Kapitel 65

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Gabriel:

,,Er hat sie getötet.", wisperte sie leise und sah verzweifelt zu Isaac rüber. Ich drückte den Lauf der Waffe stärker in ihren Oberschenkel. ,,Und er hat sich gerade dafür entschuldigt.", gab ich zurück. Ich sah sie an und stellte fest, wie hin und her gerissen sie war. ,,Für was entscheidest du dich jetzt?", fragte ich meine Schöne und wartete nur darauf, dass sie mir eine Antwort gab. Ich war mir sicher, dass sie nachgeben würde.

,,Weißt du... ich will dir eine Sache sagen, Isaac. Du bist ein hinterfotziger..." Weiter kam sie nicht. Ein lauter Schrei hallte durch die Villa und Elena sackte zusammen. ,,Scheinbar die falsche Entscheidung.", meinte ich, während ich das Blut von der Waffe wischte. Julien und Isaac sahen mit großen Augen zu mir und der Waffe rüber. Ich blickte bloß kühl zu Elena, die sich ihre Wunde zuhielt und schluchzte.

,,Das... ist keine... Liebe.", presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. ,,Nein meine Schöne. Das ist Erziehung. Lernst du noch.", erklärte ich kalt und stand auf. ,,Siehst du? Wegen deinem Benehmen kann ich mir jetzt wieder ein frisches Hemd anziehen.", unterstellte ich ihr. Natürlich hatte ich dies eh vor, aber sie sollte zu spüren bekommen, dass nicht immer die anderen Schuld waren. ,,Achso... noch was. Das Hemd wirst du waschen und zwar heute noch.", knurrte ich über meine Schulter, während ich den Raum verließ und die Treppen hoch zum Schlafzimmer lief.

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Elena:

Mein ganzes Bein war taub. Mir wurde schlecht, das Blut floß mein Bein hinunter und kam auf der Couch auf. ,Wenn Gabe das sieht, bin ich tot.', dachte ich und schluchzte. Julien kam auf mich zu und setzte sich neben mich. Er zog ein Kissen aus seinem Bezug und verband mein Bein provisorisch. Als er fertig war, gab er mir einen sanften Kuss auf die Stirn.

,,Danke.", wimmerte ich und blickte in sein mitleidiges Gesicht. ,,Kein Problem, Prinzessin.", gab er zurück. Isaac sah mich bloß bedauernd und einsichtig an. Es tat ihm leid... ja, aber er hatte mir meine beste Freundin genommen. Im Endeffekt meine einzige. Ich musste ihn hassen. Schon allein für Grace musste ich das.

,,Ich glaube, ich komme ab jetzt öfter hier her. Irgendjemand muss ja nach dir sehen. Nicht, dass du irgendwann tot in der Ecke liegst und es keiner merkt.", beschloss Julien und streichelte meinen Handrücken. Er war so fürsorglich und nett. Julien war momentan der Einzigste, der mich verstand und mir half. ,,Danke. Das weiß ich zu schätzen.", hauchte ich.

Als wir die Treppen hörten verstummten wir und Julien setzte sich schnell wieder an seinen Platz. Gabriel betrat den Raum und sah jeden von uns einzeln an. Dann nahm er neben mir Platz und blickte auf die Couch und meine verbundene Wunde.

,,Du kannst froh sein, dass hier Kumpels von mir dabeisitzen. Die Couch ist ein Vermögen wert und deinen tollen Verband..." ,,Das war ich.", warf Julien in den Raum und sah mich aufmunternd an. ,,Wer gibt dir das recht, mir zum einen reinzureden und zum anderen ihr zu helfen?", fragte Gabe mit hochgezogener Augenbraue. ,,Ich.", gab meine Hoffnung zurück.

Gabriel legte den Kopf in den Nacken und holte seufzend seine Waffe aus dem Hosenbund. Ich sah blitzschnell zu Julien, der natürlich sofort reagierte. Als Gabe wieder zu ihm sah, zielten beide aufeinander. ,,Sicher, dass du das machen willst?", fragte Julien und sah ihn herausfordernd an. ,,Eventuell.", sagte Gabe und lud nach. Auch Julien lud nach und zielte auf Gabriel's Kopf.

,,FUCK HÖRT AUF!", schrie ich und schlug Gabriel die Waffe aus der Hand. Dafür kassierte ich direkt eine Backpfeife und flog auf den Boden. Beim Aufprall meines Beines, schrie ich laut auf. Hinter mir nahm ich bloß ein lautes verzweifeltes ,,Nein" von Julien war. Isaac stand auf und kam um den Tisch herum, um zu mir zu gelangen. Schnell half er mir auf und ging zu seinem Platz zurück. Dort angekommen setzte er mich auf seinen Schoß.

,,Alles wird gut.", versuchte er mich zu beruhigen. Gabriel wurde immer wütender. Er wurde wahnsinnig. Julien versuchte ihn zu beruhigen, doch Gabe hörte nicht und warf ein Gemälde auf Julien. Dieser wich aus und versuchte nicht über seine eigenen Füße zu stolpern.

,,Lass mich kurz.", meinte ich zu Isaac und stand langsam auf. Beim Laufen wackelten meine Beine stark, was mir fast meine Balance raubte. Ich lief zu Gabe und sah ihn an. Sofort hob er seine Hand und ballte sie zu einer Faust.

Schnell warf ich mich ihm an die Brust und klammerte mich an ihm fest. ,,Was wird das?", fragte er mich und ließ die Faust sinken. ,,Ich will nicht, dass du wütend bist.", wimmerte ich und unterdrückte die heißen Tränen, die wieder kamen. ,,Dafür, dass du das nicht willst, provozierst du es ganz schön oft.", knurrte er mir ins Ohr und ließ eine gewaltige Gänsehaut über meinen Körper gleiten. Seine Stimme klang so bedrohlich ruhig.

,,Bist du noch sauer?", fragte ich und sah ihn an. ,,Nein.", raunte er. ,,Kann ich dir wirklich vertrauen?", fragte ich mit zittriger, unsicherer Stimme. Wenn ich ihn so ansah, wurde mir ganz flau in der Magengegend. Ich hatte so unendlich große Angst. Er schaute mir tief in die Augen und fing an leicht provozierend zu grinsen. ,,Keine Ahnung. Sag du es mir.", antwortete er mir dann auf meine Frage.

,,Ich will dir vertrauen, aber das kann ich nicht, wenn du so bist.", flüsterte ich und ließ meine Hände etwas lockerer an seiner Taille verweilen. ,,Du kannst dich auf mich verlassen, wenn du Hilfe brauchst. Das weißt du." ,,Ach weiß ich das?", fragte ich entsetzt. ,,Du schlägst mich und ballerst mir ne Kugel ins Bein. Das macht kein Mensch, auf den man sich verlassen soll, wenn man Hilfe braucht.", stellte ich klar und ließ von ihm ab. Sofort zog er mich wieder an sich und sah mir tief in die Augen.

,,Du hast keine andere Wahl. Entweder du vertraust und gehorchst mir oder du stirbst.", meinte Gabriel. Ich konnte nicht mehr antworten. Das alles wurde mir zu viel. Ich sackte in seinen Armen zusammen und kam weinend auf dem Boden auf. Nichts wollte ich gerade mehr, als meinen fürsorglichen Gabriel zurück. Ich sehnte mich nach nichts anderem. Meine Hände umschlungen mein Gesicht und wurden schlagartig von meinen Tränen nass.

Gabriel kniete sich nieder und streichelte meinen Hinterkopf. Julien und Isaac gaben keinen Ton von sich und standen wahrscheinlich einfach nur da. Ich spürte Gabe's Atem gegen meine Stirn prallen und hörte seinen Herzschlag. Sein Oberkörper pulsierte stark. Durch meine Finger konnte ich erkennen, dass sich seine Brust langsam hob und schwer senkte.

,,Jungs... geht bitte. Julien, wir reden noch miteinander.", bat er die beiden und wandte sich dann wieder an mich. Hinter mir nahm ich die Schritte wahr, die sich langsam aus dem Raum und dann aus dem Gebäude schlichen.

Jetzt war ich wieder allein mit meinem Partner... meinem Psychophaten und meinem Peiniger.

Love is what you needWhere stories live. Discover now