05 | HEUBALLEN.

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     Emilian ist nicht die einzige Person auf dem Hof. Mehrere Augenpaare richten sich auf mich. Ich habe das Gefühl, Hades amüsiert schnauben zu hören. In einem unbeobachteten Moment werfe ich ihm einen bösen Blick zu, dann taucht Emilian an meiner Seite auf.

     »Sorry, der Weg war schwierig«, murmle ich mit hochroten Kopf. Emilian lacht, umarmt mich. Er riecht intensiv nach Pferd und Heu und irgendetwas anderem, aber mit der Zeit habe ich mich an den Geruch gewöhnt. Mag ihn fast schon.

     »Hilfst du mir?«, fragt mein bester Freund und ist bereits auf dem Rückweg zu Hades.

     Ich bringe nur ein Nicken zustande und lehne mein Rad an die Mauer neben dem Tor. Dann folge ich Emilian mit hastigen Schritten. Kurz vor Hades werde ich langsamer, fühle mich am Anfang immer noch etwas unwohl in der Gegenwart des sanften Tieres.

     Emilian beobachtet mich aus den Augenwinkeln und nimmt wieder seine Arbeit auf. Mit kontrollierten Bewegungen striegelt er Hades' Fell, dessen dunkler Blick mich mittlerweile getroffen hat. Neugierig streckt er die Schnauze vor und dreht mir seine Ohren zu. Es ist schon eine Weile her, dass wir uns gesehen haben. Vorsichtig setze ich meinen Rucksack ab und ziehe den Apfel aus der Seitentasche.

     »Hallo«, sage ich zu Hades. Er schnaubt, reckt den Hals. »Der ist frisch aus unserem Garten.« Ich höre, wie Emilian leise gluckst, und kann mir selbst das Grinsen nicht ganz verdrücken. »So wie immer, ja?«

     Wie Emilian es mir beigebracht hat, lege ich den roten Apfel auf die flache Hand und halte sie dem Wallach entgegen. Erst schnuppert er an dem Obst, dann frisst er mit lauten Kaugeräuschen. Ich bleibe ganz still, um ihn nicht zu erschrecken, bis er schließlich fertig und von Ma's geliebtem Apfel nichts weiter übrig ist, außer ein paar kleine Stückchen auf dem Boden. Ich hebe meine Hand und lasse sie sanft über Hades' Hals streichen. Er schließt die Augen, entspannt sich, stößt einen tiefen Atemzug aus.

      »Du schleimst dich ja richtig ein«, zieht Emilian mich lachend auf. Kurz war er in einem Nebengebäude, jetzt ist er zurück, trägt Sattel und Zaumzeug mit beiden Armen. Er lässt mich nie helfen.

     »Bald mag er mich lieber als dich«, sage ich gespielt herausfordernd, schmunzle und beobachte meinen besten Freund dabei, wie er sein Pferd routiniert auf die folgende Arbeit vorbereitet.

     Hades spitzt die Ohren, scheint zu spüren, dass er bald etwas zu tun hat. Sein Schweif schlägt hin und her, aber ich habe keine Ahnung, wie ich das zu deuten habe. Es dauert nicht lange, bis alles fertig ist. Ich laufe an Emilians Seite und wir machen uns auf den Weg zu einem der Reitplätze. Der Hof hat drei, was ich noch nie ganz verstanden habe. Jedes Mal, wenn wir hier waren, hat es niemanden sonst auf die Sandplätze verschlagen.

     Emilian strebt die mittelgroße Fläche an. Einige Hindernisse hat er dort schon aufgebaut, ein paar Stangen liegen auf dem Boden und kleinere Sprünge gibt es ebenfalls, aber nicht viele. Zielsicher bewege ich mich auf die Bank zu, die an der langen Seite des Platzes steht. Das Holz ist alt und durchnässt. Ich schäle mich aus meiner Regenjacke, nutze sie als Unterlage, um mich vor dem Wasser zu schützen, bevor ich mich hinsetze.

     Hades und Emilian stehen in der Mitte des umzäunten Sandkastens, wie Anthelia und ich es gerne nennen. Der schwarze Hengst hat den Kopf gereckt, bewegt ungeduldig die Hufe, hat die Ohren aufmerksam aufgerichtet. Das habe ich schon öfter bei Hades gesehen. Ich dachte immer, es wäre ein Zeichen von Stress oder Missfallen, bis ich bemerkt habe, wie gerne er mit Emilian arbeitet. Besagter kontrolliert zum letzten Mal den Sattel, dann hebt er sich auf Hades' Rücken.

     Die ersten zehn bis zwanzig Minuten des Trainings sind nie wirklich interessant. Die Beiden drehen ihre Runden in einem langsamen Schritttempo, bis sie sich aufgewärmt haben. Dann traben sie über die Stangen, probieren ein paar kleinere Sprünge aus, bevor es richtig losgeht.

DER FINNE UND DER GRIECHEOpowieści tętniące życiem. Odkryj je teraz