Chapter 1

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𝑇ℎ𝑒 𝐿𝑜𝑛𝑒 𝑆𝑡𝑎𝑟 𝑆𝑡𝑎𝑡𝑒

State of Grace - Taylor Swift

Emilias POV

»In Austin erwartet Sie 28 Grad und strahlender Sonnenschein. Vielen Dank, dass Sie sich für Lufthansa entschieden haben. Wir hoffen, Sie hatten einen angenehmen Aufenthalt mit uns an Board und wünschen Ihnen eine gute Heim- oder Weiterreise.«

Kaum, dass der Pilot seine Durchsage beendet hat, schnallt sich mein Sitznachbar auch schon los. Unruhig sammelt er seine sieben Sachen zusammen, wobei er dabei nicht nur einmal unsanft mit seinem Ellenbogen gegen meinen Arm stößt. Genervt und ausgelaugt von dem langen zwölf Stunden Flug, drehe ich mich mit meinem Oberkörper in Richtung Fenster und beobachte, wie sich um die Boeing Bodenpersonal versammelt. Wir haben unseren Stellplatz gerade erreicht, als die ersten Passagiere aufspringen, obwohl die Anschnallzeichen noch nicht erlischt sind. Unter ihnen natürlich auch mein Sitznachbar, der anscheinend lieber gekrümmt vor seinem Sitzplatz unter den Handgepäcksfächern steht, als noch ein paar Minuten auszuharren, bis sich die Flugzeugtüren öffnen.

Ich fahre mir über mein müdes Gesicht, ehe ich mir meinen blonden Pferdeschwanz zurechtziehe und mich zu meiner Tasche beuge, die ich unter den Sitz meines Vordermannes geschoben habe. Sicherheitshalber kontrolliere ich, dass sich meine wichtigen Unterlagen immer noch an Ort und Stelle befinden, bevor ich mein Handy in meine Jackentasche schiebe und den Reißverschluss zuziehe.

Die texanische Sonne brennt unbarmherzig durch die kleine Fensterscheibe hindurch direkt auf meine schwarze Jogginghose. Draußen ist es viel zu grell, vor allem wenn man bedenkt, dass es in Deutschland gerade mitten in der Nacht ist und mein Körper noch an die mitteleuropäische Zeitzone gewohnt ist. Doch, obwohl ich hundemüde sein sollte, bin ich hellwach, als ich aufstehe, meinen Handgepäckskoffer aus der Ablage über mir hebe und den Gang hinaus aus dem Flugzeug laufe, nachdem sich die Schlange an Fluggästen langsam in Bewegung gesetzt hat.

Austins internationaler Flughafen ausgestorben. Lediglich ein paar Mitarbeiter stehen mit Rollstühlen vor dem Ausgang des Flugzeugs.

Mein Herz schlägt mir bis zum Hals, als ich die menschenleeren Gänge entlanglaufe und der Einreisekontrolle immer näherkomme. Eigentlich sollte es mir vor Vorfreude beinahe aus der Brust springen. Und auch wenn ich auf neue Erfahrungen und Eindrücke hin fiebere, bleibe ich im Zwiespalt. Mein Koffer ist vollgepackt mit Fragen, auf die ich wahrscheinlich nie Antworten bekommen würde und mein Herz schlägt zwar so kräftig wie lange nicht mehr. Allerdings ist das Pochen eher zu vergleichen mit einer klaffenden Wunde, die einfach nicht verheilen will.

»Emilia!« Ich stehe mit zwei riesigen Koffern und einem Handgepäckskoffer vor der Pick-Up Station für ankommende Flüge. Bis ich es hierhin geschafft hatte, war es ein langer Weg gewesen. Zuerst musste ich durch die Einreisekontrolle, vor welcher sich eine elendig lange Schlange gebildet hatte und dann kämpfte ich mich mitsamt meinem Gepäcke zum richtigen Ausgang durch.

Ein ehrliches Lächeln breitet sich auf meinem Gesicht aus, als ich Rachel aus einem monströsen schwarzen SUV steigen sehe. Die Britin ignoriert die mehrmaligen Aufforderungen des Flughafenmitarbeiters, dass die Fahrer sich nicht von ihren Autos entfernen, sondern nur zum Einladen des Gepäcks aussteigen dürfen und dann gleich weiterfahren müssen.

»Ma'am, Sie dürfen hier nicht Parken!«, ruft er. Doch Rachel ignoriert ihn geflissentlich. In ein paar Schritten ist sie bereits bei mir angelangt und zieht mich prompt in eine herzliche Umarmung.

𝐓𝐇𝐄 𝐍𝐈𝐆𝐇𝐓 𝐖𝐄 𝐌𝐄𝐓Where stories live. Discover now