Kaptel 1.

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Langsam gelangweilt gucke ich meine Finger an die das Leder von meinen Lieblingssessel abkratzen. Dieser Sessel bedeutet mir eine Menge, nur wegen ihm. Immer wenn ich in dem braunen Sessel sitze muss ich an ihn denken und lächeln. Aber jetzt war mir nicht zum Lächeln zumute. Meine Mutter redet bestimmt schon eine Stunde mit mir. Darüber das ich so unzuverlässig wäre und ich nicht so sein solle wie ich bin. Aber das ist mir inzwischen nicht mehr so wichtig. Früher hat es mir verletzte das meine Mutter so schlecht über mich denkt, aber inzwischen hatte ich mich daran gewöhnt und lasse solche Sachen nicht mehr so nah an mich ran. Das hatte mir er beigebracht. Der Mensch der daran schuld war das ich jetzt hier sitze und mir das Gemecker meiner Mutter anhören muss. Er hat mir in den letzten Monaten so viel Schmerz bereitet und trotzdem konnte ich ihn nicht vergessen. Ich konnte nicht vergessen wie wir zusammen gegessen haben, wie wir gespielt haben und wie er mir Fahrrad fahren beigebracht hat. Diese Erinnerungen waren mir zu wichtig um sie zu vergessen. Ich bin nicht wie meine Mutter und schon gar nicht wie meine ältere Schwester Medeline. Und ehrlich gesagt bin ich da stolz drauf. Das darf man nicht falsch verstehen, ich liebe beide, aber besonders meine Mutter konnte manchmal sehr kalt sein und Medeline führt sich so auf als ob es ihn gar nicht geben würde. Wahrscheinlich um den Schmerz zu verringern. Denn sie kann vor Mum so tun als ob sie ihn hassen würde, aber ich spüre das sie ihn genauso sehr vermisst wie ich ihn.

„Könntest du nur so sein wie deine Schwester!" sagt sie und ich zucke zusammen. Ich wusste schon immer das Mum sowas Ähnliches dachte, aber ausgesprochen hat sie es noch nie. Als ob sie meine Gedanken lesen könnte füllen sich ihre giftgrünen Augen mit Reue. Leider nur ein kleiner Augenblick denn im nächsten stirmt meine Tante in unser Wohnzimmer und schreit meine Mutter an: „Wie kannst du nur sowas sagen?!"
Sofort kehrt die Wut wieder in Mums Augen zurück. „Rose! Ich habe dir schon so oft gesagt das du dich nicht einmischen sollst! Kara und Medeline sind Meine Töchter!"
Rose spannt sich an und ihre Brust hebt und senkt sich schneller als sonst. „Nein." flüstert sie schon fast, aber trotzdem ist ihr Ton bestimmt. „Kara und Medeline sind auch Elijahs Kinder. Und ich habe ihm versprochen sie zu beschützen!" Schreit Tante Rose eher als sagen.
Bei seinem Namen gucke ich sofort zusammen und warte einen Moment bis ich mir sicher bin, dass es Mum gar nicht mehr auffällt wenn ich gehe. Rose und meine Mutter sind schon so vertieft in ihrem Streit das ich mich langsam erhebe und unsere Wendeltreppe hochschleiche.
Ausnahmsweise knarzt diese auch nicht und dafür bin ich ihr unglaublich dankbar!
Ich liebe nämlich unser Haus und die Wendeltreppe fast am meisten, aber es ist schon ein wenig alt und es knarzt eben ab und zu. Ich weiß noch genau wie ich früher Kekse aus der Küche holen wollte und die dunklen Balken mich verrieten. Ich bekam von Mum immer unheimlich viel Ärger. Das musste sie dann immer beruhigen und nahm mich in Schutz.
Jetzt ist niemand mehr da der mir hilft...

In meinen Gedanken versunken öffne ich meine Zimmertür. Wie immer strahlt mir Licht entgegen von der etwas dämmernde Sonne. Die Fenster in meinem Zimmer sind sehr groß und direkt neben meinem Bett. Sie nehmen, aber nicht die ganze Wand in Beschlag wie bei meiner Schwester, sondern lassen noch ein wenig Platz für meinen Kleiderschrank. Ich mag wie mein Zimmer aufgebaut ist aber mein Lieblingsplatz war die Sitzband unter einem der Fenster. Oft setze ich mich dort hin und lese eines meiner Bücher.

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KaraWo Geschichten leben. Entdecke jetzt