Flucht durch Europa

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Flucht durch Europa

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Cater Brown, ein Vergewaltiger aus London! Einer der meist gesuchten Leute Europas! Er war hinter mir her. Was wollte er von mir? So hübsch war ich gar nicht. Jeder kannte sein Gesicht. Ich nur all zu gut. In dieser Nacht. Sternenklar. Er starrte mir in die Augen, mit seinen eiskalten blauen Augen, vor denen niemand sicher war.

Damals konnte ich ihm um eine Haaresbreite entweichen! Doch er ließ noch nie eines seiner Opfer in Frieden. Erst vergewaltigte es sie und dann, dann brachte er sie um. Alle! Keiner war lebend vor ihm davon gekommen. Ich wusste irgendwann würde er wieder kommen, doch nicht diese Nacht! Schwarz gekleidet stand er auf der anderen Straßenseite und musterte mich von oben bis unten. Angst machte sich in meinem Körper breit. Was hatte er vor? Seinem Gesicht zu Folge, nichts Gutes! "So sieht man sich wieder! Katy Morgan, nicht wahr?", zischte er über die Straße. Innerlich hatte ich noch gehofft, er hätte mich nicht gesehen. Zu früh gefreut, Katy. Wie gelähmt stand ich dort auf dem Gehweg, in einer abgelegenen Straße Londons und mir gegenüber Cater Brown, die meist gesuchte Person Europas! Kein Ton kam über meine Lippen. Keine Bewegung meinerseits geschah und Cater schien das sehr zu amüsieren. Langsam kam er über die Straße gelaufen. Lauf Katy lauf! Nichts! Mein Körper rührte sich nicht! Dann stand er vor mir. Seine dunklen fettigen Haare wie immer verstrubbelt und sein gut gebauter Körper von einer Lederjacke umhüllt. Verdammt Katy lauf endlich weg! Mein Herz setzte kurz aus.

Gerade als er mit seinen ekelhaften Fingern meine Wange streicheln wollte, fing ich mich wieder! Mit voller Wucht trat ich zu, direkt in seine Weichteile. Noch kurz geschockt, starrte ich ihn an und sah wie er sich langsam auf den Boden fallen ließ! Länger hätte ich auch nicht warten dürfen, denn er schien sich wieder einigermaßen zu fangen und blickte mich böse vom Boden aus an, doch dann lief ich los. Einfach weg. Er wusste wo ich wohnte. Nach Hause konnte ich auf keinen Fall. Zur Polizei? Nein, die würden mir eh nicht glauben, die dachten eh schon, dass ich einen an der Waffel habe.

Zu Freunden? Tja, wenn man Freunde hätte! Da blieb nur noch eines übrig, zu meiner Mutter, nach Deutschland. Deutschland klingt gut. Dort wird mich Cater bestimmt nicht suchen. Also ab nach Deutschland. Flugzeug? Zu wenig Geld! Also musste ich wohl die Fähre nehmen, die wohl oder übel erst morgen wieder fuhr. "Warte nur ab, Katy Morgan! Ich werde dich finden!", schrie er mir noch hinterher.

Auf einer, voller Menschen besetzten, Straße stoppte ich außer Atem. Konnte ich jetzt noch nach Hause? Oder würde er dort auf mich warten? Besser ich gehe kein Risiko ein. Hektisch zog ich mein Portmonee aus der Hosentasche und zählte 300 Pfund. Eine Menge, aber ich war ja auch vor ein paar Stunden erst auf der Bank gewesen. Doch zum Fliegen reichte es definitive nicht. Wo sollte ich diese Nacht hin? Moment, ich kann mit dem Zug fahren. Der Eurotunnel könnte die Lösung sein. Die Fahrt von 35 Minuten ist auch auszuhalten, also was steht dem im Weg?

Mit dem Taxi fuhr ich den Weg nach Folkstone. Dort kaufte ich mir ein Ticket und schon hatte kein Geld mehr. Ja gut, ich hab mir noch einen Kaffee beim McDonals geholt, aber das tut ja nun nichts zur Sache. Erschöpft ließ ich mich auf meinen Platz fallen. Schlürfte meinen Kaffee und wäre beinahe eingeschlafen. Doch als mein Blick in dem Abteil rumwanderte und dieses eine Gesicht sah, hätte ich mich beinahe am Kaffee verschluckt und an schlafen war dann auch nicht mehr zudenken. Wie konnte er den gleichen Zug wie ich erwischen? Wie konnte er wissen, dass ich den Zug nehme? Cater blickte mich grinsend an. Und genau in dem Moment schlossen die Türen und der Zug setzte sich in Bewegung. Mit zittriger Hand stellte ich meinen Becher ab. Ich kaute unruhig auf meiner Unterlippe rum und mein Herz schlug doppelt so schnell. Mit jeder Minute wurde mir mulmiger zu Mute.

