Prólogo

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Ich blinzelte. Mein Kopf dröhnte. Ich fühlte mich benommen.

Ich versuchte mich zu erinnern, was passiert war. Vor meinem inneren Auge tauchte dieser Typ auf - der vermeintliche Pizzalieferant. Ich wollte meine Hand an meinen Kopf führen, weil ich mich erinnerte, dass er mich niedergeschlagen hatte, doch ich konnte mich nicht bewegen.

Mein Körper gehorchte mir nicht - es war als wären meine Gliedmaßen aus Beton. Ich erinnerte mich an die Spritze, die er mir gegeben hatte und danach - nichts.

Ich wusste nicht, was passiert war. Was ich in der Dunkelheit, an die sich meine Augen von Minute zu Minute mehr gewöhnten, jedoch wahrnahm, war, dass ich nicht mehr im Auto war. Ich sah Wände um mich herum.

Ich wusste nicht, wie viel Zeit verging, bis ich bemerkte, dass mein Untergrund nicht fest war. Das heißt, er war fest - aber er schaukelte. Es war als wäre ich auf einem Schiff.

Ich spürte, wie ganz langsam die Angst in meiner Kehle aufstieg.

Ich war auf einem Schiff!

Was hatte dieser Typ mit mir vor? Wo brachte er mich hin?

Mein Herzschlag dröhnte in meinen Ohren.

Minute für Minute schaffte ich es, mich ein wenig mehr zu bewegen. Ich rappelte mich langsam auf und musste mich an der kalten Metallwand festhalten, als mir schwindelig wurde.

Ich sah mich so gut es ging um. Ich war allein. Der restliche Raum war leer. Ich spürte, dass ich zu zittern begann. Ich trug immer noch meine Jogginghose und mein Top, das für mein Bett super gewesen, doch für Herbst auf dem Wasser viel zu kalt war.

Ich versuchte einen klaren Gedanken zu fassen, doch mein Kopf fühlte sich immer noch vernebelt an. Sollte ich schreien? Oder würde das meinen Angreifer nur dazu bewegen, mich nochmal unter Droge zu setzen? Wenn ihm das Schiff jedoch nicht gehörte und niemand wusste, dass ich hier war, konnte ich mit ein wenig Lärm vielleicht einen potentiellen Retter oder eine Retterin auf mich aufmerksam machen.

Ich riskierte es und begann zunächst zaghaft, doch dann immer bestimmter gegen die Wand zu schlagen und zu rufen. Ich war mir mittlerweile sicher, dass ich mich in einem Container befand.

,,Hilfe! Hilfeee!", brüllte ich. Meine Rufe blieben jedoch vergeblich, denn Hilfe blieb aus. Ich hatte jegliches Zeitgefühl verloren, doch irgendwann brachte ich nur noch ein Krächzen über die Lippen und meine Kräfte verließen mich. Ich ließ mich verzweifelt und frustriert zu Boden sinken.

Neben meiner Kehle begannen nun auch meine Augen zu brennen. Ich spürte das altbekannte, doch immer noch vertraute Engegefühl in meiner Brust und versuchte mich zusammenzureißen. Es überraschte mich, dass die Panikattacke erst jetzt kam, doch ich konnte sie, genauso wenig wie damals gebrauchen. Jetzt sogar noch weniger! (TRIGGERWARNUNG!)

Ich spürte, wie meine Hände feucht wurden und auch mein Rücken von einem Flüssigkeitsfilm überzogen wurde. Das altbekannte Gefühl der Aussichtslosigkeit und des Gefühls, gleich vollkommen die Kontrolle zu verlieren, breitete sich in jeder Faser meines Körpers aus. Ich versuchte so ruhig ich konnte, in den Bauch zu atmen, auch wenn mir die Panik die Kehle zuschnürte.

Ein. Halten. Aus.

Mein Herz schlug laut in meine Ohren und verstärkte meine, ausnahmsweise mal nicht irrationale, Panik. Ich versuchte weiter einen Atemrhythmus zu finden, der die drohende Hyperventilation verhinderte.

Ein. Halten. Aus.

Ein. Halten. Aus.

Ich legte mich auf den Boden. Meine Hände legte ich auf meinen Bauch.

Vier. Sieben. Acht.

Vier Sekunden einatmen - sieben halten - acht ausatmen.

Ich schloss die Augen und versuchte mich nur auf meine Atmung zu konzentrieren. Nach etwa zwanzig Durchgängen spürte ich, wie mein Puls sich verlangsamte. Ich hatte das Schlimmste überstanden.

Ich blieb eine Weile liegen und hörte mir nur beim Atmen zu. Ich versuchte jeglichen Gedanken an meine aussichtslose Situation auszublenden. Erstmal musste ich meinen Körper wieder vollkommen unter Kontrolle bringen. (TRIGGERENDE)

Die letzte Panikattacke war fast eineinhalb Jahre her. Doch ich hatte nicht vergessen, wie es sich anfühlte meiner Angst hilflos ausgeliefert zu sein. Genauso beschissen, wie damals!

***

Ich fuhr hoch, als ich ein Geräusch wahrnahm. Licht fiel in den Container und ich war für einen Moment geblendet. Jemand sagte etwas auf Spanisch und auch, wenn mein Auslandssemester schon ein Jahr her war, verstand ich ganz gut, dass er gesagt hatte, dass ich wach sei.

Jemand packte mich. Ich erkannte im Licht einen Mann - es war nicht der, der mich entführt hatte. ,,Wer bist du?", fragte ich mit kratziger Stimme auf Spanisch. Ich konnte meine Augen jedoch immer noch kaum aufhalten, da das Tageslicht sie mir förmlich verbrannte.

,,Sie versteht uns scheinbar!", sagte der Mann und zog mich grob aus meinem Gefängnis. Ich versuchte mich festzuhalten und ihn abzuschütteln. ,,Wenn du nicht still hältst, dann bekommst du gleich was, was dir keine Wahl lässt!", brummte er missmutig.

Da ich auf keinen Fall wieder unter Drogen gesetzt werden wollte, wehrte ich mich nicht weiter, sondern versuchte zu erkennen, wo ich war. Langsam hatten sich meine Augen ans Licht gewöhnt. Der Mann, dem ein weiterer Mann folgte, zog mich übers Deck des Schiffes. Ich sah eine Flagge am Anlegeplatz.

Ich war in Spanien. Eindeutig. ,,Was wollt ihr von mir?", fragte ich erneut. Beide Männer ignorierten mich. Wir steuerten auf einen anderen Container zu. Auf ihn waren einige weitere gestapelt. Der Mann schob den Riegel zurück und schubste mich ohne Umschweife hinein.

,,Was soll das?", schrie ich und versuchte gleichzeitig den Sturz abzufangen. Dunkelheit hüllte mich ein, als die Tür hinter mir mit einem Knall geschlossen wurde. Schon wieder!

Erneut brauchten meine Augen eine Weile, um sich an die Schwärze zu gewöhnen. Ich erkannte, dass ich dieses Mal nicht allein war. Am Boden lag eine Gestalt.

Vorsichtig näherte ich mich ihr. ,,Hallo?", fragte ich. Keine Reaktion. Ich kniete mich neben sie. ,,Hallo? Hören Sie mich?''

Es war eine Frau. Wie alt sie sein mochte, konnte ich in der Dunkelheit nicht abschätzen. Sie war offensichtlich nicht bei Bewusstsein. Vorsichtig schüttelte ich sie.

Keine Reaktion.


A.N.:

Hello again, mein*e Liebe*r :)

Freut mich, dass du offensichtlich wieder für Teil 2 von Lo Que Quieres am Start bist! Was hältst du von dem Cover?

Bevor wir richtig in die Story starten, noch ein paar Worte zum Inhalt & zum Updaten vorab: In dieser Story werde ich voraussichtlich Themenfelder anschneiden, die für den/die eine*n oder andere*n triggernd sein könnten - ich werde daher an gewissen Stellen Triggerwarnungen einbauen. Wie du dir vielleicht denken kannst, wird dieser Teil ein wenig düsterer werden, weshalb die Themengebiete diesbezüglich unterschiedlich sein werden. In Bezug aufs Updaten werde ich den Rhythmus den ich gegen Ende von Lo Que Quieres (meist alle 2 Tage) nicht beibehalten können. Ich schreibe dieses Jahr mein erstes Staatsexamen, weshalb ich mich noch mehr als sonst auf die Uni konzentrieren muss, doch ich werde versuchen, mir die Zeit zum Schreiben trotzdem nicht vollständig nehmen zu lassen. Ich hoffe du bist nachsichtig mit mir :)

Und jetzt ganz viel Spaß bei ,,Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchst". Ich freu mich, dass du dabei bist :)

Deine Catching011Alice 🖤

Lo Que Necesitas - Was du wirklich brauchstWo Geschichten leben. Entdecke jetzt