Story of a Flower

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Story of a flower
Ich bin traurig. Schon so lange. Ich weiß nicht, wie viel Zeit vergangen ist, seit man mich grausam aus meiner Heimat geholt und abgeschnitten hat. Ich hätte noch so lange blühen können, die zarten Beine der Bienen, Hummeln und Schmetterlinge auf mir spüren können. Doch nun ist das nicht mehr möglich.

Wer weiß, wie lange ich noch zu Leben habe, vielleicht noch einige Tage oder sogar eine Woche, vielleicht aber auch weniger.

Wie gerne würde ich noch einmal raus, das warme Licht der Sonne spüren, den Wind der um mich herum weht und meine Blätter flattern lässt, die frische Luft, das Wasser, das so wichtig ist für mich und stets in kühlen Tropfen herunter regnet.

Stattdessen lebe ich nun ein tristes, graues Leben. Nichts passiert hier. Nur die jammernden anderen Blumen, die lauten Menschen, die so oft ihre großen Ungetüme von Nasen an mich halten und an mir riechen. Nie versteht mich jemand oder mag me zurück an meine alte Heimat, dort hat mich jemand verstanden. Ich konnte mit ihm reden und wir haben oft interessante Unterhaltungen geführt. Er war so poetisch und sah noch dazu gut aus, mit seinen prächtigen Blättern, seinen starken Muskeln.

Nie wieder können wir uns sehen, und das, obwohl es mein größter Wunsch war. So gerne würde ich noch einmal die erste, größte und letzte Liebe meines Lebens sehen. Ich hatte schon immer ein wenig für ihn geschwärmt, doch bei einem unserer letzten Gespräche wurde daraus dann mehr.

Und gerade als ich das Gefühl hatte, das er dasselbe für mich empfand, wurden wir uns genommen.

So viel Zeit ist schon vergangen seitdem, so viel habe ich gesehen, doch längst nicht genug.

Ich will nicht immer aufs neue neue Gesichter sehen, nein, ich will vorallem die Welt sehen, andere Pflanzen, vielleicht werde ich sogar irgendwann jemanden an meiner Seite haben, mit den ich zusammen alles erforschen könnte! Vielleicht würde er mir dabei helfen eine neue Seite der Wissenschaft zu entdecken, er analysieren und zu erforschen!

Träumerisch gebe ich mich meinen Gedanken hin, dieser Traum wird nie in Erfüllung gehen, denn schon bald wird man mich vergessen haben, mich, meine Persönlichkeit, meinen Körper.

Früher wurde mir von meiner Mutter stets gesagt, ich hätte eine wunderschöne Figur, doch inzwischen glaube ich das nicht mehr.

Ich habe das Gefühl, alles verloren zu haben. Meine Pflanzlichkeit. Meine Seele. Meinen Geist. Meine Freiheit.

Ich weiß nicht, was ich tun soll, außer auf den Tod zu warten, bis meine Blütenblätter meinen Kopf langsam noch weiter nach unten ziehen, ich rumhängen werde, immer brauner und mir schließlich meine Blütenblätter abfallen werden. Dann ist es für mich vorbei. Vielleicht auch schon früher.

Ich werde aus der Vase genommen, ersetzt und weggeschmissen.

Aber so ist das im Leben. Als Blume hat man nie eine Chance, frei zu sein.

Ach, wie ich das doch hasse. Ich hasse mich für meine Gedanken, meine Schüchternheit und mein fehlendes Selbstbewusstsein, meine Träumereien die im Grunde genommen alles nur noch schlimmer machen, wenn ich aus ihnen erwache. Ich hasse mein Leben, vorallem so , wie es gerade ist.

Es bringt mich noch um. Dieses ganzen Warten auf den Tod, das langweilige Graue leben.

Ich habe das Gefühl, langsam zu halluzinieren.

Ich weiß nicht mehr, was real ist, und was nicht. Viel zu lange bin ich hier schon gefangen. Ich habe mein ganzes Zeitgefühl verloren.

Es fühlt sich an wie ein Käfig, ein Käfig, aus dem ich nie entkommen kann und es auch nicht tun werde.

Jeder Tag ist gleich. Aufs neue eine Qual. Wie eine Maschine fühle ich mich inzwischen.

Jeden Tag dasselbe, nie passiert etwas.

Ich drehe bald noch durch, wobei ich das jetzt schon tue.

Würde ich weinen können, würde ich es ununterbrochen tuen, solange, bis es nicht mehr geht. Aber nicht aus Freude oder Trauer. Aus Verzweiflung.Ich fühle mich beschissen. Anders kann man es nicht nennen.

Ich weiß nicht, wie lange dieser Zustand schon bei mir anhält. Wie lange ich mich in dieser Spirale aus Verzweiflung, Wut dass man mir meine Heimat genommen hat, unendlicher Einsamkeit und dem gefühl, nicht akzeptiert und gemocht zu werden schon drehen.

Die anderen Blumen sind anders. Sie sind fröhlich und reden den ganzen Tag, als würden sie nicht wissen, dass auch sie bald sterben werden. Doch tut das eine, wird sie direkt von einer neuen dieser Tratschtanten ersetzt.

Ihr Gejammer, Gelache und Gerede tut mir weh. Nicht äußerlich, sondern innerlich.

Ich stehe am Abgrund der Verzweiflung.

P.O.V. Gedanken des Baums:

Ich denke an die Zeit mit ihr zurück, versinke in meinen Träumen und Gedanken.

Sie war so wunderschön, ich vermisse sie im Schatten meiner einzigartigen Blätter.

Einmal mehr verlassen meine Gedanken die Realität und wandern zu meinen Träumen, stellen sich vor, wie eine Zukunft mir ihr wäre. Schlussendlich bleiben sie doch in meinen Erinnerungen hängen.

Ich sehe wie sich die Szene innerlich abspielt.

Es war ein kalter Frühlingsmorgen, und ich dachte mir wie so oft einige Gedichte und Zitate aus, als ich einen kleinen, grünen Sprössling unter mir entdeckte.

Von Tag zu Tag sah ich zu, wie er jedes Mal ein Stückchen wuchs, eine Knospe bekam, und schließlich eine zartlilane Blüte.Staunend betrachtete ich ihre Schönheit und traute mich irgendwann auch, sie anzusprechen.Ich war nämlich eher ein schüchterner Baum, während sie auf mich so selbstbewusst wirkte.

Wir tauschten eine Zeit lang täglich einige nette Worte, bis sie mich einmal dabei erwischte, wie ich hochkonzentriert an einem Gedicht arbeitete.

Ich war begeistert, als ich erfuhr, dass wir ähnliche Interessen hatten.

Von da an wurden unsere Gespräche länger, intensiver, interessanter.
Wir redeten auf einem Niveau, dass wie speziell für uns erschaffen schien.

Ich schwebte wie im siebten Himmel, sie als mein persönlicher Engel, mein Friedensbringer.

Mit der Zeit merkte ich, wie sich meine Gefühle für sie veränderten und immer stärker wurden.

Lange wusste ich damit nicht umzugehen, doch irgendwann wurde mir bewusst, dass ich mich verliebt hatte.
Es war unrealistisch, ein Baum und eine Blume, aber dass war mir egal, solange wir nur zusammenseinkönnten.

Wir könnten jeden Tag uns über die Wissenschaft und Philosophie unterhalten!
Gemeinsame Gedichte und Zitate schreiben und ganz neue Welten für uns entdecken!

KurzgeschichtenWhere stories live. Discover now