• | T W E N T Y F O U R | •

Start from the beginning
                                    

Qualvoll langsam drückte er zu und schnürte mir die Luft ab. Mein Knie war bereits dabei hochzuschnellen jedoch flüsterte eine Stimme in meinem Kopf plötzlich: warum kämpfst du weiter? Wofür?
Mein Knie sank wieder zu Boden.
Ich wusste es selbst nicht. Ich wollte meigentlich garnicht kämpfen. Ich habe nie Judo mit ihr gelernt um andere Leute in die Ohnmacht zu prügeln. Was tat ich hier? Warum wehrte ich mich? Er konnte es jetzt einfach beenden und ich war wieder bei ihnen.
Also ließ ich zu das er mir immer und immer weiter die Luft abschnürte.
Plötzlich jedoch verschwand sein Grinsen und er viel regungslos nach vorn.

Der Aschblonde Kerl von gestern lächelte auf mich herunter während er den Baseballschläger in seiner Hand wieder sinken ließ.
„Unter Nachbarn hilft man sich doch oder war das nicht so?" fragte er während ich versuchte mich unter Hulk hervor zu bewegen.
„So Ron, ich würde vorschlagen du nimmst deinen Freund jetzt und verschwindest bevor du es nicht mehr kannst." wandte ich mich an Ron der wie festgewachsen an der Wand stand.
„Und Danke." wandte ich mich an den Aschblonden.
„Kein Problem." grinste dieser und schwang sich den Baseballschläger über die breiten Schultern.

Nachdem Ron mitsamt seines breiten Freundes endlich verschwunden war wollte ich mich wieder davon machen jedoch hielt mich der Aschblonde wieder davon ab.
„Keith, und du?"
Ich drehte mich um.
„Blake."
Er nickte grinsend, ehe ich in meinem mehr oder weniger wiedereroberten Zimmer verschwand.

Grüne Augen sahen mir entgegen während mein Kiefer bläulich angeschwollen war. Auf meinen Wangen befand sich der eine oder andere Kratzer und der blaue Fleck auf meinen Bauch hatte sich vergrößert. Ich sah absolut scheiße aus. Als mein Blick an der Kette an meinem Hals hängen blieb hielt ich inne. Vorsichtig strich ich über das glatte Material der beiden Ringe. Als meine Finger die Gravur an der Innenseite berührte schoss mir eine Erinnerung in den Kopf.

„Was steht da?"
„Für immer."
„Und auf dem anderen?"
„Und ewig." lächelte sie mich an während sie sich ihren Ring wieder ansteckte.
„Irgendwann wenn du einmal groß bist und heiratest, dann bekommst du auch so einen Ring."
„Wirklich? Auch so ein schönes Prinzessinnenkleid wie du?"
„Wir kaufen dir das schönste was es gibt."

Wir.
Wir würden nie wieder etwas zusammen erleben können. Weil er sie mir genommen hat. Als ich ihren Ring zwischen die Finger nehme fällt mir plötzlich auf das ich ihre Stimme wieder nicht hören konnte. Es war so als wäre sie auf stummgeschaltet worden. Ich wollte sie so gerne hören. Ich wollte hören wie sie lachte, wie sie mir ein Gute Nacht Lied vorsang, wie sie mir sagte das sie mich lieb hatte, ich wollte einfach nur ihr Stimme hören! Aber sie war einfach weg. Ich hatte sie einfach vergessen!

TRIGGERWARNUNG! Ab hier beginnen die triggernden Inhalte! (Selbsthass und Selbstmordversuch)

Ich war eine Enttäuschung. Eine einzige Enttäuschung die nichts auf die Reihe bekam. Sogar er hat mich wieder gefunden. Warum hat er mich nicht auch einfach umgebracht?
Warum lebe ich eigentlich immer noch?
Weil du sie dort oben wo sie jetzt sind stolz machen wolltest indem du stark bleibst so wie sie es immer gesagt hat.
Aber ich habe es satt stark zu sein. Ich bin nicht stark, ich bin schwach und eine Enttäuschung. Sie ist bestimmt nicht einmal mehr stolz auf mich.
Warum würde man auch stolz auf jemanden wie mich sein?

Es war Samstag und ich hatte das Geld für den Zug der mich von hier wegbringen würde zusammen. Die Sonne sank schon langsam in Richtung Horizont als ich die Türen zum Bahnhof öffnete. In gut fünfzehn Minuten würde mein Zug nach Dakota kommen. Am Schalter bezahlte ich das Ticket ehe ich mich schlau machte an welchem Gleis besagter Zug abfahren würde. Ein paar Minuten später stand ich an besagtem Gleis.
Hier und da standen ein paar Leute, manche in Gruppen, manche allein. Neben der Bank auf die ich mich gesetzt hatte, stand eine vierköpfige Familie. Die beiden Töchter saßen auf einer der Bänke und malten in einem Malheft. Der Vater hielt die Mutter der beiden in den Armen während sie beide stolz lächelten. Schlagartig tauchten wieder Bilder vor meinem inneren Auge auf.

Unsere erste Zugfahrt bei der wir nicht still sitzen konnten weil wir das ganze so spannend fanden. Aufgeregt saßen wir vor den großen Fenstern und bestaunten die vorbeiziehende Landschaft. Mum beschwerte sich darüber das wir die Gesichter von den Scheiben nehmen sollten, da man später die Abdrücke sehen würde und Dad hingegen lachte nur. Jedoch war-
Plötzlich fuhr ein Zug ein und die Familie setzte sich in Bewegung. Eine Weile stand der Zug still und ich entdeckte die Familie an einem der Fenster. Die beiden Mädchen klebten wie sie und ich damals an der Scheibe.

Wir würden solche Dinge nie wieder erleben. Nie wieder.
Tränen brannten plötzlich in meinen Augen und der Drang zu schreien drang wieder an die Oberfläche.
Ich vermisste sie so sehr. Ich wollte doch nur bei ihnen seien. Aber er hat sie mir genommen. Er hat mir alles genommen. Und jetzt ist er wieder hier.
Ich habe in der Zeit in New York, als er nicht da war gedacht ich wäre stark und sie wäre stolz auf mich. Dabei bin ich nicht stark. Ich bin schwach. Er taucht einmal auf und schon hat er wieder die Kontrolle. Wäre ich stark wäre das nicht passiert.
Warum willst du überhaupt noch Stark sein? Wozu? Du hast sie enttäuscht. Es machte doch keinen Sinn mehr.
Flüsterte die Stimme in meinem Kopf wieder.
Sie hatte recht. Ich hatte sie alle enttäuscht.

Das schwarze Loch in dem ich schon so lang nach dem Ufer suchte, sog mich immer weiter nach unten und mir fehlte die Kraft dagegen anzukämpfen. Ich hatte keine Kraft mehr.
Ich kann nicht mehr, und wenn ich ehrlich war wollte ich auch nicht mehr.
Ich habe nichts als Probleme. Ohne mich wären alle besser dran, ich sollte es endlich beenden. So war es besser. Denn ich war nur noch erfüllt von leere. Eine Hülle die die Tage zählte und darauf wartete das jemand anderem dem ganzen ein Ende setzte. Ich sollte es einfach selbst in die Hand nehmen, und das lang ersehnte Ende setzten.

Also erhob ich mich und trat mit ein paar Schritten an das Gleisbett.
Ich weiß das ich dir versprochen habe durchzuhalten, Mum.
Aber ich kann nicht mehr. Es geht nicht mehr.
Ich weiß das ich Mutig, Stark und ich selbst sein sollte, und das ich vor allem nicht aufgeben sollte, aber gerade möchte ich nichts lieber als aufzugeben. Denn dann kann ich wieder bei euch sein. Nur so kann ich endlich-

Eine Durchsage erklang. Gleich würde ein Zug einfahren. Und dieser war mein Ticket nach Hause. Mein Ticket zurück zu meiner Familie.
Es quietschte und zischte als sich der Zug ankündigte. Meine Tasche ließ ich zu meiner rechten auf den Boden fallen während ich mir die Tränen von den Wangen wischte.

Danke, dass ich die Romano's kennenlernen dürfte, und danke das ich Claire kennenlernen dürfte. Jetzt konnte ich auch sie alle in Sicherheit wissen. Wenn ich nicht mehr war, würde er sie auch nicht umbringen.
Ich war keinem mehr ein Klotz am Bein und würde niemandem mehr Probleme bereiten.
Also eine Win-Win Situation.
Es hatte sowieso keinen Sinn mehr.
Aus dem Augenwinkel nam ich den Umriss des Zuges war, welcher jetzt in den Bahnhof einfuhr.

Eins. begann ich zu zählen.
Zwei.
Drei, und ich sprang.

Meinung zu diesem Kapitel?

Oops! This image does not follow our content guidelines. To continue publishing, please remove it or upload a different image.

Meinung zu diesem Kapitel?

He saved me Where stories live. Discover now