„Okay, also..." Fing der Niederländer an und setzte sich zurück auf die Bettkante. Ich war in der Zwischenzeit auch so weit wach, dass ich es hinbekam mich hinzusetzen. Zumindest mit Unterstützung der Bettlehne hinter mir. „Nachdem wir gestern W.O.P. gespielt haben, sind Lando, Daniel, Carlos, du und ich, hier hoch. Da haben die beiden Idioten von McLaren ihren ganzen Vorrat an Kondomen ausgepackt und zu Luftballons umfunktioniert. Wo die jetzt gelandet sind, weiß ich ehrlich gesagt nicht, aber ist ja auch egal. Auf jeden Fall, hast du dann halt hier gepennt und ja, jetzt bist du ja wach..." Ich nickte verstehend, musste das ganze aber kurz verarbeiten. Max ist in der Zwischenzeit schon im Bad verschwunden. Durch die angelehnte Türe, konnte ich den Wasserhahn hören und wenig später ging dieser auch schon wieder aus. Gleichzeitig befanden sich meine Gedanken, voll und ganz, bei der letzten Nacht.

Hätten wir gestern mehr als den Kuss miteinander gehabt, hätte er das bestimmt erwähnt. Außerdem würde ich mich daran erinnern, wenn da mehr gelaufen wäre, sowas vergisst man nicht! Das hoffe ich zumindest... Was aber die viel größere Frage war, was ist mit Lewis. Nachdem was gestern Abend passiert ist, sah er nicht besonders glücklich aus und ehrlich gesagt auch nicht gerade so, als würde sich das in den nächsten achtundvierzig Stunden irgendwie ändern...

„Ich muss jetzt zum Fahrerbriefing. Du kannst aber hierbleiben, wenn du magst..." Meldete sich Max zurück, der gerade sein Zeug zusammenkramte.
Nachdem er das Zimmer verlassen hatte, machte auch ich mich fertig, schließlich habe ich nicht vor, den ganzen Tag im Bett zu liegen, auch wenn ich das gerne würde.

Als ich mit allem fertig war und auch mein Handy wieder gefunden hatte, machte ich mich auf den Weg zu meinem Zimmer. Neben frischen Klamotten, könnte ich auch ein neues MakeUp vertragen...

Ich öffnete die Türe und lief über den Hotelflur. Ich konnte immer noch nicht so ganz glauben, dass ich in meinem Traum fast mit Lewis geschlafen hätte. Sagt man nicht, man träumt entweder von dem, vor dem man am meisten Angst hat, oder davon, was man sich am meisten wünscht? Ich muss ehrlich sagen, dieses Sprichwort gibt mir wirklich ein unwohles Gefühl. Ich meine, ich habe keine Angst oder Ähnliches vor Lewis, aber ich kann mir doch unmöglich wünschen, mit ihm etwas engeres zu haben? Abgesehen davon, dass es schon lustig ist, ihn etwas aus der Reserve zu locken, würde ich niemals echt Gefühle für ihn entwickeln. Das darf ich einfach nicht, schließlich ist er ein arrogantes Arschloch, was denkt es könnte mir vorschreiben, was ich zu tun und zu lassen habe...

Weg von diesen Gedanken, bog ich zu meinem Zimmer ab, wo ich offensichtlich schon sehnlichst erwartet wurde. „Wo warst du heute Nacht?" Fragte Lewis und musterte mich mehrere Male. In seinen Augen sah ich wenig Begeisterung, mehr Wut und Misstrauen. „Ich wüsste nicht, was dich das angeht, ehrlich gesagt..." Ich wollte gerade an ihm vorbei, zu meiner Türe, aber er versperrte mir den Weg und ich trat wieder einen Schritt zurück. „Ich habe dich nicht gefragt, ob du's mir sagen willst. Ich habe gefragt wo du heute Nacht warst." Knurrte er und verfinsterte seine Miene noch weiter. Ich seufzte Augenrollend. „Du bist nicht mein Vater, okay? Also tu nicht so, als könntest du mir sagen wo ich meine Nacht verbringe. Aber wenn du's unbedingt wissen willst, okay. Ich war bei Max und jetzt lass mich durch!" Lieferte ich ihm die erklärende Antwort und drückte mich dann an ihm vorbei. Es tat einen Schlag. Ich fuhr herum und sah Lewis, der die Türe hinter uns zugeschlagen hat. So fest, dass sie gar nicht einrastete, sondern wieder aufsprang.

