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#1 Dämliche beste Freunde

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„Oh man, ich kann gar nicht fassen, dass wir jetzt endlich Ferien haben! Weißt du, was ich machen werde?", stöhnte Marly erleichtert ins Telefon und entlockte mir ein breites Grinsen.

„Ja, du wirst jetzt deinen Arsch hierher bewegen", beantwortete ich bereitwillig ihre Frage und baumelte dabei mit meinen Beinen im kühlen Wasser des Pools in unserem Garten. Seit einer Stunde saß ich bereits am Beckenrand und hörte dem beruhigenden Zwitschern der Vögel zu und genoss die Sonnenstrahlen, die langsam, aber sicher immer wärmer wurden.

„Äh, nein. Eigentlich wollte ich ja sagen, dass ich nichts machen werde. Aber wahrscheinlich würdest du sogar mit einem Bagger zu mir kommen, um mich aus meinem Bett zu hieven, stimmt's?" Sie seufzte frustriert und ich hörte das Rascheln ihrer Decke, als sie sich auf die andere Seite drehte.

„Du kennst mich so gut. Und jetzt steh endlich auf und komm her, sonst versauere ich bereits am ersten Ferientag!"

„Lexie!", jammerte meine beste Freundin ins Telefon und hielt sich wahrscheinlich mit geschlossenen Augen die Hand an die Stirn, so wie immer, wenn sie mit mir überfordert war.

Ich grinste. „Wir haben noch nicht mal zehn Uhr morgens! Kannst du mir bitte erklären, wie ein Mensch freiwillig an freien Tagen so früh auf den Beinen sein kann? Und dann auch noch so gutgelaunt? Das ist nicht normal— nein, du bist nicht normal."

„Wie reizend", lachte ich los und konnte bloß den Kopf über sie schütteln.

Ihre Kratzbürstigkeit machte sie auf eine bestimmte Art und Weise liebenswert, doch wenn sie ihre übliche Morgenlaune überstanden hatte, mutierte sie zu einem menschlichen Flummi, der ohne Punkt und Komma reden konnte— das wiederum war manchmal wirklich nervig und ich hatte deswegen schon mehr als einmal in Erwägung gezogen, ihr ein Apfel oder so etwas in den Mund zu stopfen, damit sie endlich still war.

Ein paar dunkle Haarsträhnen lösten sich aus dem lockeren Zopf, den ich mir vorhin gemacht hatte, und fielen mir wirr ins Gesicht. Geistesabwesend pustete ich sie beiseite und hörte amüsiert dabei zu, wie es an dem anderen Ende der Leitung plötzlich laut polterte. Wahrscheinlich war sie wieder einmal gestolpert oder vom Bett gefallen... beides würde zu ihr passen.

„Ugh", machte sie und murmelte unverständliches Zeug vor sich hin, das verdächtig nach Flüchen klang, als ich fragte, ob alles okay wäre. „Das sind schlechte Omen. Gott möchte mir sagen, dass ich liegen bleiben soll."

„Sei mal froh, dass du nur morgens so unschicklich bist und nicht den ganzen Tag durch die Gegend stolperst, so wie ich."

Ich sah nachdenklich in den Himmel und dachte an die unzähligen Male, als ich mich zum totalen Affen gemacht hatte, weil ich entweder gestolpert, mich verschluckt oder an einem blöden Ast hängen geblieben war. Als ich neun war, ist sogar mal mein damaliges Lieblingshirt in der Mitte durchgerissen, weil ich an einem Busch hängen geblieben war. Das war nicht nur verdammt peinlich, weil wir gerade in einem Restaurant zu Abend gegessen hatten, nein, mein langjähriger und überaus dämlicher Erzfeind (dummerweise beste Freund meines Bruders) hatte es mitangesehen und sich köstlich über mich amüsiert. Der Höhepunkt des Abends war dann aber, dass ich eines seiner T-Shirts anziehen musste, weil er seine Übernachtungssachen in unserem Auto gelassen hatte.

„Du hast leicht reden. Du mutierst doch nur zum Tollpatsch, wenn Henry in der Nähe ist. Das ist bestimmt genetisch bedingt oder so. Wie nannte Dr. Westman es noch gleich?"

Ich stöhnte laut auf und verzog das Gesicht. „Erwähne diesen Namen nicht um diese Uhrzeit. Bitte. Meine Nerven sind noch nicht bereit dafür."

Marly kicherte leise. „Welchen? Henry oder Dr. Westman?"

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