Noch 20 Minuten. Auf einmal kam mir die Idee. Ich wechselte einfach das Abteil. Entschlossen stand ich auf und ging, ohne mich umzudrehen, auf die schwere Schiebetür zu. Doch bei dem Versuch sie zu öffnen scheiterte ich kläglich. Auch nach einem zweitem Versuch ließ sie sich nicht öffnen. Mist! Somit drehte ich mich um und wollte es auf der anderen Seite versuchen. Wobei ich wohl oder übel an Cater vorbei musste. Egal, dann gehe ich bei ihm halt einen Schritt schneller. Gesagt getan. Und auch als ich an ihm vorbei ging, hielt er seine Hände bei sich. Leider versagte ich auch bei diesem Versuch. Gerade als ich aufgegeben hatte und mich wieder auf meinen Platz setzten wollte, stand plötzlich Cater vor mir. "So so...Katy. Ich glaube wir haben noch eine Rechnung offen", meinte er mit einem dicken Grinsen im Gesicht. Voller Angst trat ich einen Schritt nach hinten, wo ich auch gleich gegen die Tür stieß. Nun bist du dran! Panisch blickte ich mich um. Die Leute sahen uns gar nicht. Sie würden mir nicht helfen. Ein Blick auf die Uhr ließ mich wissen, dass wir nur noch fünf Minuten unterwegs waren. Sein Grinsen wurde immer größer und meine Angst auch. Er kam näher. Nein! Bitte, ich will noch nicht sterben. Natürlich musste er dann auch noch 'stolpern' und wäre fast voll auf mich gefallen. So kann man auch sterben, zerquetscht von einem Vergewaltiger. Vor Angst schloss ich die Augen. Doch er war nicht auf mich gefallen, also öffnete ich wieder die Augen. Er hatte sich noch gefangen und stützte sich nun mit seinen Händen an der Tür hinter mir ab. Sein Gesicht war mir, meiner Meinung nach, zu nah. Außer starren, tat er nichts. Mir kullerte eine Träne über die Wange. Es war aus! Gleich holte er sein Messer raus und würde mich erstechen. Allerdings geschah nichts, außer starren. Es sah fast schon so aus, als wäre er verwundert. "Ich hatte dich hässlicher in Erinnerung!", kam es plötzlich von ihm. Pff und was hieß das jetzt? "Du bist hübsch Morgan", ergänzte er noch. Sollte ich mich nun geschmeichelt fühlen? Ein erneuter Blick auf die Uhr verriet mir, dass wir jeden Moment ankommen müssten. "Was willst du eigentlich? Es gibt genug andere da draußen!", meine Stimme klang erstaunlich fest. Obwohl ich genau wusste, das er sich einfach nur rächen wollte. Cater begann herzhaft zu lachen. Was war daran jetzt so lustig? "Du weißt ganz genau, was ich will, tu nicht so dumm!", lachte er. Das Licht wurde leicht heller. Ok, gleich würden wir in Frankreich ankommen. Deshalb fackelte ich nicht lange und trat ihn von mir weg. Zwar fiel er nicht zu Boden, aber die Schocksituation nutze ich aus, um an ihm mich vorbeizuquetschen und ich hatte Glück, denn die Türen öffneten genau in dem Moment. So schnell ich konnte, blickte ich mich um, sichtete einen Bus, zu dem ich rannte und einstieg. Zum Glück schlief der Fahrer und so konnte ich mich einfach reinschmuggeln. Auf einem Platz weit hinten versuchte ich mich so unsichtbar wie möglich zu machen. Mit der Kapuze meiner Jacke im Gesicht konnte ich zwar meine Umgebung nicht mehr sehen, aber meine Umgebung auch nicht mehr mein Gesicht. Müde schlief ich ein. Es war ein langer Tag gewesen.

Unsanft wurde ich wach gerüttelt. Müde öffnete ich die Augen. Der Busfahrer stand vor mir. "Madame, Endstation!", sein französischer Akzent machte das Verstehen schwer. Ich verstand erst nach einer Weile, was er meinte. Und erst nachdem er was von 'c'est l'horreur' gemurmelt hatte, raffte ich mich auf und verließ den Bus. 'Paris Innenstadt' stand auf einen der Bushaltestellenschildern. Paris? Puh wie komm ich denn nun nach Holland? "Pardon. Wie komme ich von hier nach Holland?", fragte ich.

"Ouh madame, die Niederlande... Sie gehen die Straße dort entlang und an der zweiten Haltestelle kommt ein Bus, der in die Niederlande fährt", erklärte er und deutete wild in die Richtung, die er meinte," hat natürlich auch seinen Preis. Ich weiß ja nicht, aber so wie sie aussehen, sind sie pleite oder?" Sah man mir sowas an? Wie konnte man sowas denn erkennen? "An ihrer Stelle würde ich per Anhalter fahren", ergänzte er noch.

Und so geschah es, dass ich kurz drauf mit einem Schild, das ich aus dem Müll gewischt hatte, in der Hand am Rande einer viel befahrenen Straße stand. Es wollte jedoch keiner anhalten. Als endlich ein Auto anhielt, war ich eindeutig erleichter. Das einzige Problem war, dass der Fahrer kaum Englisch und Deutsch konnte. Mit Händen und Füßen erklärte ich ihm, dass ich nach Deutschland müsse. Zu meinem Glück fuhr der Mann selbst nach Belgien. Über die Niederlande nach Belgien schlief ich viel. Zwar hatte ich im Bus geschlafen, aber dennoch war ich müde. In Belgien angekommen fuhr ich den Rest mit dem Taxi. Meine Mutter würde mir das Geld am Ende schon vorstrecken.

Wir parkten vor dem Haus meiner Mutter. Ich stieg aus und sagte dem Taxifahrer, dass er nur noch kurz warten sollte und er würde sein Geld bekommen. Froh daheim zu sein, hüpfte ich auf die Tür zu. Aus dem Schatten kam plötzlich eine Gestalt rammte mir ein Messer in den Bauch und ich ließ mich stöhnend auf den Boden fallen. Das letzte was ich sah, waren die Augen von ihm! Cater Brown. Nun hatte er auch mich erwischt. Er hatte gewonnen. Mit den Worten:" Mach's gut Katy Morgan, du warst tapfer." Verschwamm die Welt und wurde schwarz. Mein Atem blieb stehen und somit war mein Leben vorbei.

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