noch kühle Morgenluft, die mir ins Gesicht fetzte, während ich immer schneller in die Pedale trat.

Die Schulstunden kamen und gingen, und schon jetzt hatte ich das Gefühl, eigentlich gar nicht dabei gewesen zu sein. Die verschiedenen Fächer zogen wie im Film an mir vorbei, meine Konzentration reichte einfach nicht dafür, zu überlegen wie man quadratische Funktionen rechnet. Es war nur das nötigste, was ich im Kopf behalten konnte, was wirklich wenig war, wenn man bedenkt, dass ich bis sechzehn Uhr in der Schule war. Danach machte ich mich direkt auf den Weg nachhause, wo ich tatsächlich vorhatte noch ein wenig zu lernen bevor Lewis kommt.

Meine Bücher stapelten sich vor mir auf dem Tisch und ich hatte nicht die leistest Ahnung, wo ich beginnen sollte. Mathe, Spanisch, Geschichte, das ist doch alles unnötig! Viel lieber wollte ich meine Zeit damit verbringen, etwas zu tun, was mir Spaß machte. Meine Gedanken schweiften unwillkürlich ab und so fand ich mich schon bald in den Erinnerungen von vorgestern wieder. Diese leuchtenden Augen, dieses strahlende Lächeln. Es wollte mir einfach nicht aus dem Kopf gehen, wie er mich ansah, als er von seinen Hunden Roscoe und Coco schwärmte. Der alleinige Gedanke daran, brachte mein Herz zum Klopfen und ich spürte wie mir wärmer wurde.

Lewis und ich hatten eine wunderschöne Zeit zusammen, nachdem er mich beim Tanzen besucht hat. Zum ersten Mal seitdem wir uns kennengelernt haben, konnten wir uns richtig unterhalten. Wir sprachen über viele Sachen, die meisten waren belanglos. So unbedeutend, dass ich mich schon jetzt nicht mehr an sie erinnern konnte. Was ich aber sehr wohl wusste, war, über was wir nicht geredet haben. Nämlich über uns. Über das, was das zwischen uns ist, was wir nun sind. Wir hatten uns geküsst, mehrmals, sogar miteinander geschlafen, doch ich hatte nicht den Hauch einer Ahnung von dem, was wir waren. Freuende? Partner? Freunde mit gewissen Vorzügen? Ich wusste es nicht, aber es war egal. Ich wollte nicht über sowas nachdenken. Ich wollte den Moment genießen und das Vorher und Nachher ausblenden. Und so einfach wie es mir in diesem Moment vorkam, so schwer war es zu akzeptieren, dass das eben nicht die Realität ist...

Ich schreckte aus meinen mehr oder weniger kleinen Gedankenabschweifungen, als es an der Türe klingelte. Sofort stand ich auf um nachzusehen, wer es war. Auf sockigen Sohlen trabte ich die Stufen runter, durch die kleine Scheibe neben der Tür, sah ich bereits Lewis' wagen stehen. Voller Freude machte ich ihm auf, und was sollte ich sagen, er wurde mit jedem mal attraktiver, wenn ich ihn sah. Ohne auch nur ein einziges Wort zu verlieren, fiel ich ihm um den Hals. Ich spürte wie er seine Arme um meine Taille schlang und mich ganz fest an sich drückte. Dann lösten wir uns wieder, zu guter letzt drückte er mir noch einen Kuss auf den Mund und ich konnte nicht aufhören zu lächeln. „Ich hab dich vermisst..." Ein Leichtes Schmunzeln legte sich auf seine Lippen. „Ich dich auch, Mademoiselle."

Gemeinsam gingen wir rein. „Weiß dein Vater eigentlich, dass ich jetzt hier bin?" Fragte Lewis, währenddessen kramte ich ein Glas aus dem Schrank. „Jap..." Ich öffnete den Kühlschrank, in der Hoffnung irgendwo die Tubberdose zu finden, in der mein Dad die Zitronenscheiben aufbewahrt. „Hab ihm gesagt, dass du mir bei ein paar Schulaufgaben hilfst." Erklärte ich weiter, während ich den Kühlschrank wieder schloss und die Dose mit den Zitronen auf die Arbeitsplatte stellte. Lewis musste lachen. „Na ja, also..." Fing er an, ich wollte mich gerade zu ihm umdrehen, da spürte ich auch schon wie er seine Arme um meinen Bauch schlang. „Es gäbe da schon ein Fach, bei dem ich dir helfen könnte..." Ein Schmunzeln schlich sich auf meine Lippen. Und auch wenn ich die Antwort schon kannte, fragte ich trotzdem nochmal nach. „Und dieses Fach wäre welches?" Ich spürte sein Grinsen in meinem Nacken, woraufhin sich ein wohliges Gefühl in meinem Bauch ausbreitete. „Biologie..." Er ließ mich los damit ich mich umdrehen konnte. „Das trifft sich ja super, genau da könnte ich deine Hilfe brauchen..." Ich sah ihm tief in die Augen, das Grinsen auf meinen Lippen sollte dabei nicht vergessen werden.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt