„Nach was sieht's denn aus?" Der ältere blieb stehen und schaute sich um. „Auf jeden Fall nicht danach, als dass du vor hast dich bei mir zu entschuldigen..." Murmelte ich halblaut. Währenddessen tippte ich eine Nachricht an Tim, dass ich etwas später komme. „Für was sollte ich mich entschuldigen?" Fragte er und ich rollte mit den Augen. Er wirkt nicht nur wie ein arrogantes Arschloch, er ist der Inbegriff, von einem. „Dafür dass du mich richtig hart nervst zum Beispiel." Zickte ich und schüttelte den Kopf, ehe ich mich wieder zu meiner Tasche bückte um meine Trinkflasche zu suchen.
„Musst dich ja nicht gleich so freuen mich zu-" Lewis unterbrach sein reden, als plötzlich die Lichter ausgingen. Stille. „Bitte nicht schon wieder." Seufzte ich und machte meine Handytaschenlampe an. Der Brite tat es mir gleich und sah dann zu mir. „Ich glaub der Strom ist weg." Erwiderte er, woraufhin ich nur den Kopf schütteln konnte. „Ach ne, ich seh's auch." Ohne ein weiteres Wort zu sagen, lief ich an ihm vorbei. Wie ich wenig später bemerkte, war der Strom im ganzen obersten Stockwerk weg. Die Flure waren dunkel, nur die Schilder für den Notausgang leuchteten. „Und was machst du jetzt?" Hörte ich Lewis fragen, der mir hinterher lief. „Na die Sicherungen flicken natürlich."

„Ich komm mal lieber mit, Frauen können sowas ja eh nicht." Ich blieb abrupt stehen und hielt Lewis meine Taschenlampe ins Gesicht. „Ich kann dir zeigen, wie's ist einen Tritt in die Eier zu bekommen." Kurze stille. Er leuchtete mich ebenfalls mit seinem Handy an und ich hatte Schwierigkeiten meine Augen offen zu halten. „Madame..." Fing er an. „Hör auf so frech zu sein." Ich schluckte. „Sonst was?" Er kam meinem Gesicht näher und ich trat einen Schritt zurück. Er kam noch näher, mein Rücken berührte die Wand. „Find's raus." War alles was er sagte. Seine Augen waren starr auf meine gerichtet. Ich konnte nicht anders, als mich in ihnen zu verlieren. Das dunkle braun, glitzerte sogar im dunklen. Und auch wenn ich es niemals zugeben würde, sie waren wunderschön, diese Augen. Ich spürte seinen heißen Atem auf meinem Gesicht, ein eiskalter Schauer überkam mich. „Das hättest du wohl gerne." Gab ich dann kleinlaut von mir und drückte ihn von mir weg. Diese Nähe zu ihm bescherte mir eine Gänsehaut, und das ist so ganz und gar nicht gut...

Gemeinsam gingen wir die letzten Treppe, welche in den Keller führte, runter. Je weiter wir die Stufen hinabstiegen, desto kühler wurde es. Die Luft wurde feucht und ein kalter Zug strich über meine Haut.

Mit unseren Taschenlampen leuchteten wir uns den Weg. Rechts und links von dem Gang, stapelten sich Tische und Stühle. Diese stammen mit Sicherheit aus dem Opernsaal, der das Herz dieses Gebäudes ausmachte. Dass sich oben Tanzstudios befinden, ist nur ein nebensächlicher Aspekt, welcher die Vielfältigkeit dieses Hauses repräsentierte. Auch Kunsträume und eine riesige Bibliothek befanden sich hier, allerdings werden diese nicht sehr häufig genutzt.

Je weiter wir in die Katakomben rein liefen, desto mehr bröckelten an den Seiten die Wände. Teilweise lagen ganze Steine auf dem Boden verteilt, oder der abgebröckelte Putz. Wir liefen sicher fünf Minuten durch den dunklen Gang, bis sich rechts und links von uns immer weniger Gänge abzweigten. Dies versicherte mir, auf dem richtigen Weg zu sein.

„Du hast doch bestimmt Angst hier unten?" Brach Lewis irgendwann die Stille. „Ich habe vor gar nichts Angst." Erwiderte ich darauf trocken und lief weiter. Dass das aber ziemlich gelogen war, ließ ich mir natürlich nicht anmerken. Zugegeben hätte ich mich alleine bestimmt nicht hier runter getraut, aber das muss ja keiner wissen...

Am Ende des Gangs blieben wir stehen. Durch die angelehnte Holztüre, drang ein Spalt Licht und fiel auf den Boden. Mit dem Fuß öffnete ich diese und ging langsam rein. Lewis, der sich nach wie vor dicht hinter mir befand, folgte mir. Ich ließ meinen Blick durch den Raum gleiten, gegenüber vor uns war ein kleines Fenster mit einem Stahlgitter davor, was wohl das Licht erklärte. Weiterführend landete mein Blick auf den Stromkästen und ich setzte mich wieder in Gang. Der Knopf, der anzeigt ob Strom fließt, leuchtete rot, O Wunder. Da es öfters passiert, dass der Strom ausfällt, wusste ich genau was ich tun musste, damit es wieder funktioniert. Ich drückte auf den roten Knopf und anschließend legte ich einen kleinen Schalter um. Dann musste ich nur noch-

Ein lauter Knall ertönte. Unsere Köpfe schreckten gleichzeitig zur Türe, die gerade ins Schloss gefallen ist. Oh Gott, warum ist die so laut?! Ich gab ein erleichterten Seufzer von mir und legte den letzten Schalter um, das Licht sprang augenblicklich auf grün. „Frauen können wohl doch mehr als du erwartet hast." Neckte ich den Briten und hatte dabei die Genugtuung, die ich haben wollte. Lewis, der immer noch seine Handytaschenlampe an - und bereits die Türklinke in der Hand hatte, konnte darüber nur schweigen. Was ein Idiot.

Seufzend wendete er sich der Türe zu und drückte im Anschluss daran die Türklinke nach unten. Nichts passierte. Er probierte es noch einmal, wieder nichts. „Fuck." Rutschte es mir über die Lippen, als er wie wild an der Tür rüttelte. Sie bewegte sich nicht. Je öfter er das tat, desto mehr spürte ich die Panik in mir hochkommen. Mein Herz pochte, es klopfte mit jedem Mal gegen meine Brust. Immer stärker und immer schneller, bis es wehtat.

„Was für eine scheiße!" Hörte ich Lewis fluchen, ein lautes Geräusch folgte. Es klang, als hätte er gegen die Türe geschlagen, jedoch wusste ich es nicht sicher. Ich hatte meine Augen längst geschlossen und ließ mich an der Wand unter dem Fenster nieder.

Plötzlich kam mir ein Gedanke, das Fenster! Ich stand wieder auf und sah mich in dem Raum um. Mit meiner Lampe, leuchtete ich in jede noch so dunkle Ecke von diesem kleinen Raum, bis ich etwas erblickte. Eine kleine Holzkiste. Ich zog diese zu mir und stieg anschließend drauf. So war ich groß genug um an die Gitterstäbe zu kommen, welche verhinderten, dass man aus dem Fenster raus kam. Mit aller Kraft die ich hatte, rüttelte ich an ihnen, doch es brachte nichts. Sie bewegten sich keinen Zentimeter. Scheiße!

„Ich weiß zwar nicht, was das werden soll, aber es funktioniert nicht." Gab der Brite seinen Senf dazu, woraufhin ich wieder von der Kiste runter stieg und ihm einen bösen Blick zuwarf. „Lewis-" setzte ich an, musste jedoch Luft holen. Mein Herz klopfte immer noch wie wild, was Schwindel in mir hervorrief. „Ich weiß es, okay? Du musst es mir nicht sagen." Ich ließ meinen Rücken zurück gehen die Wand fallen und fuhr mir gestresst durchs Gesicht. „Und warum steigst du dann da hoch und rüttelst an diesen Dingern?" Fragte er und startete einen erneuten Versuch, diese beschissene Türe zu öffnen. Ohne Erfolg.

„Kannst du bitte für einen Moment aufhören, so dumme Fragen zu stellen?" Flehte ich und atmete einmal tief durch. Jedoch brachte auch das nichts gegen meine Panik. „Warum denkst du wohl, dass ich an diesem Gitter rüttle?" Auf meine Frage hin zuckte er mit den Schultern. „Vielleicht weil dir keiner gesagt hat, dass man Stahl nicht bewegen kann." Überlegte er laut und meine Nerven rissen.

„Nein du Idiot. Weil ich keinen Bock habe, mit dir in diesem scheiss Raum festzusitzen!" Schrie ich, wobei ich mir die Tränen zurückhalten musste. Ehrlich gesagt, bin ich mir nicht sicher was schlimmer war. Ist es, dass ich mit Platzangst in einem drei Quadratmeter Raum festsitze, oder ist es, dass ich dies mit Lewis tue...

Zeit um mir darüber Gedanken zu machen, ließ mir der Brite natürlich nicht, er wusste schon den nächsten Kommentar dazuzugeben. „Es tut mir leid, wenn ich dich so nervös mache, aber ich kann nichts dafür..."

Am liebsten hätte ich ihm dafür so dermaßen eine reingeschlagen, aber ich hielt mich natürlich zurück. Ich ließ diese Kommentare erwiderungslos im Raum stehen. So gut es eben ging, versuchte ich sie zu ignorieren und mich stattdessen auf etwas anderes zu konzentrieren. Nämlich auf mein Handy. Mit zittrigen Händen, checkte ich, ob ich irgendjemand anrufen kann, der uns helfen könnte. Beim einschalten meines Handys sprang mir direkt das kein Netz Zeichen ins Gesicht, na toll! Na ja, was habe ich hier unten auch anderes erwartet?

Meine Hoffnung, irgendwie Netz zu bekommen, war dennoch nicht ganz weg. Ich stieg zurück auf die Kiste und hielt das Handy so hoch, wie es nur ging, nichts. Lewis, der immer noch bei der Türe stand, beobachtete mich dabei amüsiert. „Das wird nicht funktionieren." Redete er vor sich hin, was ich gekonnt ignorierte.

Plötzlich erschien ein Balken auf meinem Display. „Yesss!" Sofort suchte ich den Kontakt meines Vaters raus. Gerade als ich auf anrufen drücken wollte, ging der Bildschirm von selber aus und der rote Ladebalken leuchtete mir entgegen. „Fuck." Fluchte ich und hüpfte zurück auf den Boden. „Was für ne scheiße!" Ich ließ mich wieder gegen die Wand fallen und anschließend auf den Boden sinken. Seufzend legte ich mein Handy neben mich auf den Boden. Es war leer.

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFحيث تعيش القصص. اكتشف الآن