KAPITEL 1

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Erschrocken schreckte ich aus meinem tiefen Schlaf auf und saß bereits senkrecht auf der Matratze meines Bettes. Mit aufgerissenen Augen schaute ich auf die Wand gegenüber von mir und versuchte alle meine Sinne anzuschalten. Ohne auch nur einen Hauch von Müdigkeit zu verspüren, lauschte ich ganz genau und versuchte weitere Geräusche im Haus hören zu können. Leise zählte ich in meinem Kopf die Sekunden, damit ich ein ungefähres Zeitgefühl haben konnte. Doch bevor ich überhaupt bei zehn ankommen konnte, hörte ich bereits das Schreien meiner Großmutter aus dem Erdgeschoss. Augenblicklich fing mein Puls an zu rasen und tausend Szenarios schossen mir in den Kopf. Ohne, dass ich überhaupt richtig merkte, was ich machte, standen bereits meine Beine auf dem kalten Holzboden neben meinem Bett und setzten sich in Bewegung. An meiner Zimmertüre angekommen machte ich halt und legte zur Sicherheit mein Ohr an das helle Holz meiner Türe. Mit verschnellertem Atem lauschte ich genau und hoffte darauf, weitere Geräusche hören zu können, die mir ungefähr sagen konnten, was unten vor sich ging. 'Vielleicht ist sie nur hingefallen', dachte ich noch, als mir bereits mein Bauch etwas vollkommen anderes vermittelte. Mein Bauch sagte mir, dass es schlimmer war und ich nicht ohne darüber nachzudenken nach unten rennen sollte. Würde es so sein, wie ich vermutete, musste ich jetzt ganz kontrolliert und vorsichtig vorgehen und auch so handeln. Ich unterdrückte deshalb den Drang ohne Rücksicht nach draußen auf den Flur zu laufen und langte erst auf die Kommode neben mir, von der ich das erst beste griff, was ich in die Finger bekam. Meine Wahl fiel auf eine Zimmerpflanze. Es war keine Gute Wahl und sie würde mich mit Sicherheit auch nicht vor etwas Schlimmen retten können. Allerdings hatte ich gerade nicht unbedingt viel Zeit und musste mich wohl jetzt damit zufrieden geben. Somit hielt ich einfach den Blumentopf samt Pflanze in meiner linken Hand während ich den kalten Türknauf in die Hand nahm und ihn langsam drehte, damit die Türe aufging. Leicht zog ich daran und schob die Holztüre so weit in meine Richtung, dass ich mit meinem Kopf durch die Spalte auf den Flur schauen konnte. Mit einem Blick nach rechts und links stellte ich sicher, dass niemand um mein Zimmer herum stand und ich, ohne in Gefahr zu geraten, hinaus auf den ebenso dunklen Gang laufen konnte, wie mein Raum. Mit ungutem Gefühl trat ich an das Geländer heran und schaute darüber, herunter in den Eingangsbereich, in dem alles fast genauso aussah, wie ich ihn das letzte mal gesehen hatte, bevor ich mich schlafen gelegt hatte. Bis auf eine Sache.

Das Bild, das links an der Wand hing und einen See aus Italien widerspiegelte, hing schräg. Ich wusste sofort, dass es nicht meine Großmutter sein konnte, denn dafür hing das Gemälde zu weit oben. Sie war kleiner als ich und selbst ich konnte nur bis kurz in die Mitte davon langen. Sofort läuteten meine Alarmglocken, die mir sagten, dass ich in das Zimmer meiner Oma laufen sollte und ihre Waffe aus der Schublade holen sollte. Doch das konnte ich nicht. Wenn wirklich Eindringliche im Haus waren, hatten sie mich bereits gehört, als ich meine Türe geöffnet hatte. Würden sie dann noch eine zweite Türe sich öffnen hören, würden sie niemals Zeit verschwenden und wären direkt in Alarmbereitschaft. Bin in Sekunden würden sie im oberen Stockwerk stehen und hätten mich umzingelt, wodurch ich dann vollkommen machtlos gegenüber der Situation wäre, was ich auf jeden Fall verhindern wollte. Doch nur mit einer Pflanze in meiner Hand würde ich nicht dort runter gehen wollen, denn so würde es genauso enden. Als ich somit um mich herum schaute und nach einer besseren Waffe als einer albernden Pflanze suchte hörte ich plötzlich meine Großmutter.

"Ana!", schrie sie nach mir, wodurch alles in meinem Kopf ausschilt. Einzig und allein war der Gedanke in meinem Kopf, dass meine Großmutter in Gefahr war. Zudem grenzte ich den Verdacht aus, dass weitere Personen sich im Haus befinden könnten, da meine Oma niemals nur so meinen Namen gerufen hätte.

So kam es dann dazu, dass ich die Pflanze auf den Boden stellte und hastig die Treppenstufen herunter lief, ohne darauf zu achten, ob mich jemand bemerkte. Unten angekommen erkannte ich, dass das Licht in der Küche brannte. Nachdem ich kurz dort hin geschaut hatte, konnte ich im Dunklen nicht mehr so viel sehen, wie zuvor. Doch das interessierte mich nicht, denn ich musste nur zu meiner Oma, um ihr zu helfen. Gerade als ich rufen wollte, damit sie mir sagen konnte, wo sie war hörte ich das knarzen eines Stuhles, aus dem Esszimmer. Ich lief schnell auf die Schiebetüren davon zu und drückte sie schon auf die Seite, um gleich danach auf den Lichtschalter rechts von mir zu drücken.Sobald die Glühbirne über dem hellen Holztisch erleuchtete und das ganze Zimmer erhellte, gefror mir mein Blut in den Adern. Meine Augen vor schock geweitet und meine Gliedmaßen angespannt blieb ich mit angehaltenem Atem am Eingang des Zimmers stehen, unfähig mich auch nur einen Millimeter zu bewegen. Um den Tisch herum standen Männer mit Waffen in den Händen und umzingelten mich umgehend, nachdem ich den Raum betreten hatte. Doch mein Blick lag gefroren auf dem Gesicht der Person, die ich schon so lange nicht mehr gesehen hatte und auch niemals mehr vor Gesicht haben wollte.

Your Devil Where stories live. Discover now