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„Sasha?", höre ich eine Stimme aus weiter Entfernung. „Hey Sasha, wach auf! Es ist schon acht Uhr.", warnt mich die selbe Stimme. Bei diesen Worten werde ich schlagartig wach.

„Was?! Schon acht?", rufe ich erschrocken und setze mich abrupt auf. Ich versuche meine Augen offen zu halten, was sich jedoch als sehr schwierig herausstellt, weil mich das Licht komplett blendet. Durch das abrupte Aufstehen wird mir leicht schwindelig, doch ich muss es ignorieren, wenn ich noch rechtzeitig fertig werden will. Schnell stürme ich ins Bad um mich ein wenig frisch zu machen und mich anzuziehen. Ich habe noch genau 15 Minuten um auf die andere Seite des Campus zu gelangen, was zugegebenermaßen so ziemlich unmöglich ist. Es sei denn...

„Ich brauch unbedingt dein Fahrrad!", rufe ich meiner Mitbewohnerin aus dem Bad zu, während ich mir schnell einen Pferdeschwanz binde.

„Das geht nicht, Sasha. Ich komme sonst auch zu spät.", antwortet sie.

„Bitte. Wenn ich noch einmal zu spät komme, schmeißt mich der Dozent bestimmt aus dem Seminar.", bettele ich und setze meinen besten Hundeblick auf, als ich aus dem Bad komme.

„Sasha...", versucht meine Mitbewohnerin hart zu bleiben.

„Ach komm schon. Du bist noch nicht einmal zu spät gekommen. Dir reißt doch niemand den Kopf ab.", argumentiere ich und packe dabei einige Dinge in meine Tasche. Als ich fertig gepackt habe, sehe ich sie erwartungsvoll an. Nach ein paar Sekunden rollt sie resignierend mit den Augen und seufzt.

„Na geh schon.", sagt sie und wirft mir den Schlüssel für ihr Fahrradschloss zu. Ich bedanke mich bei ihr und renne so schnell ich kann raus. Auch die Treppen zum Erdgeschoss nehme ich so schnell ich kann. Eine Stufe verfehle ich jedoch, so dass ich einige Stufen herunterfalle. Fluchend sammele ich die Sachen wieder auf, die ich verloren habe und renne weiter. Mit zittrigen Händen versuche ich den Schlüssel in das Fahrradschloss zu bekommen. Erst nach mehreren Versuchen will es klappen, packe dann das Schloss eilig in meine Tasche und fahre los. Während ich fahre, sehe ich kurz auf meine Uhr. 08:06 Uhr. Wenn nichts mehr schief geht, kann ich es tatsächlich noch pünktlich schaffen. Gekonnt umfahre ich die Studenten, die ebenfalls auf dem Weg zu Vorlesungen oder Seminaren sind. Dann biege ich links ab in ein kleines Wäldchen. Diese Abkürzung habe ich vor Kurzem entdeckt und nutze sie nun regelmäßig. Man ist zwar etwas einsam und bei Dunkelheit ist es ziemlich gruselig, aber der kurze Weg spart mir doch jedes Mal einige wichtige Minuten.

Vollkommen außer Atem komme ich vor dem Gebäude an, in dem das Seminar stattfindet. Mittlerweile stehen nur noch vereinzelt ein paar Studenten vor den Türen um ihre Zigarette fertig zu rauchen. Schnell kette ich das Fahrrad fest und renne in den 1. Stock. Um schneller zu sein, nehme ich jede zweite Stufe und falle prompt über die letzte Stufe nach oben. Wie kann ich nur so tollpatschig sein? Dass ich mir noch nicht eine Gabel ins Auge gestochen habe, grenzt wirklich an ein Wunder. Genervt seufzend rappele ich mich wieder auf und sammele meine Sachen ein, die sich im Umkreis von einem Kilometer verteilt haben.

„Warte, ich helfe dir.", bietet sich ein Student an und hilft mir tatsächlich meine Sachen aufzusammeln. Ich werfe nur einen kurzen Blick auf ihn. Seine braunen Augen sehe mich direkt an, weshalb ich schnell wieder wegsehe. Die Zeit reicht sowieso nicht aus, um ihn mir ausgiebig anzusehen. Ich bedanke mich schnell bei ihm, als er mir meine Sachen gibt.

„Ich bin übrigens Gabriel Herzog.", stellt er sich vor.

„Sasha Cunningham.", stelle ich mich knapp vor und sehe unruhig in die Richtung, in der der Seminarraum liegt.

„Das ist aber ein ungewöhnlicher Name.", stellt er fest.

„Ich komme ursprünglich aus Amerika.", erkläre ich, obwohl ihn das ja eigentlich nichts angeht.

„Was studierst du denn?" Will der jetzt ein Kaffeekränzchen halten oder was ist los bei ihm?!

„Du, tut mir echt wahnsinnig leid, aber ich muss los. Wenn ich wieder zu spät komme, reißt mir mein Dozent den Kopf ab.", versuche ich freundlich zu bleiben.

„Oh, natürlich. Entschuldige." Mit einem (leider doch bezaubernden) Lächeln entlässt er mich endlich. Mit schnellen Schritten gehe ich nun zu meinem Seminar, das natürlich schon voll besetzt war. Zu meiner Erleichterung ist vom Dozenten aber weit und breit nichts zu sehen, weshalb ich mich ruhig auf den einzigen noch freien Stuhl im Raum setze.

„Hey! Du hast es ja endlich mal pünktlich geschafft.", begrüßt mich Linda, eine Kommilitonin, mit der ich mich über die Zeit an der Universität angefreundet hatte. Ich kann mir ein schmunzeln nicht unterdrücken.

„Gott sei Dank. Aber nur, weil Elisa mir ihr Fahrrad geliehen hat.", erzähle ich ihr.

„Guten Morgen.", werden wir plötzlich begrüßt, kurz bevor die Tür des Raumes geschlossen wird. Überrascht sehe ich den Mann an, der gerade den Raum betreten hat, weil mir seine Stimme seltsam bekannt vorkommt. Es ist Gabriel.

Starry HeavensWhere stories live. Discover now