„Papa ich-" Meine stimme brach. Ich wusste weder was ich sagen, noch was ich denken sollte. „Ich bin mir sicher, dass sie dir gefallen wird. Es ist eine der besten Schulen des Landes, du kannst dort ganz entspannt dein letztes Schuljahr machen, ohne schlechte Einflüsse von außen."

Schlechte Einflüsse von außen. Wiederholte ich seine Worte in meinem Kopf.
Er nennt meine Freunde einen schlechten Einfluss...

Mein Unglauben schlug schlagartig in Wut um, als er nochmal wiederholte was er bereits gesagt hatte. „Du wirst es dort lieben." Ein warmes Lächeln zierte seine Lippen. Er lächelte. Wie konnte er Lächeln?

„Was stimmt eigentlich nicht mit dir? Denkst du wirklich, dass mich diese neue Schule davon abhalten wird, mein Leben zu leben?" Ich musste kurz auflachen, da es unbegreiflich für mich war, was mein Vater tat. Glaubte er wirklich, dass er damit etwas an der Situation ändern könnte?
„Du wechselst nach den Osterferien, damit ist die Diskussion zu Ende." Resigniert blickte ich ihn an. Hat er das gerade wirklich getan?

Für eine kurze Weile starrte ich noch auf die Stelle, an der mein Dad bis gerade noch stand. Allerdings war der ältere schon längst nicht mehr dort, sondern mittlerweile im Garten um einen Anruf anzunehmen.
Da ihm dieses Telefonat anscheinend wichtiger zu sein schien, als sich bei seiner Tochter zu entschuldigen, machte ich kehrt und ging in mein Zimmer. Die Treppen hoch, der letzte Raum im Flur, war meins. Das daneben war mein Badezimmer und das gegenüber von meinem eigenen Reich, war das Büro meines Vaters.

Wütend knallte ich die Türe hinter mir zu und schmiss mich anschließend auf mein Bett. Ich presste mir ein Kissen ins Gesicht und schrie in dieses hinein. Wie konnte er mir sowas antun?

Warum muss er so sein?
So über vorsichtig.
So eigensinnig.
So stur.

Warum?

*

Durch das helle Ringen meines Weckers wurde ich wach. Stöhnend schaltete ich ihn auf stumm und ließ meinen Kopf anschließend zurück ins Kissen fallen. Welcher Mensch hatte die Idee, Schule um acht Uhr beginnen zu lassen? Ich fuhr mir mehrmals durchs Gesicht, um überhaupt einen klaren Gedanken fassen zu können. Helfen tat das allerdings nichts, weshalb ich mich damit abfand, dass dieser Morgen schlimmer denn je werden würde.

Nach zehn Minuten, die ich damit verbracht habe, meine morgendliche Dosis Social Media zu bekommen, stand ich auf. Ich schwang meine Beine über die Kante des Doppelbettes, was schonmal der erste Schritt war. Der zweite bestand darin, mich hinzusetzten. Auch das, brachte ich mit ein wenig Beschwerlichkeit hinter mich, jetzt musste ich nur noch aufstehen.
Gesagt, getan.
Mein Weg führte mich ins Bad, wo mich der Schock traf. Augenringe bis zu den Mundwinkeln, zerzauste Haare und Reste von meinem gestrigen MakeUp. Mein Gesicht sah aus wie eine einzige Baustelle. Meine Lust, diese Panne zu richten, hielt sich in Grenzen, aber es führte kein Weg dran vorbei. Mein Vater wird mich heute in diese Schule stecken, egal wie ich aussehe.

Um keine Zeit zu verlieren, stieg ich unter die Dusche. Keine fünf Minuten später hatte ich das Shampoo aus meinen Haaren gewaschen und mein Körper vom Duschgel befreit. Eingewickelt in ein weißes Handtuch, tapste ich zurück in mein Zimmer. Auf dem Weg dorthin, hörte ich meinen Dad, wie er sich im Wohnzimmer einen Kaffee machte. Das könnte ich jetzt definitiv auch vertragen...

Seufzend griff ich nach den Klamotten, welche auf meinem Bett bereitgelegt waren und machte mich anschließend daran, diese anzuziehen. Gefolgt von meiner Unterwäsche, zog ich mir meine Levis Jeans und zum Schluss noch mein T-shirt an.

Für einen kurzen Moment, betrachtete ich mich einfach nur im Spiegel. Dann riss ich mich selbst aus meinen verzweifelten Überlegungen, wie ich diesen Tag überleben sollte. Die Antwort lag auf der Hand: Wahrscheinlich gar nicht...

Toxic Love - When hate becomes Love | Lewis Hamilton FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt