Großstadt

158 9 10
                                    

POV Elena: 

Ich wache auf der Sitzecke auf, auf welcher ich gestern Abend mit Vincent gesessen hatte und ihm beim Texten zugesehen hatte. Bloß war ich alleine. Vincent war wohl schon verschwunden. Ich blinzelte in die Sonne und konnte die kleinen Staubpartikel in den Strahlen der Sonne tanzen sehen. Es würde ein wunderschöner Sommertag werden, dem war ich mir sicher. Ich setzte mich auf und fand vor mir einen Zettel auf dem Tisch liegen. Ich faltete ihn auf und fand eine kleine Nachricht. 

Ich wollte dich nicht wecken, du sahst so friedlich aus. Wenn du wach bist, komm doch in den Backstage. 

Dein Vince :)


Ich blinzelte und sah mich um. Wir waren schon an der Location für heute angekommen und die Jungs waren wohl schon beim Frühstücken. Ich stand auf und begab mich in das kleine Badezimmer, um mich frisch zu machen und mir etwas Anderes anzuziehen. Ich warf mich in meine dunkelblaue Vintage-Jeans von Levis und mir ein altes Tourshirt von Annenmaykantereit über und schlüpfte in meine gelben Chucks. Nachdem ich ein bisschen Wimperntusche aufgetragen hatte, sah ich wieder wie ein Mensch aus und konnte mich sehen lassen. Meine Locken ließen sich wie immer nicht zähmen und machten das, was sie wollten. Irgendwie gefällt mir das heute ganz gut. 

Ich schnappte mir meinen Backstage- Pass, meine Sonnenbrille und meine Schachtel Kippen und machte mich auf den Weg in den Backstage, wo ich schon fast die gesamte Crew auffinden konnte, außer Leon. Der schlief immer besonders lange. Mir blickte der Rest der Crew mit müden Gesichtern entgegen. Vor ihnen stehe Tassen mit dampfenden Kaffee. Das flüssige Gold. Ich begrüßte den Rest der Gruppe und holte mir erstmal einen Kaffee am Automaten und ein Brötchen, welches mit Käse und Gurken belegt war. Statt mich an den Tisch zu den Anderen zu setzen, machte ich mich auf den Weg nach draußen, um Eine zu Rauchen. Ich musste mir klaren Kopf machen, darüber, was in den letzten Tagen passiert war. 

Ich sah den Rauch Richtung Sonne steigen, welche jetzt am Morgen schon sehr stark auf mein Gesicht brannte. Ich sollte mich heute noch mit Sonnencreme eincremen. Ich hing meinen Gedanken nach. Warum hatte ich so ein gutes Verhältnis zu Vincent? Warum kann ich mich ihm so öffnen? Warum lasse ich all diese Emotionen zu?

Ich war so in meinen Gedanken versunken, dass ich kaum merkte, wie sich jemand neben mich setzte und auch sich eine Zigarette selber drehte. Ich vermutete, dass es Vincent war, doch es war Leon, welcher mit müden Augen zu mir heraufblickte, während ich stehend mit dem Rücken an der Backsteinmauer lehnte. Ich grinste ihn mit einem schwachen Grinsen an und ließ mich ebenfalls auf den Boden sinken. Ich lieh ihm mein Feuerzeug und betrachtete ihn, wie er es anzündete. 

"Guten Morgen Elena", hörte ich ihn mit leiser Stimme sagen. Irgendwie hört er sich traurig und geknickt an. 

"Morgen Leon", erwidere ich nur. Ich wollte unbedingt wissen, was mit ihm los war. Er war ja sonst nicht so nachdenklich und geknickt. Er beobachtete den Rauch wie er in die Luft stieg und ich meinte, Tränen in seinen Augen glitzern zu sehen. 

"Leon, wenn was ist, kannst du immer mit mir darüber Reden. Ich hoffe du weißt das." erkläre ich ihm und rücke etwas näher zu ihm und warf ihm ein aufmunterndes Grinsen zu, welches er nicht erwiderte. Irgendetwas stimmte überhaupt nicht. Er blickte stumm in den Himmel und ich konnte ein leises Seufzen vernehmen, bis er sich mit seinem Gesicht zu mir drehte und mich traurig anblickte. 

"Warum kann ich nicht auch einmal das bekommen, was ich möchte und was ich brauche." setzte er an und brach mit einem leisen Seufzen ab. Ich blickte ihn verwirrt an und wartete auf eine genauere Ausführung, welche aber nicht kam. Er stand einfach auf und ließ mich alleine an der Mauer gelehnt sitzen. Diese Unterhaltung war extrem komisch gewesen. Ich hätte gerne gewusst, wie ich Leon helfen konnte und was genau er mit seinen Worten ausdrücken wollte. Hätte er mir mehr verraten, hätte ich ihm eventuell sogar helfen können, doch dem war nicht so gewesen. Ich schloss meine Augen und versuchte die leichte Sommerbrise am Morgen zu genießen und den Vögeln in den Bäumen bei ihrem Morgenlied zu lauschen. Das Rauschen der Bäume lullte mich ein, wie in einem Zauber und ich konnte mich diesem Gefühl der Ruhe und der Harmonie nicht entziehen. Die Geräusche der Natur zogen mich in ihren Bann. Eine Stimme riss mich aus meiner Tagträumerei und warf mich wieder zurück in die Realität. Es war die Stimme von Vincent. Sie klang ein bisschen anklagend und etwas vorwurfsvoll. 

"Worüber hast du mit Leon gesprochen? Er ist komplett aufgelöst mir entgegen gerannt und hatte Tränen in den Augen. Was hast du gemacht?" Vincents Blicks war ernst auf mich gerichtet und er legte seine Stirn in Falten. Er blickte mich schon fast sauer an. So kannte ich ihn doch gar nicht. 

"Er ist schon so geknickt gewesen, als er sich zu mir setzte. Er hat dann richtig rätselhaft mit mir gesprochen und ist dann verschwunden. Ich weiß echt nicht, was mit ihm los ist." antwortete ich und versuchte in Vincents Blick etwas von Besänftigung zu finden. 

Tatsächlich wurde sein Blick etwas weicher. Er glaubte mir. Er nahm mich in den Arm und drückte mich fest an sich. 

"Ich möchte mich entschuldigen. Tut mir Leid, dass ich dir solche Vorwürfe gemacht hatte. Ich hätte erstmal mit Leon reden sollen, bevor ich dir solche Dinge unterstelle." flüstert er mir in meinen Haaransatz. Ich bekam leichte Gänsehaut, als er mich so an sich drückte. Ich wünschte er würde mich niemals loslassen. Ich fühlte mich sehr wohl in seiner Umarmung und fühlte mich irgendwie angekommen. Er ließ mich los und blickte mich an ohne mit Worten irgendetwas auszusprechen. Ich konnte spüren, dass er sich ebenfalls bei mir so wohl fühlte, wie ich mich bei ihm. Das zwischen uns war etwas besonderes. Aus dieser Beziehung würde eine wunderbare Freundschaft entstehen können, daran glaubte ich wirklich. 

"Komm Elena, lass uns nach drinnen gehen und etwas im Backstage mit dem Rest chillen." schlägt Vincent vor und ich gehe diesem Wunsch nach, wobei Vincent mich bei der Hand nimmt und mich hinter sich durch die große schwarze Flügeltür in den Backstage zieht. Natürlich folge ich ihm. Dabei sprechen wir beide kein Wort. 


You've reached the end of published parts.

⏰ Last updated: Dec 29, 2023 ⏰

Add this story to your Library to get notified about new parts!

Wir bauten uns AmerikaWhere stories live. Discover now