Lauf

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Sie rannte. Der Asphalt unter ihren Füßen war hart und unnachgiebig. Sie hatte kein Ziel, ihr Lauf würde erst dann enden wenn er sie erreichte oder sie auf Menschen traf. Die Straße war alt, voll Löcher und hatte eine leichte Steigung. Nicht besonders viel aber genug um ihren Atem und ihre Beine schwerer werden zu lassen. Die Schritte ihres Verfolgers hallten laut in ihrem Gehirn. Sie vertrieben alle Gedanken. Nichts außer schwere, lauter werdende Schritte beherrschten ihr Bewusstsein. Plötzlich hört die immer enger werdende Straße auf und wurde zu einem Waldweg. Sie stoppte entsetzt. Keuchend schnappte sie nach Luft und ihre Gedanken setzten wieder ein. Wo sollte sie hin? Sie musste die Zivilisation erreichen und ein Waldweg führte sie ganz gewiss nicht dahin. Doch auch zurück konnte sie nicht. War ihr Verfolger doch auf dieser Straße. Ihr kam es auf einmal so vor als würden die Schritte näher kommen. Als würden seine fetten Finger sich jeden Moment auf ihre Schultern legen und sie mit sich ziehen. Trotz all dem, zwang sie sich nach vorne zusehen. Nur keinen Blick nach hinten zu verschwenden. Abrupt lief sie wieder los. Panik trieb ihre Füße voran. Bald erreichte sie eine Weggablung. Unbeirrt lief sie geradeaus. Sie schlitterte einen kleinen Hügel hinunter . Kaum war sie unten angelangt führte der Pfad steil bergauf. Ihre Waden brannten und sie biss die Zähne fest zusammen, während sie sich hinauf kämpfte. Immer wieder fiel sie vor Erschöpfung auf die nun blutenden Knie. Doch spürte sie keinen Schmerz, sie bemerkt noch nicht mal das Blut, dass warm durch ihre Hose sickerte. Immer mehr Schatten schoben sich in ihr Blickfeld. So realisiert sie die Wurzel erst als sie über sie fiel. Schmerzhaft landet sie auf der Seite und rollte den mühsam erklommen Berg wieder herunter. Kraftlos versuchte sie sich aufzurichten. Gestrüpp verfing sich in ihren Haaren. Zog an ihrer Kleidung und zerkratzte ihre Arme. Ihre Beine zitterten und die Kraft verließ sie zusehends. Sie taumelte ein paar Schritte vorwärts. Die Dunkelheit trübte ihren Blick. Die Bäume sah sie nur noch schemenhaft. Dann rutschte sie aus. Dumpf landete sie im Schlamm. Kälte kroch in ihre Knochen. Ihre Sachen sogen sich mit der Feuchtigkeit voll. Angestrengt lauschte sie auf die Schritte ihres Verfolger doch da war nichts. Alle Geräusche verschwanden. Alle Schmerzen verblassten. Alle Ängste waren fort. Und dann war da nur noch Schwärze.

Nobody cares anyway.Where stories live. Discover now