Chapter 1

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Es war ein kühler Morgen. Ich saß auf meinem Balkon, hatte einen heißen Kakao in der Hand und genoss die erfrischende Brise, die mein Haar leicht umherflattern ließ. Mein Blick fiel auf die menschenleeren Straßen und ich genoss die Stille, die so früh am Morgen herrschte. Noch waren die Menschen am schlafen, immerhin hatten wir erst fünf Uhr morgens an einem Samstag, und ich war somit auch bloß eine der wenigen, die schon wach waren, aber bald schon würden die Straßen von tausenden von Menschen überströmt werden, so wie es nun mal üblich in einer Millionenstadt war.

Es war noch dunkel draußen, aber ich konnte dank der Straßenbeleuchtung, die vom Herbst rot gefärbten Blätter gut erkennen, die einzeln von den Bäumen abfielen. Ich fand es irgendwie beruhigend der Vergänglichkeit der Natur zuzugucken. Es gab mir das Gefühl, dass meine zerstörte Beziehung nicht das einzige Vergängliche war. Und obwohl es aus war, konnte ich nicht aufhören an ihn zu denken. Nicht weil ich ihn noch liebte, ganz im Gegenteil. Ich hasste ihn. Ich hasste ihn mit jeder einzelnen Faser meines Körpers. Und obwohl er mir das Herz schon in der zwölften Klasse gebrochen hatte, verspürte ich auch heute noch, sieben Jahre später, diese große Verachtung ihm gegenüber.

Ich atmete tief durch, als ich bemerkte, dass meine innere Ruhe verloren ging und sich in eine brodelnde aufkochende Wut auf das Arschloch, das mich am Abschlussball versetzte, verwandelte. Heute war mein freier Tag und ich wollte ihn vollständig genießen. Ich würde keine einzige Sekunde meiner freien Zeit mehr damit verbringen an ihn zu denken.

Ich trank einen kleinen Schluck von meinem Kakao und genoss, wie die warme Flüssigkeit meine Kehle runter rann und mich von innen heraus aufzuwärmen schien. Ich wollte gerade einen zweiten Schluck nehmen, als der schrille Ton meines Handys mich aus meiner kleinen Blase der Ruhe riss.

„Agent Palmer, es tut mir leid dich an deinem freien Tag zu stören, aber du musst in mein Büro. Sofort!" Und ohne mich auch nur einmal zu Wort kommen zu lassen, legte mein Boss einfach wieder auf. Ich legte verdutzt das Handy wieder hin und blieb für einen Augenblick einfach auf meinem Platz sitzen, bevor ich einmal tief durchatmete und dann leise nörgelnd aufstand, um mich umzuziehen.

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„Gut, dass du gekommen bist", wand mein Boss, Oliver Williams, sich sofort an mich, sobald ich sein Büro betrat. Als hätte ich eine Wahl gehabt. „Was ist denn so wichtig, dass ich" Ich warf einen Blick auf die Uhr an der Wand hinter mir. „um sechs Uhr morgens hier her beordert wurde?", fuhr ich fort. „Valentino Russo ist wieder aus seinem Loch gekrochen." Ich weitete überrascht meine Augen.

Valentino Russo war der Mafiaboss der größten Verbrecherorganisation Drago, hinter dem ich schon eine ganze Weile her war. Vor einem Jahr ist er untergetaucht und heute hat man seine Fährte wohl wieder aufgenommen.

„Stell mir das Team zur Verfügung. Wir kriegen ihn dieses Mal!" Ich wollte gerade losstürmen um die ersten Vorkehrungen zu treffen, als mein Boss mich aber zurück hielt. „Das geht nicht." Ich sah ihn entgeistert an. „Was?" „Diese Mission erfordert äußerste Diskretion. Russo ist paranoid. Bei einem kleinen Fehler unsererseits würde er sofort das Weite suchen. Das dürfen wir nicht riskieren." Ich nickte verständlich. „Und genau deswegen brauche ich das Team. Ich-" Er unterbrach mich mit einer steifen Handbewegung. „Wir dürfen diesen Fall nicht mehr alleine lösen. Russo ist nicht mehr nur innerhalb des Landes unterwegs, sondern auch außerhalb der Grenzen. Wenn wir ihn behalten wollen, dann bleibt uns nichts anderes übrig, als mit dem ICFD zusammen arbeiten zu müssen."

Ich stöhnte entnervt auf. ICFD stand für International Crime Fighting Division und das waren alles nur die reinsten Arschlöcher. Ich hatte schon einmal die Ehre mit einigen von Ihnen zu arbeiten. „Ein Agent wird jeden Augenblick hier eintreffen." Ich runzelte verwirrt meine Stirn. „Nur einer?" Mein Boss nickte. „Du bist eine meiner besten Agentinnen und deshalb wirst du mit dem besten Agenten des ICFD zusammenarbeiten müssen."

Ich hob überrascht meine Augenbrauen und wenn ich nicht wüsste, dass mein Boss keine Witze machte, dann hätte ich hier und jetzt laut losgelacht. „Nur zwei Personen sollen eine so große Mission antreten?" Das konnte doch nur ein schlechter Witz sein. „Wir müssen diskret vorgehen. Da wäre ein zwei-Personen -Team wesentlich unauffälliger als ein ganzes Team von zwölf oder sogar mehr." Ich nickte verständlich und verschränkte meine Arme vor der Brust. „Und wer wird mein Partner sein?"

Gerade setzte mein Boss zum Reden an, als die Tür ohne Vorwarnung aufschwang und ein großer dunkelhaariger Mann eintrat. Der Blick meines Bosses verdunkelte sich und ich schenkte dem Agent keine Beachtung. „Bei uns beim LCP, Local Crime Prevention, klopft man noch, bevor man einen Raum betritt!" Ich drehte mich nicht zum Agent, damit er mein kleines schadenfrohes Lächeln nicht bemerkte. Die Ungunst meines Bosses war die Hölle und er schien sie auch nur ohne ein einziges Wort auf sich gezogen zu haben.

„Verzeihen Sie, Mr. Williams", ertönte seine tiefe dunkle Stimme, die mir einen kleinen Schauer meine Wirbelsäule runter laufen ließ. „Ich werde demnächst dran denken." Williams nickte, hatte aber immer noch diesen dunklen Blick aufgesetzt, der so schnell wohl auch nicht wieder verschwinden würde. „Stellt euch einander vor und dann können wir uns auch endlich der Arbeit widmen", befahl mein Boss, weshalb ich mich mit noch immer verschränkten Armen umdrehte, um meinem Partner ins Gesicht schauen zu können.

Mein Körper erstarrte, als ich zu dem gut gebauten Mann aufblickte. Bei seinem Anblick weiteten sich meine Augen geschockt und voller Unglauben starrte ich ihn einfach nur an. Er schien mich jedoch in keinster Weise zu erkennen, was vielleicht auch daran lag, dass ich mich über die Jahre hin sehr stark verändert hatte, aber dennoch; wenn man zwei Jahre zusammen war, dann musste man das Gesicht des anderen doch in und auswendig kennen. Ich schluckte den Kloß in meinem Hals runter und versuchte meinen Schock zu verbergen, in dem ich eine neutrale Miene aufsetzte.

„Asher Blake", stellte er sich vor und reichte mir die Hand.

Beloved EnemyUnde poveștirile trăiesc. Descoperă acum