„Du warst WO BITTE?!" Schrie er und ich wendete mich wieder von ihm ab. Um ehrlich zu sein war es mir einfach zu blöd mit ihm darüber zu diskutieren. „Ganz ehrlich Lewis, es interessiert mich nicht was du darüber denkst oder sagst..." Meinte ich und kramte währenddessen ein neues T-shirt aus meinem Koffer. „Was ich darüber denke ist eigentlich ziemlich egal. Die Frage ist doch eher, was mit dir nicht stimmt?!" Plötzlich überkam mich eine Welle an Wut...

„Was mit mir nicht stimmt?" Ich lachte. „Was stimmt nicht mit dir?! Du hast nicht das Recht, mir irgendwas vorzuschreiben, kapier es doch einfach!" Ich stoppte kurz und zog mir mein altes T-shirt über den Kopf. Anschließend warf ich es in Richtung meines Koffers, wo es passenderweise auch landete. „Außerdem kann ich küssen, rummachen und schlafen mit wem ich will. Wenn du ein Problem damit hast, Pech für dich! Steck dir deine scheiss Aggressionen sonst wo hin und jetzt lass mich in Ruhe." Fuhr ich fort und drehte mich zurück, zu meinem Bett. Für einen kurzen Moment herrschte mehr oder weniger Stille, ich musste durchatmen, um zu verhindern noch weiter auszurasten. „Was hast du gesagt..." Brach er sein Schweigen, ich hörte wie er einen Schritt auf mich zu ging.

„Ich habe gesagt, dass du verschwinden sollst!" Wiederholte ich, ohne mich umzudrehen. Nichts passierte. Ich zog mir mein beigefarbenes CropTop drüber, als ich mich wieder umdrehte war Lewis immer noch da. „Schau mir in die Augen und sag mir, dass ich gehen soll." Er war noch näher gekommen und stand nun nicht mehr im Flur.

„Sag mir, dass ich gehen soll." Wiederholte er, ich bekam kein Wort raus. Seine Blicke machten mich stumm, sie sollten mich töten. Ich war wie gelähmt, nichts ging. Ich konnte nicht weglaufen, nicht sprechen. Das einzige was ich in diesem Moment spürte war mein Herz, es klopfte in einer rasender Geschwindigkeit, und Wut. Wut die aus Hass entstand. Hass gegenüber Lewis und Hass gegenüber mir selber, weil ich mich so nicht kannte. Normalerweise kriegt mich keiner still, noch nicht einmal mein Vater. Nur Lewis und das wollte ich nicht.

„Ich wusste es..." Ein höhnisches Lachen zuckte über seine Lippen. „Du kannst es nicht. Du willst nicht, dass ich gehe, aber dieses Spielchen kann ich auch spielen. Es bringt dir auch nichts, dich an Max ran zu schmeißen-" Er stoppte kurz und kam noch einen kleinen Schritt auf mich zu. „Lass es." Knurrte ich, wobei meine Stimme einen drohenden Unterton annahm. „Was? Dir die Wahrheit zu sagen, dass du nämlich besessen bist?" Er kam noch näher. Mein Blut kochte. „Hör auf!" Forderte ich ihn nochmals auf, aber er grinste nur. „Das gleiche habe ich dir auch gesagt. Kannst du dich erinnern?" Ich kniff die Augen zusammen und spürte, wie sich meine Fingernägel, in meine Handflächen bohrten. Dabei war das im Grunde ziemlich unsinnig, schließlich war es kein visueller Reiz, den ich ausblenden wollte. Es war Lewis' Stimme, die dadurch, dass ich die Augen schloss, nur noch lauter wurde.

„Du hast gesagt, ich bin ein arrogantes Arschloch..." Fuhr er fort und ich riss meine Augen wieder auf. „Weil es so ist!" Schrie ich und brach damit mein schweigen. „Weil du es bist! Du bist ein arrogantes Arschloch. So arrogant, dass du wirklich glaubst, ich wäre besessen von dir!" Ich griff nach der Vase, die auf meinem Nachttisch stand und schmiss sie in Lewis' Richtung. Sie zerschmetterte in tausende Teile. Die Tulpen verteilt auf dem Boden, das Wasser ebenfalls. „Verpiss dich!" Schrie ich und drohte auch die kleine Porzellan Figur zu werfen.

Ohne ein weiteres Wort zu sagen, verschwand er. Das Geräusch, als die Türe zu ging, brachte mich dazu, die Figur zurück an ihren ursprünglichen Platz zu stellen. Ich schloss die Augen und atmete einmal tief durch, Meine Beine gaben unwillkürlich unter mir nach und ich sank zurück aufs Bett. Mein Blick auf die Scherben gerichtet, die ich verursacht habe.

Ich habe die Scherben verursacht.

Wie konnte das so eskalieren?

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWhere stories live. Discover now